Hausarztzentrierte VersorgungVersicherte für die HZV motivieren? So klappt’s!

Die Hausarztzentrierte Versorgung (HZV) ist für Hausarztpraxen eine bewährte Alternative zur Regelversorgung. Doch wie können Patientinnen und Patienten zur Einschreibung angesprochen werden? Neun Stellschrauben, um die HZV-Quote in der eigenen Praxis zu erhöhen.

Da das Team in der Patientenansprache entscheidend ist, ist es wichtig, sie einzubinden.

Das Wissen, dass die Teilnahme an der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) Vorteile – sowohl für die Praxis als auch für die Patientinnen und Patienten – bringt, hält in der Versorgungslandschaft immer stärker Einzug. So belegen auch die begleitenden wissenschaftlichen Evaluationen durch die Universitäten Heidelberg und Frankfurt den Vorteil in der Versorgung (“HZV-Patienten leben länger“, HA 11/23), vor allem für Chroniker.

Doch wie können diese Vorteile auch Patientinnen und Patienten, die sich mit der HZV erstmals auseinandersetzen, näher gebracht werden – und das im dicht getakteten Praxisalltag? Die HZV ist ein freiwilliges Angebot, für beide Seiten. Um Versicherte auf dieses anzusprechen, können bereits einfache Stellschrauben helfen, weiß Sandra Knieling.

Die Medizinische Fachangestellte (MFA) ist Vertriebsprojektleiterin im HZV-Team der Hausärztlichen Vertragsgemeinschaft AG (HÄVG), die als Serviceunternehmen die Hausärzteverbände in der Umsetzung der HZV unterstützt.

In dieser Rolle begleitet Knieling unter anderem im sogenannten Onboarding- Prozess: Praxen, die sich für die HZV entscheiden, werden von der Einschreibung bis hin zur ersten Abrechnung begleitet. Auf Wunsch besucht Knieling Praxen und berät gezielt zur HZV – inklusive der Patientenansprache.

Gemeinsam mit hausärztlichen Kolleginnen und Kollegen verrät sie mögliche Stellschrauben, wie man Patientinnen und Patienten im Praxisalltag gut auf die HZV ansprechen kann. Praxen können diese einzeln oder kombiniert anwenden.

1. Zusätzliche Leistungen benennen

Bei einer Praxisberatung vor Ort habe sie kürzlich eine aus ihrer Sicht gute Möglichkeit gesehen, Patientinnen und Patienten auf die Vorteile der HZV aufmerksam zu machen, berichtet Knieling. Im Wartezimmer der besuchten Praxis hing ein Plakat.

Dessen Tenor: “Liebe Patientinnen und Patienten, in der HZV können wir Ihnen die Gesundheitsuntersuchung öfter anbieten.” Im bundesweit gültigen GWQ-Vertrag sei das sogar jährlich möglich, erinnert Knieling. Bei einigen Erkrankungen kämen zusätzliche Früherkennungsuntersuchungen hinzu.

Tipp: Vor allem in Bereichen mit Wartezeit – klassisch im Wartezimmer oder im Labor, aber auch am Empfang – bieten sich Hinweise auf zusätzliche Untersuchungsmöglichkeiten in der HZV an.

2. Positive Kommunikation nutzen

“Entscheidend ist, die Vorteile für die Patientinnen und Patienten zu benennen”, sagt Dr. Manfred Eissler. Der Hausarzt aus Reutlingen (Baden-Württemberg) ist “HZV-Arzt der ersten Stunde”, heute sind rund 80 Prozent seiner Patienten eingeschrieben. Aus seiner Sicht wichtig: “Auch zu betonen, dass die Teilnahme am Hausarztprogramm kostenfrei ist.”

Der für Eissler entscheidende Vorteil der HZV ist, dass beide Seiten wissen, dass es eine definierte Hausarztpraxis gibt, die erste Anlaufstelle ist und wo die relevanten Befunde zusammenlaufen. Das vermittle er Patientinnen und Patienten in seiner Ansprache. Auch dass die Versorgungsvorteile der HZV wissenschaftlich belegt sind, kann durchaus als Argument genutzt werden. Laut Bertelsmann Stiftung ist der Erhalt der eigenen Hausarztpraxis zudem ein wichtiger Faktor, der Menschen zur Einschreibung motiviert.

Auch nach der Einschreibung in die HZV sei die Nutzung “positiver Verstärker” in der Kommunikation wichtig, erinnert Knieling. Ein Beispiel sei die Überweisung zum Gebietsfacharzt, die manche Versicherte als lästig empfänden.

Empfohlene Formulierung: “Sie erhalten auf Ihrer Überweisung einen Vermerk, dass Sie im Hausarztprogramm eingeschrieben sind. Damit wird sichergestellt, dass alle Behandlungsergebnisse in unserer Praxis gebündelt zusammenlaufen.”

3. Ansprachen einfach halten

Die Patientenansprache sollte kurz und einfach sein: Zwei bis drei Sätze reichten oft, weiß Dr. Ulrich Opfermann. Der Facharzt für Innere Medizin leitet ein großes Medizinisches Facharztzentrum (MVZ) für Hausarztmedizin. Bei rund 2.500 Scheinen im Quartal sind insgesamt 1.900 Patienten in die HZV eingeschrieben.

“Auch, dass das Hausarztprogramm uns Ärzten den Praxisalltag erleichtert, ist ein durchaus gutes Argument”, findet er. “Denn letztlich haben wir dadurch mehr Zeit für die Patientinnen und Patienten.”

Empfohlene Formulierung: “Wir finden die Hausarztprogramme sehr sinnvoll. Sie erleichtern uns die Arbeit und unterstützen uns, Sie optimal zu betreuen.” Oder: “Wir haben dadurch weniger Bürokratie und mehr Zeit für Patienten.”

