Besondere RisikenDiabetikerinnen in der Menopause: Worauf ist zu achten?

Die Menopause ist für alle Frauen eine Herausforderung – erst recht jedoch für Frauen mit Diabetes mellitus. Bei ihnen beginnt die Menopause früher und geht häufiger mit Problemen im kardiovaskulären Bereich einher. Worauf ist zu achten?

Für die schwierigere glykämische Kontrolle bei Diabetikerinnen in der Menopause kommen mehrere Ursachen in Betracht.

Bei Frauen mit Diabetes Typ 1 und Typ 2 gibt es hinsichtlich der Menopause* mehrere Besonderheiten. Dazu gehört, dass die Menopause meist früher einsetzt als bei Frauen ohne Diabetes. Als Ursache werden vaskuläre Probleme im Bereich der Ovarien vermutet, Genaueres ist noch nicht bekannt. Dass der Zeitpunkt durchaus eine Rolle spielt, zeigt eine aktuelle Studie [1].

Demnach geht bei Patientinnen mit Typ-2-Diabetes ein später Menopause-Beginn mit einem geringeren Risiko für schwere Hypoglykämien einher. Umgekehrt gilt: je früher die Menopause eintritt, desto höher ist das Hypoglykämie-Risiko.

Beim kardiovaskulären Risiko beobachtete man ebenfalls einen Zusammenhang mit dem Beginn der Menopause. In einer großen Studie wiesen Frauen, die im Alter von unter 45 Jahren in die Menopause kamen, ein deutlich höheres Risiko für akute koronare Herzerkrankung, atherosklerotische Erkrankungen, Herzinsuffizienz und Schlaganfall auf, als Frauen mit späterem Menopause-Beginn [2].

Hatten die Frauen zusätzlich Typ-2-Diabetes erhöhte sich das Risiko für kardiovaskuläre Probleme nochmals signifikant. “Das ist problematisch und sollte mit Hilfe einer optimalen Kontrolle des Blutzuckers und aller Risikofaktoren reduziert werden” betonte Prof. Petra-Maria Schumm-Draeger, Fachärztin für Innere Medizin, Endokrinologie und Diabetologie in München.

Eine britische Kohortenstudie fand darüber hinaus einen Zusammenhang zwischen einer natürlich eintretenden oder chirurgisch ausgelösten frühen Menopause (unter 40 Jahre) und dem Auftreten einer Hypertonie oder einer Hyperlipidämie bei Frauen ohne Diabetes [3]. Das Risiko, Typ-2-Diabetes zu entwickeln, ist bei Frauen mit früher Menopause ebenfalls deutlich erhöht.

Stärkere Gewichtszunahme

Frauen mit Diabetes legen in der Menopause deutlich mehr an Gewicht zu. Wie Schumm-Draeger ausführte, hängt dies nicht zuletzt mit einer höheren Insulinresistenz zusammen, die durch eine starke Stressbelastung aufgrund menopausaler Beschwerden entsteht. Dabei ist zu beachten, dass die menopausale Umstellung bei allen Frauen zwischen drei und zehn Jahren andauern kann, also deutlich länger als gemeinhin angenommen.

“Für jede Frau besteht das Ziel in der Menopause darin, durch eine optimale Lebensführung Übergewicht zu vermeiden oder zu reduzieren”, erklärte Schumm-Draeger. Ganz besonders gelte dies für Frauen mit Diabetes mellitus – vor allem, wenn bereits lange vor der Menopause ungünstige Risikofaktoren wie das metabolische Syndrom oder eine abdominelle Adipositas bestehen.

Cave: Schwankende Insulinempfindlichkeit

Für die schwierigere glykämische Kontrolle bei Diabetikerinnen in der Menopause werden verschiedene Ursachen verantwortlich gemacht: So führt der sinkende Östrogenspiegel zu einer höheren Insulinresistenz und damit zu einer schlechteren Blutzuckerkontrolle.

Durch die stark schwankende ovarielle Aktivität kann es jedoch auch zu einem sprunghaften Anstieg der weiblichen Hormone – insbesondere der Östrogene – kommen, was wiederum starke Schwankungen bei der Insulinempfindlichkeit verursacht.

Somit besteht die Gefahr von schwer vorhersehbaren Hyper- und Hypoglykämien. Dies gilt insbesondere für Frauen mit Typ-1-Diabetes und intensivierter Insulintherapie bzw. Insulinpumpentherapie. “Daher bedarf es einer sehr guten Führung, Schulung und Begleitung der Frauen mit Diabetes mellitus in dieser Phase der hormonellen Umstellung”, erklärte Schumm-Draeger.

Die Krux dabei: viele Frauen zeigen in dieser Belastungssituation eine schlechtere Compliance, sowohl für Schulungs- als auch für Therapiemaßnahmen.

Hormonersatztherapie als Behandlungsansatz

Eine Hormonersatztherapie (HRT) begünstigt die Stabilisierung der Blutzuckerkontrolle, während das kardiovaskuläre Risikoprofil dadurch nicht negativ beeinflusst wird. Andererseits kann die HRT die Manifestation eines Typ-2-Diabetes im Sinne einer Prävention verzögern.

Generell ist das individuelle Risikoprofil sowie die Ausprägung der menopausalen Beschwerden zu berücksichtigen. Es sollte immer die niedrigste mögliche Dosis, welche die menopausalen Beschwerden beseitigt, gewählt werden. Bei bestehender Kontraindikation für HRT ist eine lokale Anwendung östrogenhaltiger Salben im Genitalbereich möglich.

Schumm-Draeger wies darauf hin, wie wichtig eine gute Beratung und eine engmaschige Beobachtung der Typ-2-Diabetes-Patientinnen in der Menopause sei. “Wir könnten hier viel mehr für die Frauen mit Diabetes mellitus tun”, betonte die Diabetologin.

*Als Menopause wird eigentlich die letzte Blutung bezeichnet. Hier wird der Begriff für die Zeit der Hormonumstellung verwendet und umfasst die Prä- und Perimenopause sowie die erste Zeit der Postmenopause.

Quelle: Online-Kongress: Innere Medizin fachübergreifend – Diabetologie grenzenlos

Literatur:

  1. Kang S et al. Diab & Metab J online: 1/2022
  2. Yoshida Y et al. Diabetes Care 2021;44(11):2564–2572
  3. Honigberg MC et al. JAMA 2019; 322(24): 2411-2421
  4. Schienkiewitz A et al. Journal of Health Monitoring 2017 2(2): 21-28
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