Seit einigen Jahren werden Vitamin D-Wirkungen über die Knochengesundheit hinaus propagiert. Damit wurde für das Vitamin D eine Karriere als Allheilmittel propagiert. Dazu gehören kardiovaskuläre und psychiatrisch neurologische Erkrankungen ebenso wie Infektionen und Tumoren. Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie hat einen unteren Grenzwert für die 25-OH-Vitamin D-Konzentration von 20 ng/l bzw. 50 nmol/l festgelegt. Was die Wirkung im onkologischen Bereich betrifft, so gibt es neuere Studien bei Patienten mit einem Lymphom, die eine Assoziation zwischen einem schlechten Outcome und einem erniedrigten 25-OH-Vitamin D-Spiegel nahelegen. Aber Koinzidenz heißt noch lange nicht Kausalität. In einer randomisierten Studie konnte eine Substitution mit Vitamin D plus Kalzium die Inzidenz von Adenomen bzw. Karzinomen im Kolon nicht günstig beeinflussen. Gleiches gilt für Patienten mit einer beginnenden bzw. leichten Hypertonie. Auch im Hinblick auf die Sturzneigung bzw. die Frailty konnte bisher bei Patienten mit einem normalen Vitamin D-Spiegel keine überzeugende Wirkung dokumentiert werden. Eine positive Wirkung ist somit nur bei einem nachgewiesenen Vitamin D-Mangel zu erwarten.
Quelle: 59. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie, 26.-28.5.2016. in München