44. Hausärztinnen- und HausärztetagKampf statt Kuschelkurs

Zur Eröffnung des Hausärztetags hat die Bundesspitze des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes traditionell ihren Bericht zur Lage vorgestellt. Darin enthalten: ein Zwischenzeugnis für den Verband, scharfe Worte in Richtung KBV – und eine klare Ansage, bei welchen Themen man Gesundheitsminister Lauterbach an seine Versprechen erinnern muss.

Stellen beim 44. Hausärztinnen- und Hausärztetag ihren Bericht zur Lage vor: Dr. Markus Beier und Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth.

Berlin. Politische Erfolge im Team erzielen – vor einem Jahr war der neue Bundesvorstand des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes unter dieser Maßgabe angetreten. Die kooperative Führung im Team funktioniere und habe sich bewährt, erklärte Bundesvorsitzender Dr. Markus Beier nun zur Eröffnung des 44. Hausärztinnen- und Hausärztetages am Donnerstag (21.9.) in Berlin.

Exemplarisch zeige sich dies beispielsweise in der Umbenennung des Verbandes, die in enger Abstimmung mit allen Delegierten erfolgt sei.

Der Austausch mit den Vertreterinnen und Vertretern der Hausärztinnen und Hausärzte soll in Zukunft weiter intensiviert werden, versprach Beier im Falle einer Wiederwahl, die ebenfalls noch am Donnerstag auf der Tagesordnung stand. „Denn in den immer heftigeren Kämpfen im Gesundheitswesen müssen wir unsere Kräfte als Verbände auf Landes- wie auf Bundesebene mit all unseren Servicegesellschaften noch stärker bündeln“, so Beier weiter.

Seit Tag eins, unterstrich auch Prof. Nicola Buhlinger-Göpfarth, Erste stellvertretende Bundesvorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes, „sind wir beide unterwegs“, um sicherzustellen, dass keine politische Entscheidung ohne die Mitwirkung von Hausärztinnen und Hausärzten getroffen werde.

Nicht nur an dieser Stelle erntete die Bundesspitze für ihren Bericht zur Lage, der den Hausärztetag traditionell eröffnet, breiten Applaus der 120 anwesenden hausärztlichen Delegierten.

MGVplus-Entbudgetierung muss kommen

Anstatt der Bestrebungen der Politik, die Versorgung zu zersplittern, müsse die Hausarztpraxis, gab sich Buhlinger-Göpfarth kämpferisch, der zentrale Ort der Versorgung bleiben.

Ein entscheidender Knackpunkt dabei ist das offene Entbudgetierungs-Versprechen von Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD). Diese sei Teil des Koalitionsvertrags und im vergangenen Jahr mehrfach auch öffentlich versprochen worden, erinnerte Beier. “Wir sind die Mehrheit der Versorgung, und diesem Versprechen nicht nachzukommen, ist definitiv eine rote Linie, die keine und keiner wagen sollte zu überschreiten”, mahnte er scharf.

Es gebe Montage, an denen sich acht Prozent der deutschen Bevölkerung in – vornehmlich hausärztlichen – Praxen sitze, so Beier. Notfalls werde man auch die Teams sowie Patientinnen und Patienten in den Protest einbeziehen.

Die Entbudgetierung nach dem Modell “MGVplus” sei Voraussetzung, um Praxen in einigen Teilen Deutschlands überhaupt wirtschaftlich führen zu können, so Beier. Daher appelliere er noch einmal an Lauterbach, die geplanten und “vollkommen unausgegorenen” Gesundheitskioske – die in fünf Jahren zwei Milliarden Euro verschlingen würden – zu streichen und stattdessen endlich die Entbudgetierung einzulösen.

KBV hat Versprechen gebrochen

Scharfe Kritik wurde in diesem Zuge an der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) laut. Dieser sei bewusst, dass die “längst überfällige Entbudgetierung der hausärztlichen Leistungen” anders aussehen müsse als von vielen Facharztverbänden und großen Teilen der KBV gefordert, so Buhlinger-Göpfarth. “Andernfalls wird sie zum deutlichen Verlustgeschäft für die Hausarztpraxen.”

