Berlin. Die Autoren einer Analyse aus einem multinationalen Register zu Hydroxychloroquin/Chloroquin bei Covid-19 haben ihre Publikation im Lancet zurückgezogen.
Der Grund: Es waren Zweifel an der Zuverlässgkeit der Daten und Analysen aufgekommen, die die Surgisphere Corporation durchgeführt hatte. Eine unabhängige Überprüfung war nicht möglich, da die Surgisphere Corporation die Rohdaten nicht zur Verfügung stellte.
Eine weitere Studie dieser Autorengruppe aus dem New England Journal of Medicine zu kardiovaskulären Vorerkrankungen und einer Behandlung mit ACE-Hemmern oder Sartanen (DOI: 10.1056/NEJMoa2007621) wurde aus den gleichen Gründen ebenfalls zurückgezogen.
Was hatte die Studie ergeben?
In die Analyse zu Hydroxychloroquin/Chloroquin (DOI: 10.1016/S0140-6736(20)31180-6) waren Covid-19-Patienten aus 671 Krankenhäusern weltweit eingeschlossen worden. Die Patienten hatten Chloroquin oder Hydroxychloroquin jeweils mit oder ohne Makrolidantibiotikum erhalten, während die Kontrollgruppe mit keiner dieser Therapien behandelt worden war.
Die Studie hatte für alle Behandlungsgruppen eine erhöhte Mortalität im Vergleich zur Kontrollgruppe und ein erhöhtes Risiko für neu aufgetretene ventrikuläre Arrhythmien bei den mit Chloroquin oder Hydroxychloroquin behandelten Patienten ergeben.
WHO führt Behandlungsarm nun fort
Die WHO hatte wegen der publizierten Ergebnisse den Hydroxychloroquin-Arm der Solidarity-Studie vorübergehend pausiert. Nach einer Überprüfung der bisher erhobenen Sicherheitsdaten werden nun aber alle Behandlungsarme fortgeführt. Bislang wurden mehr als 3.500 Patienten in 35 Ländern in die Studie eingeschlossen.
Einschätzung der AkdÄ
Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) bleibt vor diesem Hintergrund bei ihrer Einschätzung, dass Chloroquin und Hydroxychloroquin bei Covid-19 derzeit nicht außerhalb klinischer Studien eingesetzt werden sollten.
Quelle: AkdÄ Drug Safety Mail 2020-41, AkdÄ Drug Safety Mail 2020-36