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Coronavirus in ItalienHausärzte sollen Reiserückkehrer beraten

Mit der Ausbreitung in Italien rückt das Coronavirus gefühlt näher. Die Behörden raten zu Wachsamkeit, nicht Panik - und setzen explizit auf Hausärzte. PLUS: Aktuelle Praxishilfen zum Umgang mit Verdachtsfällen in der Praxis.

Macht die Testung in der Hausarztpraxis Sinn? Viele Hausärzte verneinen dies.

München/Berlin. Um eine Ausbreitung des Coronavirus von Italien nach Bayern möglichst gering zu halten, will die Staatsregierung vor allem Reisende so gut wie möglich aufklären. Es sei ganz wichtig, “dass wir diejenigen, die betroffen sein könnten, erreichen”, sagte Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) nach einem Treffen unter anderem mit dem Verkehrs- und Innenministerium am Dienstag (25. Februar).

Wer grippeähnliche Symptome und beispielsweise Atemnot habe, solle zunächst seinen Hausarzt anrufen und abklären, ob es sich um eine Infektion mit der neuartigen Lungenkrankheit handeln könne, riet sie.

Huml kündigte an, etwa in Zügen vermehrt zu informieren. Doch auch per Flugzeug, Bus oder mit dem Auto kämen Reisende zurück, die die Faschingsferien derzeit in Italien verbringen. Das Infomaterial, das bisher stark auf China – als Ursprungsland der Epidemie – ausgelegt sei, solle aktualisiert werden, sagte sie. So habe das Robert Koch-Institut (RKI) zum Beispiel neue Risikogebiete in Italien benannt.

“Der Hausarzt” hat die vorliegenden Praxishilfen zum Umgang mit Verdachtsfällen – eine Checkliste für das Praxisteam, eine Patienteninfo sowie einen Aushang für die Praxistür – entsprechend aktualisiert.

Vollständige Anamnese ist essenziell

Wichtig für Hausärzte ist neben dem eigenen Schutz beispielsweise durch Schutzmasken, die jedoch bundesweit immer öfter ausverkauft sind, unter anderem eine vollständige Anamnese begründeter Verdachtsfälle, erinnert die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) in aktualisierten Hinweisen für Niedergelassene. Denn Todesfälle traten bisher vor allem bei älteren oder chronisch kranken Patienten auf.

Nach wie vor lautet das Credo für Hausarztpraxen dabei, Vorsicht walten zu lassen und entsprechend sensibilisiert zu sein – jedoch nicht in Panik zu verfallen. Gegenwärtig gibt es laut RKI “keine Hinweise auf eine anhaltende Viruszirkulation in Deutschland” (Stand 25.2.2020).

Ob eine – mitunter empfohlene – Testung in der Hausarztpraxis praktikabel ist, scheidet unterdessen die Geister. Die DEGAM-Empfehlung für Niedergelassene sieht in “begründeten Verdachtsfällen” aktuell Abstriche aus Naso- und Oropharynx vor, für deren aussagekräftige Gewinnung jedoch umfangreiche Vorgaben bestehen. Damit richtet sie sich nach den aktualisierten Hinweisen des RKI: Bei einer akuten Atemwegserkrankung und begründetem Verdacht auf eine Infektion mit dem neuen Coronavirus sollte in der Differenzialdiagnose auch auf das SARS-CoV-2 getestet werden, rät das Institut neuerdings.

Ob eine Hausarztpraxis dies im Alltag leisten kann – und beispielsweise auch aus räumlichen Gegebenheiten gleichzeitig einen Schutz des eigenen Personals sicherstellen kann -, muss aber wohl individuell abgewogen werden.

Reiserückkehrer aus Italien bereiten Sorge

Verschärfen könnte sich die Notwendigkeit der Aufklärung – beispielsweise auch zur Abgrenzung des Coronavirus von der Grippe, für die “Der Hausarzt” eine Patienteninfo zur Verfügung stellt – mit den steigenden Fallzahlen in Italien.

Italien ist – Stand 25. Februar – das Land mit den mit Abstand meisten erfassten Fällen in Europa. In der besonders schwer betroffenen Lombardei wurden zehn Gemeinden in der Provinz Lodi zu Sperrzonen erklärt. Dort kontrollieren Sicherheitskräfte, wer rein und raus darf. Trotzdem stieg die Zahl der Infektionsnachweise auf einige Hundert. Mehrere Infizierte starben – alle hatten den Angaben nach Vorerkrankungen. Reisende sollen sich nach Angaben der Bayerischen Behörden sorgsam verhalten und Hygieneregeln einhalten. In der Schweiz ist am Dienstag erstmals eine Infektion mit dem neuartigen Coronavirus bestätigt worden, wie das Bundesamt für Gesundheit mitteilte.

Der Präsident des RKI, Prof. Lothar H. Wieler, sagte im “heute-journal” des ZDF, viele Ärzte und Menschen hierzulande seien aufmerksam und würden sich wohl rechtzeitig auf das neuartige Virus testen lassen. Sobald ein Fall entdeckt werde, würden unter anderem Kontaktpersonen gesucht, erläuterte der RKI-Chef. “Das können die deutschen Behörden, das haben sie in Bayern sehr gut gezeigt.”

Mit Material von dpa

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