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CoronavirusHausärzteverbände fordern Spezialteams

In Norddeutschland haben zwei Hausärzteverbände gefordert, die Kapazitäten für die Corona-Diagnostik zu bündeln. Doch in den einzelnen KV-Regionen ist das Vorgehen sehr unterschiedlich, zeigt unsere Übersicht.

Telefon ist das Mittel der Wahl, um bei Erkältungsbeschwerden und Verdacht auf das Coronavirus den Arzt zu kontaktieren.

Gut ausgerüstete Task Forces aus einem Arzt und einer Krankenschwester sollten aus Hausärzte-Sicht Menschen mit begründetem Coronavirus-Verdacht in deren Wohnung untersuchen.”Das wäre das einzig Sinnvolle, solange wir das Ganze eindämmen wollen”, sagte der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Schleswig-Holstein, Dr. Thomas Maurer, am Montag (02.03.).

Drei bis fünf Teams würden nach seiner Einschätzung für Schleswig-Holstein ausreichen, um das Land abzudecken. Den Hausärzten – in Schleswig-Holstein sind das etwa 2.000 – die Aufgabe zu überlassen, ist aus Sicht Maurers keine wirkliche Lösung. Sie seien in aller Regel auch nicht für den Seuchenkatastrophenfall ausgestattet. Ebenso fordert Dr. Markus Beier, Vorsitzender des Bayerischen Hausärzteverbands, dass die Probleme beim Bezug von Schutzkleidung “schnell und unbürokratisch” für die Praxen gelöst werden. Der Verband stellt auf seiner Webseite ein Plakat zur Verfügung, dass Patienten darauf hinweist, wann sie nicht direkt in die Praxis gehen sollten.

Regionale Diagnose-Zentren erforderlich

Etwas Ähnliches hatte der Vorsitzende des niedersächsischen Hausärzteverbandes, Dr. Mathias Berndt, bereits am Freitag gefordert: Es brauche Schwerpunkt-Praxen, wo die Diagnostik bei Corona-Verdacht erfolgen könne. Weitere Verbände unterstützen diese Forderungen, etwa der NAV-Virchow-Bund und der Medi-Verbund.

Nun will die niedersächsische Landesregierung regionale Diagnose-Zentren einrichten. “Auf diese Weise entlasten wir die Allgemeinmedizinerinnen und Allgemeinmediziner in Niedersachsen und sorgen gleichzeitig dafür, dass die Schutzkleidung für das medizinische Personal in diesen Zentren möglichst effizient genutzt werden kann”, sagte Gesundheitsministerin Carola Reimann (SPD). Die Kassenärztliche Vereinigung wolle die Zentren in enger Abstimmung mit den örtlichen Gesundheitsämtern aufbauen. Der niedersächsische Hausärzteverband begrüßt diese Maßnahme.

Aber die Regelungen in den einzelnen KV-Regionen sind sehr unterschiedlich (s. Tabelle). Der Hausärzteverband Westfalen-Lippe hat den Hausärztetag von 5.-7. März abgesagt, da die Ärzte und MFA aktuell in den Praxen gebraucht würden. Hausarztpraxen verzeichneten aufgrund der Verunsicherung gerade deutlich gestiegenen Beratungsaufwand, bestätigt der Deutsche Hausärzteverband. Es sei schon “sehr, sehr viel zu tun”, sagte Sprecher Christian Schmuck.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung kündigte am Dienstag (3.3.) an, dass sie sich mit dem Bundesgesundheitsministerium eng abstimme, wie die niedergelassenen Ärzte mit Schutzkleidung beliefert werden können. Am Dienstagnachmittag will der Krisenstab der Bundesregierung über die Bevorratung und Beschaffung von Schutzausrüstung beraten.

ECDC stuft Risiko in EU auf hoch

Die EU-Gesundheitsagentur ECDC hat das Risiko durch das neue Coronavirus in der Europäischen Union auf moderat bis hoch heraufgestuft. Dies teilte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen am Montag in Brüssel mit. Das bedeute, dass das Virus sich weiter ausbreite.

Insgesamt wurden nach Angaben der EU-Kommission bisher rund 2.100 Fälle in 18 EU-Staaten nachgewiesen. 38 Menschen in der EU seien an der neuen Krankheit Covid-19 gestorben, sagte Gesundheitskommissarin Stella Kyriakides. Die Situation verändere sich sehr schnell. Doch es gebe keinen Grund zur Panik.

RKI stellt Risikoeinschätzung auf mäßig

Auch das Robert-Koch-Institut (RKI) hat die Bewertung des neuen Coronavirus für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland leicht heraufgesetzt. Die Risikoeinschätzung sei auf “mäßig” gestellt worden, sagte RKI-Präsident Lothar Wieler am Montag in Berlin. Bisher wurde sie als “gering bis mäßig” eingestuft.

Wieler bekräftigte, die Lage sei weiterhin sehr dynamisch und müsse wirklich jeden Tag neu bewertet werden. Bis Montagfrüh registrierte das RKI bundesweit 150 nachgewiesene Fälle in zehn Bundesländern und 49 Landkreisen.

Insgesamt gebe es zu der von China ausgehenden Erkrankung nach wie vor nicht genügend Daten, um die Schwere einzuschätzen. Außerhalb Chinas seien inzwischen 64 Länder betroffen, und zwar mit 8.898 Fällen, darunter mindestens 285 mit schweren Krankheitsverläufen.

Spahn gegen Grenzschließungen und generelle Absagen von Veranstaltungen

Eine Schließung von Grenzen hält Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) weiter nicht für nötig. Auch die Absage von Großveranstaltungen oder die Schließung von Unternehmen sei nicht generell ratsam, sagte Spahn am Montag in Berlin. Dies sei weiter nicht verhältnismäßig und angemessen.

Grenzschließungen hätten massive Auswirkungen. Auch gegen eine Einstellung von Direktflügen zwischen China und Deutschland wandte sich Spahn. Ein solcher Schritt könne dazu führen, dass bis zu rund 30.000 Deutsche aus China ausgeflogen werden müssten.

Bei Firmen und Veranstaltungen zähle immer der Einzelfall. “Jedes Unternehmen muss es bewerten”, sagte Spahn. Zum Beispiel mache es einen Unterschied, ob ein Betrieb lediglich regional tätig sei oder in einen internationalen Konzern regelmäßig Mitarbeiter aus dem Ausland kämen.

Mit Material von dpa, dpa/lni, dpa/lno, dpa/lsw

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