MedizinstudiumFit für den Klimawandel?

Auf die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels sind Hausärztinnen und Hausärzte kaum vorbereitet. Eine neue Vorlesungsreihe der Goethe-Universität Frankfurt setzt schon im Medizinstudium an.

Auch psychische Erkrankungen (etwa als direkte Reaktion auf Extremwetterereignisse) sind Auswirkungen des Klimawandels.

Der globale Klimawandel macht sich in Deutschland bereits bemerkbar: Besonders Kleinkinder, Schwangere sowie ältere und chronisch erkrankte Menschen leiden vermehrt unter den Extremwetter-Ereignissen wie starker Hitze. In den nächsten Jahren wird sich der Prozess zunehmend beschleunigen.

Trotz der weitreichenden Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit sind Hausarztpraxen kaum vorbereitet – und auch im Medizinstudium wird das Thema nur marginal angeschnitten.

Hier setzt die Arbeitsgruppe Klimawandel und Gesundheit am Institut für Allgemeinmedizin der Goethe-Universität Frankfurt an: Im Sommersemester 2022 hat sie zum ersten Mal die Online-Vorlesung “Klimawandel und Gesundheit” für Medizinstudierende konzipiert und durchgeführt. Diese ist Teil der Allgemeinmedizin-Vorlesungsreihe des klinischen Abschnitts.

Neben einer Einführung in das Planetary-Health-Konzept (s. Kasten links) behandelt sie die gesundheitlichen Auswirkungen des Klimawandels in der Hausarztpraxis mit den Schwerpunkten Hitze und Infektionskrankheiten, die Anpassungsmaßnahmen in der Hausarztpraxis (Adaptation) sowie den Klimaschutz in der Hausarztpraxis (Mitigation).

Folgen des Klimawandels

In der Vorlesung wurden praxisrelevante Inhalte thematisiert – vor allem hitzebedingte Beschwerden wie Hitzeausschlag, Hitzeödeme, Hitzekrämpfe, Hitzeohnmacht, Hitzeerschöpfung und Hitzschlag, die auch zum Tod führen können [2].

Die häufigste hitzebedingte Erkrankung ist die Hitzeerschöpfung: Sie äußert sich in Schwäche, Unwohlsein, intensiven Durstgefühlen, starkem Schwitzen, Blässe, Unruhe-, Angst- und Erschöpfungszuständen sowie in Schwindel- und Ohnmachtsanfällen. Kopfschmerzen und Übelkeit können ebenfalls auftreten.

Der Klimawandel begünstigt aber auch Lebens- und Ausbreitungsbedingungen für tierische Zwischenwirte und Überträger (Vektoren), die das Risiko vektorassoziierter Infektionskrankheiten erhöhen (s. auch “Der Hausarzt” 8/21). Ferner sind die Zunahme von Asthma- und Allergiebeschwerden, aber auch psychische Erkrankungen (zum Beispiel als direkte Reaktion auf Naturkatastrophen und Extremwetterereignisse) Auswirkungen des Klimawandels.

Adaptation und Mitigation

Durch besseres Wissen können wir diesen Gefahren entgegenwirken (Adaptation). Folgende Hitzeanpassungsmaßnahmen sind in der Hausarztpraxis wichtig (s. auch “Der Hausarzt” 14/21):

  • Gesundheitsrisiken und Präventionsmaßnahmen kommunizieren
  • Praxisabläufe und –räumlichkeiten anpassen
  • Medikation mit einem vorsommerlichen Medikamenten-Check-up überwachen und anpassen (Heidelberger Hitze-Tabelle: www.hausarzt.link/P2tW7)
  • mit Risikopatientinnen und -patienten proaktiv Kontakt aufnehmen
  • Zur Emissionsvermeidung in der Hausarztpraxis (Mitigation) sind vor allem folgende Maßnahmen zu beachten:
  • rationale Medikamentenverschreibung
  • Trockeninhalatoren gegenüber Dosieraerosolen bevorzugen (wegen des Aspekts des Klimaschadens durch Treibmittel) [3]
  • Überdiagnostik und –therapie vermeiden

Mit einer klimasensiblen Gesundheitsberatung können Sie zahlreiche Brücken zwischen der Gesundheit Ihrer Patientinnen und Patienten und dem Klimaschutz schlagen.

Klimawandel ins Curriculum!

Klimasensible Beratungshinweise können dabei sowohl Maßnahmen zur Förderung klimafreundlicher und gesunder Lebensstile (zum Beispiel zu Themen wie Ernährung (Planetary-Health-Diät, s. Kasten links), körperliche Bewegung, mentale Gesundheit) als auch Maßnahmen des Gesundheitsschutzes vor klimasensiblen Erkrankungen (weitere Infos unter: www.hausarzt.link/AkxNX) enthalten.

Bestärkt durch die positive Rückmeldung der Studierenden und aufgrund der Relevanz sollten wir das Thema Klimawandel und Gesundheit fest ins Curriculum medizinischer Fakultäten implementieren!

Literatur:

  1. Whitmee S, Haines A, Beyrer C et al. The Rockefeller Foundation–Lancet Commission on planetary health: Safeguarding human health in the Anthropocene epoch: report of The Rockefeller Foundation–Lancet Commission on planetary health. The Lancet 386: 19
  2. Jendyk R, Maisel P (2020). Hitzebedingte Gesundheitsstörungen in der hausärztlichen Praxis. DEGAM S1- Handlungsempfehlung. www.hausarzt.link/wbnD7
  3. Schmiemann G, Dörks M (2022). Klimabewusste Verordnung von inhalativen Arzneimitteln. DEGAM S1- Handlungsempfehlung. www.hausarzt.link/UYPxG
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