Forum PolitikModerne Lehrmethoden, individuelle Betreuung und Begeisterung

„Vor 15 Jahren gab es hier weder einen Raum, noch einen vernünftigen Computer, geschweige denn eine Sekretärin“, erinnert sich Prof. Hagen Sandholzer schmunzelnd an seine Anfänge in Leipzig. 15 Jahre später ist die von ihm aufgebaute „Selbstständige Abteilung für Allgemeinmedizin“ an der Universität Leipzig technisch bestens ausgestattet und bei den Studenten beliebt: eine E-Testing-Probeklausur unterstützt das Lernen, Studierende und Ärzte sind mittels Smartphone-App vernetzt und geforscht wird aktuell an technischen Assistenzsystemen, die innovative Lösungen für Patienten und Ärzte bieten sollen.

„Der schönste Beruf der Welt“

Für Leipziger Medizinabsolventen ist die Allgemeinmedizin inzwischen die zweithäufigste Berufswahl nach der Fächergruppe Innere Medizin: 12,3 Prozent der Studienabgänger entscheiden sich dafür. Deutschlandweit liegt diese Quote mit zehn Prozent etwas niedriger. „Hausarzt – das ist für mich der schönste Beruf der Welt“, sagt Sandholzer.

Diese Begeisterung an die junge Generation weiterzugeben, war ihm immer wichtig. Früh hat er ein Patenprogramm ins Leben gerufen, in dem niedergelassene Ärzte als Mentoren die Studierenden begleitet haben. Daraus hat er das aktuelle Lehrprojekt „Leipziger Kompetenzpfad Allgemeinmedizin“ (LeiKa) entwickelt, das auch vom Sächsischen Wissenschaftsministerium gefördert und der Sächsische Hausärzteverband künftig unterstützen wird.

Begleitung durch Mentoren

Systematisch soll dabei die Allgemeinmedizin im Medizinstudium sichtbarer gemacht werden: Mentoren aus der Praxis, spezielle Wahlfächer, Workshops und der „Stammtisch Allgemeinmedizin“, der Studierende mit Weiterbildungsassistenten und niedergelassenen Hausärzten vernetzt; außerdem Unterstützung bei der Famulatur, dem praktischen Jahr sowie beim Examen und der Promotion. „Mit LeiKa wird es möglich, die Medizinstudierenden von Beginn an bis zum Abschluss zu begleiten. Wir führen sie so schrittweise an die Allgemeinmedizin heran“, sagt Ingrid Dänschel, Vorsitzende des Sächsischen Hausärzteverbandes. Die Lehrpraxen machen das Studium praxisnäher und in Wahlpflichtfächern, die der Verband über die Perspektive Hausarzt fördert, können sich die Studierenden unter anderem über Praxisführung und Niederlassung informieren. „Diese Themen, die später für die Arbeit als Hausarzt wichtig sind, kämen im Studium sonst nicht vor“, erklärt Dänschel.

Damit die Betreuung nicht mit dem Studium endet, haben der Hausärzteverband und das Uniklinikum Leipzig (UKL) den „Weiterbildungsverbund Allgemeinmedizin Nordsachsen“ gegründet. Er koordiniert die Weiterbildung samt der nötigen Rotationen, wodurch die angehenden Hausärzte an Planungssicherheit gewinnen. Während der gesamten Zeit steht ihnen ein Facharzt für Allgemeinmedizin als Mentor zur Seite.

Im September haben Hausärzteverband und UKL mit Unterstützung von Prof. Jost Steinhäuser von der Universität zu Lübeck zum ersten Mal ein begleitendes Seminar für die Ärzte in Weiterbildung angeboten. Bei dieser „Verbundweiterbildung Plus“ können sie ihre praktischen Fähigkeiten in Untersuchungskursen vertiefen und ihr Wissen um die Tätigkeit als Hausarzt erweitern. „Mit unserem Gesamtkonzept, das Interessierte vom Studium über die Weiterbildung bis zum Berufsstart an die Hand nimmt, machen wir den Hausarztberuf deutlich attraktiver“, ist sich Ingrid Dänschel sicher. Das bestätigten etwa die zahlreichen Initiativbewerbungen für die Verbundstellen. „Wir hoffen, dass das Klinikum künftig noch mehr Stellen anbieten kann“, so Dänschel. Die Chancen dafür stehen gut: Seit Sommer haben KBV und Kassen die Fördergelder für eine Weiterbildung in der Allgemeinmedizin deutlich angehoben.

Reputation durch Forschung

Neben der qualitativ hochwertigen Ausbildung trägt auch die Forschung zur Reputation der Allgemeinmedizin bei: Die Publikationen der 2Selbstständigen Abteilung für Allgemeinmedizin" an der Uni Leipzig werden weltweit zitiert und Modellprojekte haben direkte, praktische Auswirkungen, die Längsschnittstudien machen. Diese gehen zum Teil über zehn Jahre, mit Tausenden von älteren Patienten – das muss man erst mal können“, sagt Sandholzer. Stolz ist er auf ein Modellprojekt, bei dem die mit Hausärzten unterversorgte Region um Torgau und Oschatz in Sachsen in eine Region verwandelt wurde, die heute nicht mehr unterversorgt ist.

In Zukunft sollen mithilfe nationaler und internationaler Drittmittelprojekte die Rolle des Hausarztes gestärkt und technische Assistenzsysteme entwickelt werden. Aktuell forschen die Leipziger Allgemeinmedizin, das Institut für Angewandte Informatik und regionale Firmen am Projekt "Technische Assistenzsysteme" (TAS). Dabei suchen sie nach technischen Lösungen, die Patienten auch bei Krankheit und im Alter ein selbstbestimmtes Leben ermöglichen.

Längst ist der Leipziger Lehrstuhl auch international anerkannt: Im Oktober trafen sich hier etwa 130 forschende Hausärzte aus ganz Europa zur Konferenz des EGPRN (European General Practice Research Network). Dass er die Konferenz an seinen Lehrstuhl holen konnte, wertet Sandholzer als Anerkennung für seine Arbeit. Wenn er sich demnächst mit 60 Jahren in den Ruhestand verabschiedet, blickt er nicht nur auf 15 arbeitsreiche Jahre am Leipziger Lehrstuhl zurück, sondern auch erwartungsvoll in die Zukunft. Denn die Fakultät hat beschlossen, den Lehrstuhl weiterzuführen – ein Zeichen, welch große Bedeutung die akademische Allgemeinmedizin inzwischen in Leipzig gewonnen hat. Die Suche nach einem Nachfolger hat bereits begonnen.

Erik Bodendiek, Präsident der Landesärztekammer in Sachsen, ist Sandholzer für die intensive Aufbauarbeit der Leipziger Allgemeinmedizin sehr dankbar. „Wir müssen jetzt sehen, dass wir den Lehrstuhl in die Zukunft führen und weiter stärken können. Die Allgemeinmedizin braucht eine wissenschaftliche Vertretung in der Ausbildung und natürlich auch in der Forschung.“

Informationen zu LeiKa finden Sie unter: http://hausarzt.link/un29O

Informationen zur Verbundweiterbildung Allgemeinmedizin Nordsachsen: http://hausarzt.link/DmwTh

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