Die Hausärztinnen und Hausärzte hätten sich daher unter der Bedingung an der KBV-Protestaktion beteiligt, dass die Entbudgetierung für die Hausärztinnen und Hausärzte dem Modell “MGVplus” folgen müsse. Dennoch habe die KBV ein Papier veröffentlicht, in dem die Version “Verlustgeschäft” propagiert worden sei. Buhlinger-Göpfarths Fazit: „Wenn das der Outcome von Absprachen ist, dann werden wir künftig gut und gerne darauf verzichten.“

Hausärztliche EBM-Reform ist überfällig

Neben der dringenden Entbudgetierung sei außerdem eine echte hausärztliche EBM-Reform überfällig, erklärte Beier. Auch hier sieht der den KBV-Vorstand in der Pflicht.

Als erstes müsse eine Vorhaltepauschale für Hausarztpraxen her, damit diese als Herz der Versorgung vernünftig ausgestattet werden. Daneben müsse endlich der „Quartalswahnsinn“ ein Ende haben. Dass Chroniker zum Beispiel alle drei Monate in die Praxis einbestellt werden müssten, dies hätte nichts mit guter medizinischer Versorgung zu tun, sondern bedeute Ressourcenverschwendung und Fehlsteuerung.

Als drittes müssten, so Beier, endlich die Leistungen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Praxen vernünftig in den EBM eingepreist werden. Auch hier könne die HZV als Vorbild dienen: So erhalten Praxen in Baden-Württemberg, sobald sie nichtärztliche qualifizierte Heilberuflerinnen und Heilberufler anstellen, einen Teampraxiszuschlag. 

Darüber hinaus erinnert Buhlinger-Göpfarth mit Blick auf den EBM an ein weiteres uneingelöstes Versprechen Lauterbachs: Im Zuge der Erstellung des Hitzeschutzplans, in den der Hausärztinnen- und Hausärzteverband eingebunden war, hatte dieser eine Ziffer für die klimaresiliente Beratung in Aussicht gestellt. “Wir werden auch hier den Druck aufrechterhalten, damit dies kein leeres Versprechen des Ministers bleibt.”

HZV verbessert Versorgung auf allen Ebenen

Überhaupt sei die HZV der Rettungsanker der hausärztlichen Versorgung und wichtigster Innovationsmotor im Gesundheitssystem, erinnerte das Duo. Beispielhaft nannte Buhlinger-Göpfarth in diesem Zusammenhang den Zuschlag für eine klimaresiliente Versorgung, den die AOK Baden-Württemberg ab Oktober in diesem Gebiet fortgebildeten Praxen zahlt.

Darüber ist die HZV nur eine von vielen Stellen, an denen der Verband echte Schlagkraft hat: Sie stehe mit fast 9 Millionen eingeschriebenen so “gut und gefestigt” wie nie zuvor. Dringend notwendig sei der vom Verband geforderte Bonus für teilnehmende Versicherte, erinnerte die Bundesspitze abermals. Diesen aus den Präventionstöpfen der Krankenkassen zu finanzieren, sei eine “Win-win-Situation”.

Als Beleg für die Schlagkraft des Verbandes nannte Buhlinger-Göpfarth auch das Beispiel der Telefon-AU. Trotz des massiven Widerstands von Krankenkassen, der Arbeitgeber aber auch Teilen der ärztlichen Selbstverwaltung hätte es der Bundesverband gemeinsam mit den Landesverbänden geschafft, dass die Telefon-AU heute fester Bestandteil der Versorgung sei.

Im politischen Berlin habe der Verband darüber hinaus Ausrufezeichen mit konzeptionellen Angeboten beispielsweise zu Themen wie Hitzeschutz, klimaresiliente Beratung, Infektwinter oder Versorgung von Patientinnen und Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen gesetzt. „An Hausärzten führt kein Weg vorbei“, sagte Buhlinger-Göpfarth.

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