TelematikinfrastrukturTausch der Konnektoren: Ist das wirklich nötig?

Ein kürzlich erschienener Bericht in dem Nachrichtenportal heise.de sorgt für Aufregung: Demnach sei der millionenteure Tausch der Konnektoren so gar nicht nötig. Die KBV fordert von der Gematik Aufklärung.

Der Austausch der Konnektoren wird Ärztinnen und Ärzte Zeit und Geld kosten.

Berlin. 2300 Euro pauschal wird es für den Austausch eines Konnektors geben. Das hatte das Bundeschiedsamt festgelegt, nachdem sich der GKV-Spitzenverband und KBV nicht einigen konnten (Der Hausarzt berichtete).

Und in einzelnen Praxen soll der Tausch bereits begonnen haben, teilt die KBV am Donnerstag (21.7.) abends mit. 15.000 der CompuGroup Medical (CGM) müssen noch in diesem Jahr ausgetauscht werden, erklärt die KBV, die dazu rät, rechtzeitig einen Termin mit einem Techniker zu vereinbaren.

Für Ärztinnen und Ärzte ist die ganze Geschichte höchst ärgerlich: Bislang fehlen konkrete Angaben, wie der Tausch ablaufen soll. Außerdem müssen die Praxen nach jetzigem Stand einen Teil der Kosten noch aus eigener Tasche bezahlen. Und jetzt wird auch noch öffentlich infrage gestellt, ob ein Tausch in der geplanten Form überhaupt nötig ist.

Hausärzteverband: Das ist kaum zu fassen

Der Hausärzteverband hatte bereits wiederholt den anstehenden Tausch scharf kritisiert. „Der Hardware-Tausch bedeutet erneut einen erheblichen Mehraufwand in den Praxen. Die Installation der ersten Konnektoren verlief vielerorts katastrophal. Dass den Kolleginnen und Kollegen dies nun erneut zugemutet wird, ist kaum zu fassen…“, erklärte Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbandes beispielsweise im März.

Aktueller Anlass für das Infragestellen des Tauschs ist ein Bericht des Nachrichtenportals heise.de/ C`t, der für helle Aufregung sorgt: In dem Artikel „Konnektorentausch in Arztpraxen: 300 Millionen-Grab ohne stichhaltige Gründe“ heißt es, dass ein Tausch der Konnektoren gar nicht nötig sei. Vielmehr hat die heise-Redaktion nach eigenen Angaben die KoCoBox der CGM untersucht und aufgeschraubt.

Heise meint: Karte rein und raus funktioniert prima

Ergebnis von heise/c`t: „Die drei gSMC-K-Karten konnten wir zusammen mit der Stützbatterie problemlos entfernen und wieder einsetzen. Die KoCoBox bootete anschließend klaglos und konnte weiterverwendet werden.“

Der Konnektorhersteller RISE hat laut Artikel gegenüber heise.de sogar angegeben, dass es eine deutlich günstigere Möglichkeit gebe, die man auch gegenüber der Gematik kommuniziert habe.

KBV fordert dezidiert Aufklärung von Gematik

Am Freitag (22.7.) fordert die KBV per Pressemitteilung Aufklärung von der Gematik. „Zudem verlangen wir von der gematik rasche Aufklärung über mögliche neue Sachverhalte und Optionen, die den teuren Austausch vieler Geräte vielleicht sogar nicht zwingend notwendig machen“, erklärt Dr. Thomas Kriedel, Vorstandsmitglied der KBV, „auch im Namen seiner Vorstandskollegen Dr. Andreas Gassen und Dr. Stephan Hofmeister“.

Verärgert ist die KBV auch darüber, dass die Pauschale von 2300 Euro nicht die Kosten abdeckt, die in den Arztpraxen anfallen. Nach wie vor verlangt die KBV die vollständige Finanzierung. In dem Schreiben fordert die KBV die Gematik auf, konkret folgende Fragen bis Ende des Monats zu beantworten:

Konkrete Fragen zum Austausch

  1. “Gehen wir recht in der Annahme, dass den Gesellschaftern in der Gesellschafterversammlung am 28. Februar 2022 eine zu diesem Zeitpunkt vollständige Faktenlage präsentiert wurde, auf der sie die Entscheidung treffen konnten? Wenn nein, welche Fakten fehlten und warum wurden diese nicht zur Verfügung gestellt?
  2. Wurden die im c’t-Artikel aufgezeigten Ansätze des gSMC-K-Austausches vor der Gesellschafterversammlung am 28. Februar 2022 geprüft – sowohl technisch, rechtlich als auch regulatorisch (gemäß der gematik- und BSI-Vorgaben)? Wenn ja, warum wurden diese Ergebnisse den Gesellschaftern nicht in der Gesellschafterversammlung am 28. Februar vorgestellt? Wenn nein, bis wann erfolgt diese Prüfung, Bewertung und Zurverfügungstellung der Ergebnisse durch die gematik?”

