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Deutsche RentenversicherungProbelauf für neue Reha-Zugänge

Die Deutsche Rentenversicherung will den Zugang zu Leistungen der Prävention und der Rehabilitation künftig erleichtern. Getestet werden jetzt proaktive Angebote, die auch Praxen entlasten sollen.

Nicht immer ist der Reha-Bedarf so offensichtlich wie bei einer Verletzung.

Wirtschaft und Gesellschaft stehen vor einer Herausforderung: Bis zum Jahr 2035 werden etwa elf Millionen Beschäftigte aus dem Erwerbsleben aussteigen und nur etwa 60 Prozent an Berufstätigen nachwachsen.

Auf diese Zahlen verwies Dr. Jutta Rump, Leiterin des Instituts für Beschäftigung und Employability an der Hochschule Ludwigshafen, beim Reha-Kolloquium in Hannover. Ihr Appell: “Wir können auf niemanden verzichten.” Es sei essenziell, die berufliche Teilhabe der Bevölkerung zu sichern.

Genau das ist die zentrale Funktion von Prävention und Rehabilitation der Deutschen Rentenversicherung (DRV). Wie also können gesundheitlich Belastete und chronisch Kranke erreicht werden, die von DRV-Leistungen profitieren würden?

Anträge vereinfachen

Ein Zugang zur Reha ist das klassische Antragsverfahren. Dies jedoch, so Studien, erscheint Ärztinnen und Ärzten ebenso wie Versicherten oft als zu kompliziert. Die DRV erprobt daher verschiedene Wege, um das Antragsverfahren zu vereinfachen.

Dazu zählt das Modellprojekt “Per Kurzantrag schneller in die Reha” (KUR) der DRV Baden-Württemberg. Gemeinsam mit rund 15 Hausarztpraxen in der Region Hohenlohe sollen etwa 300 Versicherte erreicht werden. Antrag und Befundbericht sind dafür im Umfang verkürzt worden.

Dennoch werden sowohl die Erwartungen des Facharztes an die Reha wie auch die Wünsche der Betroffenen bei der Auswahl der Klinik abgefragt. “Die Unterlagen wurden so optimiert, dass sie direkt in der Arztpraxis gemeinsam mit den Patientinnen und Patienten ausgefüllt werden können”, sagt Heike Lauer, Projektleiterin bei der DRV BW. Aktuell werden erste Praxisteams dafür online geschult. Die Erprobungsphase soll im Herbst starten.

Proaktive Ansprache

Ein weiterer Ansatz besteht im proaktiven Zugehen auf Personen mit potenziellem Unterstützungsbedarf. Die DRV Nordbayern und die AOK Bayern arbeiten daran, einen individuellen Reha-Bedarf mittels Analyse der Krankendaten zu erkennen.

Unter dem Titel “Zugangsoptimierte Arbeitsfähigkeitsorientierte Rehabilitation” (ZAR) werden dazu AOK-Routinedaten systematisch ausgewertet. “Wiederholte Arbeitsunfähigkeiten wegen der gleichen Diagnose sind beispielsweise ein Indiz dafür, dass eine Reha hilfreich sein könnte”, sagt Dr. Harald Berger, Hauptabteilungsleiter bei der DRV Nordbayern.

Die Ansprache der Versicherten erfolgt direkt über die AOK, ein Befundbericht des Hausarztes werde zur Bewilligung der Rehabilitation dann oft nicht mehr benötigt.

Ü45-Check zum Selbsttest

In einem weiteren Projekt “Aktiver Zugang, Beratung und Fallmanagement bei Versicherten mit hohem Risiko einer Erwerbsminderung (AktiFAME)” der DRV Nord erfolgt die Ansprache auf der Grundlage von RV-Routinedaten.

Alle drei Modellvorhaben sind Teil des Bundesprogramms rehapro, das vom Bundesministerium für Arbeit finanziert wird. Ziel ist es, innovative Angebote für gesundheitlich belastete oder erkrankte Erwerbstätige zu entwickeln und zu testen. Erste Ergebnisse wird es voraussichtlich 2024 geben.

Ein zentraler Baustein für mehr Prävention dürfte in Zukunft der “Ü45-Check” werden. Die RV-Träger haben mit dem Flexirentengesetz von 2016 den Auftrag erhalten, Gesundheits-Checks für Versicherte ab dem 45. Lebensjahr zu erproben.

Dazu wird zeitnah online ein wissenschaftlich validierter Kurz-Fragebogen abrufbar sein. Mit diesem Ü45-Onlinecheck können Versicherte dann selbst testen, ob eine Präventions- oder sogar eine Reha-Leistung für sie in Frage kommt.

In weiteren Ü45-Modellprojekten werden Datenanalyse und ambulante Untersuchungen in Reha-Einrichtungen miteinander verknüpft.

Die DRV Bayern Süd geht beispielsweise gezielt anhand spezifischer Kriterien auf Versicherte zu: Wer in einem der ausgewählten Landkreise in Oberbayern wohnt, zwischen 45 und 59 Jahren alt und erwerbstätig ist sowie bislang keine Reha-Leistung in Anspruch genommen hat, erhält per Post weitere Infos sowie einen Gutschein für den Ü45-Check. Damit können sich Betroffene in einer Reha-Einrichtung umfassend untersuchen lassen.

Erste Ergebnisse des Modellvorhabens belegen: Etwa 75 Prozent der Untersuchten wurden präventive Angebote empfohlen, bei weiteren 15 Prozent wurde sogar ein Reha-Bedarf festgestellt. Lediglich bei rund zehn Prozent ergab sich bei gutem Gesundheitszustand kein weiterer Handlungsbedarf.

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