One HealthWir sitzen alle in einem Boot

Die Gesundheit von uns Menschen wurde lange - durchaus zu lange - isoliert gesehen. Doch sie ist untrennbar verbunden mit jener von Tieren, Pflanzen und der Umwelt. Auf dieser überfälligen Erkenntnis basiert der One-Health-Ansatz: Alles hängt mit allem eng zusammen und beeinflusst sich gegenseitig.

Unsere Gesundheit und die von Tieren und der Umwelt ist eng verwoben.

Spätestens durch die Corona-Pandemie wurde klar, wie eng verwoben unsere Gesundheit und die von Tieren und der Umwelt ist. Wissenschaftliche Untersuchungen weltweit belegen, dass sich nur unter einer ganzheitlichen Einbeziehung der Tiergesundheit und einer gesunden Umwelt die menschliche Gesundheit dauerhaft schützen lässt. So entstand der Ansatz von One Health, zu deutsch eine Gesundheit.

Dessen Ziel ist es laut Agenda der One Health Commision 2020 “optimale Ergebnisse für Gesundheit und Wohlbefinden zu erzielen unter Berücksichtigung der Zusammenhänge zwischen Menschen, Tieren, Pflanzen und ihrer gemeinsamen Umwelt”. Oder wie man es am Helmholtz Institut für One Health in Greifswald unter dem Motto “Das große Ganze im Blick” formuliert: Indem eine gesunde Umwelt bewahrt beziehungsweise wieder hergestellt wird, lässt sich für möglichst gesunde Tiere sorgen und so auch die menschliche Gesundheit schützen.

Klingt nach großen Herausforderungen. Dem ist auch so. Die wichtigsten Aufgaben bestehen derzeit in der Pandemievorsorge, um Epidemien und Pandemien von Infektionskrankheiten künftig besser vorbeugen zu können, und der verstärkten Bekämpfung von Antibiotika-Resistenzen und multiresistenten Erregern.

Anstieg der Infektionskrankheiten

Seit ihrem Anbeginn hat die Menschheit mit ihnen zu kämpfen, doch inzwischen hat sich ihr Auftreten erheblich beschleunigt und ihr Ausmaß gesteigert. Denn die Zahl neuartiger Erreger nimmt zu und darüber hinaus können diese sich wesentlich einfacher verbreiten als früher.

Die Gründe dafür sind leider vielfältig. Von großer Bedeutung sind die Globalisierung und der voranschreitende Klimawandel. Dazu addieren sich der ungebremste Artenverlust und der Umstand, dass Menschen immer tiefer in die angestammten Lebensräume von Wildtieren eindringen.

Alle diese Faktoren ebnen Erregern von Infektionskrankheiten den Weg und erhöhen die Gefahr für Übertragungen. Wohin das führen kann, haben uns die Corona-Pandemie und erst kürzlich der Ausbruch der Affenpocken gezeigt. Und das Risiko für Zoonosen steigt stetig weiter: Bereits heute sind 75 Prozent der neu auftretenden Infektionskrankheiten tierischen Ursprungs [1].

Um der Übertragung von tierischen Infektionserregern wirksam Paroli bieten zu können, braucht man weitere Kenntnis von deren Entstehung, Herkunft und eventuelle Anpassung. Essenzielle Forschungsvorhaben, vor denen das One-Health-Projekt steht.

Doch sie umfassen noch weit mehr. Zur Prävention von Pandemien gehört auch der intensive Schutz der Umwelt durch die verstärkte Ausweisung von Naturschutzgebieten und Verhinderung von Abholzungen. Ebenfalls unerlässlich ist die gesetzliche Regulierung des Handels mit Wildtierfleisch. Denn dieser birgt immense Risiken.

So haben beispielsweise aktuelle wissenschaftliche Untersuchungen gezeigt, dass der Vorläufer des Corona-Virus wohl bereits seit über vier Jahrzehnten in Fledermäusen unentdeckt als gefährliche Infektionsgefahr für den Menschen manifest war [2]. Mit den chinesischen Wildtiermärkten könnte sich offenbar die Tür zur Übertragung auf den Mensch geöffnet haben.

Zurück zu einer weiteren One-Health-Maßnahme: Sie widmet sich der besseren Aufklärung und medizinischen Versorgung jener Menschen, die in potenziellen Ansteckungsgebieten leben.

Immer rasanter resistent

Antimikrobielle Resistenzen (AMR) pathogener Bakterien nehmen in erschreckendem Tempo zu. Da aufgrund dessen etliche Antibiotika ihre Wirksamkeit verloren haben, verlieren in der Europäischen Union jährlich über 35.000 Menschen ihr Leben. Doch auch die Tiergesundheit und das Artengefüge der Umwelt sind massiv bedroht.

Um der Antibiotika-Krise Einhalt zu gebieten, wurde bereits 2015 die Deutsche Antibiotika-Resistenzstrategie namens DART entwickelt. Im Rahmen des One-Health-Konzepts wurden die EU-Maßnahmen zur Bekämpfung von AMR nun letztes Jahr intensiviert. Nach diesen Beschlüssen soll der Einsatz von antibiotischen Wirkstoffen beim Menschen bis 2030 um zwanzig Prozent gesenkt werden.

Bei Nutztieren und in der Aquakultur ist sogar eine Reduktion dieser Substanzen um fünfzig Prozent vorgesehen. Schön und gut sagen Experten, doch laut deren einhelliger Meinung noch nicht ausreichend, um die rapide Verbreitung von AMR effektiv einzudämmen. Denn angesichts inzwischen weltweit vorkommender AMR-Erreger führt eine Verringerung des Antibiotika-Gebrauchs nicht für sich allein zum Erfolg.

Im Zuge von One Health ist auch die Erforschung und Implementierung neuer antimikrobieller Therapien dringend erforderlich.

Quellen:

  1. Bachmann ME, Nielsen MR, Cohen H et al. (2020): Saving rodents, losing primates – Why we need tailored bushmeat management strategies. People and Nature 00: 1-14. DOI: 10.1002/pan3.10119.
  2. Boni MF, Lemey P, Jiang X et al. (2020). Evolutionary origins of the SARS-CoV-2 sarbecovirus lineage responsible for the COVID-19 pandemic. Nature Microbiology. Online ahead of print. DOI: 10.1038/s41564-020-0771-4.
  3. 75. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Hygiene und Mikrobiologie (DGHM) e.V., 18. bis 20.09.2023
  4. Was ist der One-Health-Ansatz und wie ist er umzusetzen? Zeitschrift Umwelt und Mensch UMID 2/2020, herausgegeben vom Umweltbundesamt.
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