Kiel. Die Verfügbarkeit eines Hausarzts ist für viele Schleswig-Holsteiner wichtiger als gute Einkaufsmöglichkeiten in der Nähe oder schnelles Internet. Dies geht aus einer Forsa-Umfrage hervor, die von der AOK Nordwest am Dienstag (10. September) veröffentlicht wurde. Demnach rangiert der Hausarzt mit 94 Prozent in der Bedeutung ganz oben. Mehr als vier von fünf Befragten zeigten sich mit der Gesundheitsversorgung am Ort insgesamt zufrieden. Forsa hatte 400 Schleswig-Holsteiner ab 18 Jahren telefonisch befragt.
Die regionale Auswertung unterstreicht ein Umfrageergebnis der AOK aus dem Frühjahr. Hier hatte sich auf Bundesebene bei einer Forsa-Befragung unter 2.000 Bürgern bereits gezeigt: Unter allen Infrastruktureinrichtungen ist den Deutschen die Gesundheitsversorgung am wichtigsten. Demnach liegt die Verfügbarkeit von Hausärzten in der Bedeutung mit 95 Prozent ganz vorn, noch vor Einkaufsmöglichkeiten (93 Prozent) und Internet (90 Prozent). Danach folgen Krankenhäuser (87 Prozent) und Öffentlicher Nahverkehr (83 Prozent).
Bevölkerung offen gegenüber Videosprechstunden
Mit der Versorgung mit Fachärzten und Krankenhäusern sind die Bewohner kleinerer Gemeinden in Schleswig-Holstein seltener zufrieden. Hinsichtlich der Versorgung mit Fach-, Haus- und Kinderärzten sowie mit Krankenhäusern nahmen etwa 20 Prozent der Befragten eine Verschlechterung wahr. Bei der Arzt- und Krankenhauswahl hat eine gute Behandlungsqualität einen deutlich höheren Stellenwert als eine schnelle Erreichbarkeit.
Die Gesundheitsversorgung sei ein zentrales gesellschaftspolitisches Thema, sagte der AOK-Verwaltungsratsvorsitzende Georg Keppeler. “Dabei müssen die Bedürfnisse der Bevölkerung auf dem Land stärker in den Fokus rücken und innovative Versorgungsansätze ausgeweitet werden.” Die Umfrage habe hier eine Offenheit der Bevölkerung bestätigt. So könne sich schon jeder Zweite die Nutzung von Videosprechstunden vorstellen. Diese ist auch aufgrund ihrer schwachen Vergütung bislang noch nicht im Versorgungsalltag angekommen.
Nötig: “Grundlegend überarbeitete Vergütungssysteme”
Die Sicherung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum muss aus Sicht von Gesundheitsminister Heiner Garg (FDP) ohne dogmatische Scheuklappen angepackt werden. “Kooperationen, Telematik und Künstliche Intelligenz, aber vor allem auch Sektoren verbindende Versorgungsformen und grundlegend überarbeitete Vergütungssysteme sind beispielhafte Bausteine zur Versorgungssicherung.”
Mit Material von dpa/lno