Forum Politik“Hausärzte leiden zu Unrecht am Imageproblem”

„Wir müssen künftige Allgemeinmediziner konsequenter betreuen, die Forschung auf diesem Gebiet intensivieren und die Weiterbildungszeit drastisch verkürzen. Nur wenn die akademische Allgemeinmedizin gestärkt wird, können wir junge, motivierte Mediziner für den Beruf des Hausarztes begeistern“, fordert Prof. Joachim Szecsenyi von der Universität Heidelberg. Anlass dafür gab der Leipziger Tag der Allgemeinmedizin Mitte Oktober, den die Universität Leipzig mit Unterstützung des Sächsischen Hausärzteverbands ausgerichtet hat. Unter den knapp 200 Zuhörern waren auch internationale Gäste des europäischen Forschungsnetzwerkes Allgemeinmedizin (EGPRN), die parallel an der medizinischen Fakultät der Uni Leipzig tagten.

Die Abteilungen und Institute für Allgemeinmedizin an den Universitäten sind, so Szecsenyi, Wegbereiter für innovative Lehre, die dazu beitragen, dem steigenden Bedarf an Hausärzten zu begegnen. Sie bauen die Lehre in den Praxen aus, fördern problemorientiertes Lernen und praktische Fertigkeiten. Da laut Bundesarztregister eine dramatische Verschiebung in Richtung Spezialisten zu beobachten ist, sind Vorbilder und Gelegenheiten, das allgemeinmedizinische Berufsfeld kennenzulernen, von großer Bedeutung.

Weiterbildungszeit einhalten

Die Akademisierung des Fachs trage dazu bei, eine neue Weiterbildungskultur zu etablieren, ist Szecsenyi überzeugt. Scharf kritisierte er die oft über die geforderten fünf Jahre weit hinausgehenden Weiterbildungszeiten für angehende Allgemeinmediziner. Das erschwere die Qualifizierung zum Hausarzt unnötig. Er fordert ein strukturierteres Angebot, innovative Lehrkonzepte, ein longitudinales Curriculum vom ersten bis zum letzten Jahr und die Vermittlung von Basisfertigkeiten, um die Weiterbildungszeit erheblich zu reduzieren.

Allgemeinmedizin hat eigene Spezifika

Die hausärztliche Tätigkeit leidet zu Unrecht an einem Imageproblem, meint Erik Bodendiek, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer (SLÄK). Am Rande des Leipziger Tags der Allgemeinmedizin sagte er: „Allgemeinmedizin ist kein Sammelsurium verschiedener Fachgebiete, sondern hat eigene Spezifika, die gebildet und erforscht werden müssen.“

Dementsprechend wuchsen in den vergangenen Jahren allgemeinmedizinische Forschungsnetzwerke und mit ihnen die Zahl der veröffentlichten Publikationen. Erfolgreich werden Drittmittelprojekte eingeworben, um an praxisnahen Kernthemen wie häufige Beratungsanlässe, die Versorgung chronisch Kranker, Multimorbidität, Verschreibungen, Polypharmazie, Patientensicherheit oder der gemeinsamen Entscheidungsfindung von Arzt und Patient zu forschen.

Nicht zuletzt unterstützen die akademischen Abteilungen auch die Leitlinienentwicklung der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM).

In Anbetracht einer Gesellschaft des langen Lebens, in der die Gesundheitsversorgung künftig vor neuen Herausforderungen stehen wird, leistet die akademische Allgemeinmedizin auch einen wichtigen Beitrag bei der Entwicklung und Evaluation von Weiterbildungsverbünden und Kompetenzzentren. Positive Erfahrungen wurden bereits in Baden-Württemberg, Hessen und Sachsen gemacht. So kommt die „Verbundweiterbildung Allgemeinmedizin Nordsachsen“ gut an. Im September konnten Sächsischer Hausärzteverband und Uniklinikum Leipzig sogar erstmals eine „Verbundweiterbildung Plus“ anbieten.

Szecsenyi ermutigt Hausärzte, sich aktiv für die Weiterbildung einzubringen. Niedergelassene Ärzte könnten sich beispielsweise an eine universitäre Abteilung als Lehrpraxis angliedern oder die Zusammenarbeit als Forschungspraxis anstreben: Um möglichst früh den Kontakt mit potenziellen Nachfolgern zu knüpfen, sei auch Unterstützung praktischer Art sinnvoll – beispielsweise bei der Unterbringung für die Zeit während des Blockpraktikums oder später im PJ: „Wir sollten nicht jammern, wie schlecht es uns geht, sondern den jungen Ärzten auch klar die Vorzüge der schönen Arbeit des Hausarztes zeigen“, so Szecsenyi.

Tag der Allgemeinmedizin

Die allgemeinmedizinischen Abteilungen sind in der praxisbezogenen, wissenschaftlich fundierten und unabhängigen Fortbildung sehr aktiv. Mittlerweile gibt es den „Tag der Allgemeinmedizin“ an elf Standorten deutschlandweit. In Leipzig standen Mitte Oktober neben Berufspolitik auch Themen wie „Herzinsuffizienz und Vorhofflimmern“, „Impfen in der Hausarztpraxis“ sowie „obstruktive Lungenerkrankungen“ und „Didaktik“ auf dem Programm.

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