4. MFA oder Arzt? Beide!

Die MFA spielen in der Ansprache auf die HZV eine Schlüsselrolle. Das unterstreicht neben zahlreichen anderen Kolleginnen und Kollegen auch Dr. Petra Reis-Berkowicz, Hausärztin in Erlangen, Vorstandsmitglied des Bayerischen Hausärzteverbandes und Vorsitzende der KBV-Vertreterversammlung. Der Großteil ihrer Patienten werde direkt bei der Anmeldung von den MFA angesprochen und schrieben sich sofort ein, berichtet sie.

Wer hier im ersten Schritt noch unsicher sei, werde von ihr angesprochen. Antworteten Patienten auf ihre Frage, wer ihre Hausärztin sei, salopp “Na, Sie!”, nehme sie das zum Anlass, noch einmal auf die HZV hinzuweisen. “Wir möchten der feste Ansprechpartner und nicht beliebig austauschbar sein”, ist für sie eine geeignete Formulierung.

Tipp: MFA haben oft mehr Zeit mit den Patienten, etwa beim Anlegen eines Kompressionsverbandes. Diese Zeit kann aktiv genutzt werden, um ins Gespräch über die HZV zu kommen. Darüber hinaus hat das Wort des Hausarztes oft einen anderen Stellenwert, beobachtet Knieling. Ein “Mischkonzept” sei daher eine gute Lösung.

5. Eigene “HZV-Zonen” einrichten

In der Hausarztpraxis, in der Knieling selbst 25 Jahre als MFA tätig war, war eine “Kurzwartezone” in Form einzelner Stühle direkt vor den drei Sprechzimmern eingerichtet – für die HZV-Expertin der optimale Platz, um den Kontakt der Versicherten mit der HZV zu platzieren.

Denn: Im vollen Wartezimmer könnten Infomaterialien oft untergehen, zudem fühlten sich einige unwohl, wenn sie Formulare in Anwesenheit vieler anderer lesen oder gar unterzeichnen müssten. In der “Kurzwartezone” herrschte mehr Ruhe, hier wurden gezielt Patientenflyer durch die MFA ausgehändigt. Kurz darauf kam es dann im Sprechzimmer zur eigentlichen Ansprache durch MFA oder Hausarzt.

6. Auf schriftliche Infos setzen

Dr. Ulrich Opfermann, der gerade einen neuen Standort seines MVZ eröffnet hat, hat speziell für Neupatientinnen und Neupatienten ein einseitiges Schreiben formuliert, in dem er über die HZV informiert. Per QR-Code gelangen Interessierte auf die zentrale Internetseite, auf der gezielte Informationen für Patientinnen und Patienten zusammengestellt sind: www.mein-hausarztprogramm.de

Darüber hinaus stellen die Landesverbände ihren Mitgliedern mit Hilfe der HÄVG zahlreiche Praxismaterialien zur Verfügung, um die Aufklärung über die HZV zu unterstützen. Diese finden sich auf den Homepages vieler Landesverbände und kostenfrei im HZV-Shop unter: www.hausaerzteverband.de/hausarztvertraege/hzv-shop

Tipp: Knieling empfiehlt, die schriftlichen Infos vor der persönlichen Ansprache auszuhändigen, damit sich Patientinnen und Patienten diese schon in Ruhe anschauen können. Findet das Gespräch zuerst statt und werden Infomaterialien und Einschreibeformular samt Kleingedrucktem mit nach Hause genommen, kann dies dazu führen, dass das Anliegen “verschleppt” wird.

7. Chance bei Neupatienten nutzen

Gerade die Aufnahme von Neupatientinnen und Neupatienten kann ein guter Gesprächsanlass sein, Versicherte auf die HZV anzusprechen. Rückmeldungen aus Praxen gegenüber “Der Hausarzt” belegen, dass diese Chance in der Regel genutzt wird. “Viele wissen, dass der Hausarzt vor Ort Gold wert ist”, beobachtet Hausärztin Reis-Berkowicz. Dies könne gerade beim Erstkontakt ausschlaggebendes Argument sein, sich unmittelbar in die HZV einschreiben zu lassen.

Empfohlene Formulierung:Bei der Aufnahme in den Patientenstamm kann Neupatientinnen und -patienten, die von der Teilnahme überzeugt sind, direkt angeboten werden, dass das Praxisteam die Einschreibung übernimmt: “Dürfen wir Sie ins Hausarztprogramm einschreiben? Für Sie entsteht dadurch keine Mehrarbeit.”

8. Diagnostik für die Zukunft sichern

Dass die Behandlungsergebnisse in der Hausarztpraxis zusammenlaufen, kann vor allem in der Zukunft von Bedeutung sein. Das weiß Knieling, die eine Autoimmunerkrankung hat, für die Leberwerte aus der Jugend eine entscheidende Aussage hätten treffen können, aus eigener Erfahrung. Auch dies könne als Argument genutzt werden.

9. Motivation im Team hochhalten

Da das Team in der Patientenansprache entscheidend ist, ist wichtig, sie transparent in den Prozess einzubinden, findet Opfermann. Er lässt die aktuelle HZV-Quote von einer Mitarbeiterin regelmäßig für die Team-Sitzungen aufbereiten. Alle sechs bis acht Wochen hat das Team somit einen Überblick über die aktuelle Zahl.

Im ersten Quartal 2023 seien etwa 326 Neupatienten aufgenommen worden, 220 davon in die HZV eingeschrieben. “Das so transparent und jederzeit auf Knopfdruck zu wissen, kann auch die Motivation im Team steigern.”

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