Die Grippe breitet sich in Deutschland langsam aber heftig aus. Nach dem moderaten Beginn der Grippesaison verzeichnen die Bundesländer mittlerweile einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen. Übergreifend sprechen die Mediziner von einem besonders aggressiven Virus. Landesbehörden melden die ersten Grippe-Toten. Nicht alle Bundesländer sind gleichermaßen betroffen.
In der vergangenen Woche wurden 396 Labor bestätigte Influenza-Fälle dem Landesgesundheitsamt in Niedersachsen übermittelt. Bisher starben vier an Grippe erkrankte Patienten. Die Lage sei mit der vorigen Saison vergleichbar, sagte ein Sprecher des Gesundheitsministeriums am Mittwoch. Seit Beginn der Saison wurden insgesamt 879 bestätigte Grippe-Fälle gemeldet. Der Anteil der positiv auf Influenza getesteten Proben stieg auf 34 Prozent.
Auch in Sachsen rollt die Grippewelle. Inzwischen gibt es fünf Tote, die Zahl der Erkrankungen hat sich in der ersten Februarwoche verdoppelt – auf 2.294 seit Influenza-Saisonbeginn. Das berichtet die Landesuntersuchungsanstalt (LUA). Mehr als die Hälfte der Betroffenen sind zwischen 20 und 64 Jahren alt und fast ein Drittel Kinder bis 14 Jahre. In Chemnitz starben zwei 64 und 85 Jahre alte Männer. Allein zwischen dem 28. Januar und dem 3. Februar kamen 1161 Fälle, meist von Influenza A, dazu, die Behörde sprach von einem insgesamt “deutlich erhöhten Niveau”.
In Sachsen-Anhalt hat sich die Zahl der Grippe-Fälle ebenfalls deutlich erhöht. Zuletzt wurden 600 neue Erkrankungen binnen einer Woche nachgewiesen, wie aus einer Online-Übersicht des Landesamts für Verbraucherschutz hervorgeht. Das sind weit mehr als doppelt so viele wie in der Vorwoche, als neue 226 Fälle registriert wurden. Seit dem Start der Grippe-Saison im Oktober vorigen Jahres wurden kaum Erkrankungen bestätigt. Das blieb so bis zum Beginn 2019. In der ersten Januarwoche wurden landesweit nur zehn Fälle registriert. Seither steigt die Zahl von Woche zu Woche kräftig an.
Die Grippewelle in Rheinland-Pfalz und dem Saarland breitet sich langsamer aus als in den Vorjahren. Wie das Landesuntersuchungsamt Rheinland-Pfalz (LUA) mitteilte, hat die Grippewelle in der zweiten Woche des Jahres deutlich schwächer begonnen. Bisher liegen dem LUA in der aktuellen Woche knapp 180 gemeldete Influenzafälle vor. In den Vorjahren waren es mit 568 (2018) und 648 (2017) in der gleichen Woche bereits deutlich mehr.
Noch fällt die Grippesaison in Baden-Württemberg deutlich milder aus als im Vorjahreszeitraum. Das geht aus aktuellen Zahlen des Landesgesundheitsamts in Stuttgart hervor. Demnach erkrankten seit vergangenen Oktober knapp 2500 Menschen an der Grippe, davon mehr als 2000 in den vergangenen vier Wochen. In der Grippesaison 2017/18 zählte man im gleichen Zeitraum dagegen bereits 4756 Influenzafälle, fast doppelt so viele. In dieser Saison wurden dem Landesgesundheitsamt zwölf Grippe-Tote gemeldet.
Nach Auskunft des Bayerischen Hausärzteverbandes verläuft die Grippe in Bayern in diesem Jahr besonders schwer. Die Patienten seien richtig krank, sagte der Münchner Hausarzt Wolfgang Ritter aus dem Landesvorstand des Verbandes. Sie kämen mit 40 Grad Fieber und brennendem Husten und seien wirklich todmüde. Bei rund 20 Prozent der Erkältungskrankheiten handele es sich um die echte Influenza. Weit verbreitet ist laut Ritter in diesem Jahr das Influenza-Virus vom Typ A. Es sei recht aggressiv, führe häufiger zu Komplikationen und die Kranken fühlten sich richtig schlecht.
Das merken auch die Krankenhäuser, etwa die Notaufnahme des Klinikums der Universität München. Bis vor kurzem behandelten die Ärzte dort zwei bis drei Grippefälle pro Woche. Aktuell seien es mitunter drei bis vier Patienten am Tag, berichtete ein Sprecher. Doch nicht nur die Grippeviren gehen um. Auch normale Erkältungskrankheiten sorgen derzeit nach Angaben der Hausärzte für volle Praxen.
Mehr als 5.800 Influenza-Fälle in Bayern registrierte das Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) zwischen Oktober 2018 und dem 4. Februar 2019. Im Vorjahr waren es zu diesem Zeitpunkt bereits fast 12.000 Fälle. Mindestens fünf Menschen starben in dieser Saison bereits an den Folgen der Krankheit.
Wie sich die aktuelle Grippewelle entwickelt und ob sie so schlimm wird wie 2017, lässt sich nach Auskunft der Hausärzte noch nicht abschätzen. Derzeit lasse sich nur feststellen: “Es nimmt stetig zu”, berichtete Ritter. Eine Impfung lohne sich deshalb noch. Vergangenes Jahr dauerte die Grippesaison bis in den April.
Quelle: dpa/lby