Junge ÄrzteEinflussmöglichkeiten „so gut wie noch nie“

Der ökonomische Druck, Anreize für nutzlose Medizin, fehlende flexible Arbeitsmodelle: Viele Entwicklungen im Gesundheitswesen sehen junge Ärzte kritisch. Gleichzeitig waren für sie die Chancen, die Rahmenbedingungen zu optimieren, nie besser. Das wurde beim „Dialog mit jungen Ärzten" über Berufszufriedenheit deutlich.

Erfurt. „Die Möglichkeiten, die Rahmenbedingungen für unsere Berufszufriedenheit zu gestalten, sind für uns so gut wie noch nie”, sagt Dr. Leonor Heinz, Sprecherin des Forums Weiterbildung im Deutschen Hausärzteverband. „Wir können uns aussuchen, wo wir arbeiten.” Seien junge Ärzte zum Beispiel mit ihrer Weiterbildung nicht zufrieden, könnten sie „mit den Füßen abstimmen”, diese Wahl hätte die ältere Generation zu Zeiten der Ärzteschwemme nicht gehabt. Dem stimmten auch ältere Ärzte beim „Dialog mit jungen Ärzten” der Bundesärztekammer am Montag (7. Mai) zu.

Zum zweiten Mal suchten die Kammerchefs mit der heranwachsenden Ärztegeneration den offenen Austausch. Dabei wurde deutlich: Generell sind sie mit ihrem Beruf sehr zufrieden – bei anderen Gesundheitsberufen wie etwa der Pflege, sehen sie noch dringenderen Handlungsbedarf. Sie benannten aber auch einige Entwicklungen und Defizite, die ihnen die Freude an der Arbeit nehmen und langfristig sogar die Versorgung der Patienten verschlechtern könnten:

„Wir sind zu wenig Arzt und zu viel Verwaltungsheini”, bemängelte etwa Katharina Thiede, junge Delegierte der Ärztekammer Berlin. Nicht nur aus ihrer Sicht führt der steigende ökonomische Druck und die zunehmende Bürokratie in Kliniken und Praxen dazu, dass insgesamt zu wenig qualifiziertes Personal die Patienten versorgt, somit oft die Weiterbildung zu kurz kommt und zu wenig Zeit für wichtige Gespräche mit Patienten bleibt. Auch setze das Gesundheitssystem Fehlanreize, fördere beispielsweise unnütze Medizin. Als eine Maßnahme fordert Thiede, die Weiterbildung besser in den DRG abzubilden, damit Kliniken für die Weiterbildung mehr Zeit einräumten.

Prof. Jakob Izbicki, Klinikdirektor des Zentrums für Viszeral,-, Thorax- und Allgemeinchirurgie am UKE Hamburg, hingegen sieht die Lösung in einer Superspezialisierung. „Es kann nicht sein, dass alle Krankenhäuser jede Operation anbieten können und vergütet bekommen”, sagte er. „Patienten müssen dann eben auch mal 200 bis 300 Kilometer fahren.”

Patientenansprüche gezielter zu steuern, könnte helfen, dass im Gesundheitswesen wieder mehr ärztliche Zeit frei wird, waren sich junge wie ältere Ärzte einig. Auch wenn keiner das Wort „Primärarztsystem” aussprach, klang es doch in so manchem Diskussionsbeitrag zwischen den Zeilen an.

Im Laufe von vier Stunden diskutierten die Teilnehmer diverse Ansätze:

  • Die Weiterbildungszeit müsse besser genutzt werden, dafür brauche es eine strukturierte Weiterbildung, aber auch Mentoren.
  • Mehr Offenheit für flexibleres Arbeiten im Team und auch für individuellere Arbeitszeitmodelle.
  • Bessere Infrastrukturen wie Kitas sind noch nicht überall verfügbar.
  • Entlastung von ökonomischem Druck und Bürokratie. Stattdessen soll der Patient im Mittelpunkt des ärztlichen Handelns stehen.
  • Besser Steuerung der Inanspruchnahme ärztlicher Leistungen durch Patienten – verbunden mit einer Schulung der Gesundheitskompetenz.

Eine Absage erteilten die jungen Ärzte hingegen neuen Hilfsberufen wie dem Physician Assistant. Dies würde die Patientenversorgung auf Dauer verschlechtern, fürchten sie. Letztlich wurde deutlich: Junge Ärzte sind zufrieden, wenn ihre Arbeit das beinhaltet, wofür sie Arzt geworden sind: die Versorgung der Patienten. „Der Schlüssel zur Berufszufriedenheit ist die Identifikation mit guter Arbeit”, brachte es Leonor Heinz auf den Punkt.

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