Gematik: Mit neuer Karte geht das nicht

Bereits am Donnerstag (21.7.) hat die Gematik Stellung zu den Vorwürfen der heise/ C`t Berichterstattung genommen und teilt mit, sie habe Rücksprache mit allen Konnektor-Herstellern genommen. Nach wie vor sei die Gematik der Ansicht, dass die im Artikel vorgeschlagene Lösung, die gSMC-K Karte auszutauschen „unserer Einschätzung nach keine Lösung für den Einsatz in den Praxen, da unter anderem die Sicherheitsvorgaben verletzt werden.“

Der geschildete Austausch sei auch technisch nicht möglich, das sei auf „Anfrage bei allen Herstellern“ nochmals bestätigt worden. Vermutlich sei dieselbe Karte auch wieder in den Konnektor eingesteckt worden – demnach sei also kein Austausch der Karte erfolgt, so die Gematik.

„Wäre dies der Fall, so ist es auch nicht verwunderlich, dass der Konnektor danach weiterhin funktionierte, schließlich hat sich an seiner Konfiguration nichts geändert, schließlich hat sich an seiner Konfiguration nichts geändert. Festzuhalten bleibt: Der Austausch einer gSMC-Karte im Konnektor ist laut übereinstimmender Herstellerangaben nicht möglich.“

Gematik verweist auf einstimmigen Beschluss im Februar

Fazit der Gematik in ihrer Stellungnahme: „Die Gesellschafter der Gematik haben sich bei ihrer Versammlung im Februar 2022 einstimmig für den Konnektortausch als einzig verlässlich umsetzbare Lösung entschieden. Dabei wurden verschiedene mögliche Varianten geprüft und in Betracht gezogen. Die Gesellschafter haben sich für eine sichere, risikoarme und wirtschaftliche Umsetzung entschieden.“

Dass RISE gegenüber den Redakteuren angegeben habe, eine günstigere Möglichkeit sei der Gematik vorgestellt worden, wird nicht eingegangen.

Weiterhin Fragen offen

Grundsätzlich bleiben eine Menge Fragen bei dem Tausch der Konnektoren offen. Nach wie vor ist unklar, wie der Tausch überhaupt von statten gehen soll und ob es nicht doch Möglichkeiten gibt, dass nicht alle Konnektoren getauscht werden müssen.

Die Gematik jedenfalls bleibt dabei, dass alle Konnektoren erneuert werden müssen. Anders seien die Sicherheitsbestimmungen nicht einzuhalten.

Die Heise/C´T Redaktion sieht das anders. Sie antwortet auf einen kritischen Leserbeitrag mit dem Titel: “Bitte besser recherchieren”  im Forum unter dem Artikel: „Wir haben den Hersteller, die Gematik und das BMG ausdrücklich nach Dokumenten (konkret auch nach Schutzprofilen, Security-Targets und sonstigen Spezifikationen) befragt, die die Nicht-Austauschbarkeit verlangen und technisch begründen. Es wurden keine benannt.“

Praxen auf keinen Fall Kosten aufbürden

Der Bericht hat bewirkt, dass der Konnektortausch noch einmal hinterfragt wird. Daneben beharrt die KBV weiterhin darauf, dass den Praxen keine Kosten aufgebürdet werden sollen.

Das unterstreicht auch der Deutsche Hausärzteverband: “Die Telematikinfrastruktur bietet bisher keinen spürbaren Mehrwert für Patientinnen und Patienten sowie Ärztinnen und Ärzte, denn die Anwendungen funktionieren im Praxisalltag schlichtweg nicht. Dass in Zeiten knapper Kassen jetzt noch einmal viel Geld in die Hand genommen werden muss, um diese Infrastruktur am Leben zu halten, ist skandalös”, erklärt Weigeldt nach Bekanntwerden des Schiedsspruchs am Mittwoch (20.7.).

Weigeldt: „Eins ist ganz klar: Die Hausärztinnen und Hausärzte sind nicht bereit, auch nur einen zusätzlichen Euro zu dem Konnektorenwechsel beizusteuern. Die Verantwortlichen müssen sich überlegen, wo sie das Geld hernehmen wollen – von uns jedenfalls nicht!“

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