VideosprechstundeIst die Zeit für die Videosprechstunde gekommen?

Videosprechstunden können helfen, während der Corona-Epidemie die Ansteckung in Wartezimmern zu minimieren. Dafür wurden wichtige Regelungen gelockert. Auch in der Abrechnung "lohnt" sich der Einsatz der Kamera heute mitunter.

“Not macht erfinderisch.” Oder zumindest, so scheint es beim aktuellen Blick auf die Video- sprechstunde, vermag sie bestehende Erfindungen zu beschleunigen. Denn die Videosprechstunde, bislang eine Seltenheit in der Hausarztpraxis, erfuhr durch die Corona-Epidemie einen Aufschwung. Allein das Angebot der CompuGroup nutzten innerhalb eines Monats jetzt 17.500 und nicht mehr nur 700 Praxen. Früh hat auch der Deutsche Hausärzteverband die Videosprechstunde, neben der telefonischen Beratung als Lösung erkannt, um persönliche Kontakte zu reduzieren und gewohnt für die Patienten “da zu sein”.

Erleichterung 1: 20-Prozent-Schranke aufgehoben

Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und GKV-Spitzenverband haben Mitte März reagiert und die bislang bestehenden Einschränkungen zur Videosprechstunde vorübergehend aufgehoben. Bis dato konnten Ärzte nur jeden fünften Patienten ausschließlich über eine Videosprechstunde behandeln, alle anderen mussten persönlich in der Praxis erscheinen. Auch die Menge der so erbrachten Leistungen war auf 20 Prozent begrenzt.

Wichtig: Mit Beginn des neuen Quartals sind diese Begrenzungen weggefallen, sodass auch Patienten eine Videosprechstunde in Anspruch nehmen können, die zuvor nicht selbst in der Praxis waren. Die Neuregelung der Vergütung gilt zunächst für das zweite Quartal 2020.

Darüber hinaus haben einzelne KVen die Zulassungsregelungen vorübergehend gelockert. Die KV Niedersachsen (KVN) etwa hat mitgeteilt, dass Ärzte und Psychotherapeuten seit Mitte März die Videosprechstunde nutzen können, “ohne dafür eine Genehmigung der KVN zu erhalten”. Darauf werde vorerst bis 30. Juni verzichtet.

Tipp: Hausärzte tun gut daran, die regionalen (Ausnahme-)Regelungen direkt bei ihrer KV zu erfragen, wie diese in einer Stichprobe gegenüber “Der Hausarzt” geäußert haben.

Erleichterung 2: Abrechnung aufgewertet

Dass die Videosprechstunde bislang nur vergleichsweise zögerlich Einzug in Hausarztpraxen gehalten hat, liegt neben den bürokratischen Hürden vor allem an der anfänglich schwachen Vergütung (www.hausarzt.link/mV7pY). Hier hatten GKV-Spitzenverband und KBV bereits vor der Corona-Epidemie nachgesteuert und bei den Honorarverhandlungen für 2020 vereinbart, die Videosprechstunde für zwei Jahre finanziell zu fördern. Diese Anschubfinanzierung für Ärzte, die Videosprechstunden durchführen, kann bis zu 500 Euro pro Arzt und Quartal bedeuten (“Der Hausarzt” 15/19, 18/19 und www.hausarzt.link/4NWQM).

Zuletzt hat die Videosprechstunde mit der EBM-Reform zum 1. April weitere Aufwertungen erfahren. So werden zum Beispiel Video-Fallkonferenzen mit Pflegeheimen besser honoriert (86 statt bislang 64 Punkten; entspricht Plus von 2,42 Euro).

Link-Tipp: Mehr zu den Einsatzmöglichkeiten der Videosprechstunde im neuen EBM finden Sie im Sonderheft zur Reform, erhältlich unter: www.hausarzt.digital

Aktuelle Umfrage zeigt Interesse

Dass bei Patienten eine prinzipielle Offenheit für Videosprechstunden vorhanden ist, darauf weist unterdessen eine aktuelle, nichtrepräsentative Befragung für eine Masterarbeit an der Hochschule Fresenius mit einer größeren hausärztlichen Praxis im Süden Hamburgs hin. Demnach kann sich mehr als jeder zweite Patient (55 Prozent) in einer Hausarztpraxis vorstellen, eine Videosprechstunde innerhalb der hausärztlichen Versorgung zu nutzen. Befragt wurden 209 Frauen und Männer zwischen 18 und 88 Jahren (mehr dazu: www.hausarzt.link/eJDgN).

Als besonders für die Videosprechstunde geeignet wurden Beratungsgespräche, allgemeine Fragen ohne körperliche Untersuchung sowie Besprechungen von Laborwerten eingestuft. Hier zeigt sich auch ein potenzieller Nutzen in der aktuellen Situation, meinen die Autoren: “Immerhin müssen aufgrund des sich ausbreitenden Coronavirus ständig neue Informationen an die Patienten weitergegeben werden.”

Tipp:In der Befragung zeigten sich gerade in der Anfangsphase beim Praxispersonal Unsicherheiten, wie das Medium Video in die Praxisorganisation integriert werden kann. Um die Medizinischen Fachangestellten (MFA) “mitzunehmen”, könnten (Online-) Fortbildungen zum Einsatz der Videosprechstunde helfen.

Exkurs: Schwangerenberatung und Psychotherapie

Hebammen können für die Beratung von Schwangeren und Müttern im Wochenbett zunächst bis Mitte Juni verstärkt auf Videotelefonie setzen. Das haben Hebammenverbände und GKV-Spitzenverband Ende März vereinbart. Die bisher mögliche “kurze Beratung” über das Telefon ist demnach übergangsweise auch für mehr als 20 Minuten über Telefonie möglich, auch Geburtsvorbereitungs- und Rückbildungskurse können zunächst als digitaler Live-Kurs stattfinden. Mehr dazu: www.hausarzt.link/BkHss

Auch psychotherapeutische Sprechstunden und probatorische Sitzungen (ebenso neuropsychologische Therapie) werden zunächst bis zum 30. Juni als Videosprechstunde ermöglicht. Bislang war dies nur bei bestimmten Leistungen der Richtlinien-Psychotherapie möglich und nur, wenn vorher ein persönlicher Kontakt zwischen Patient und Psychotherapeut stattgefunden hat. Mehr dazu: www.hausarzt.link/QWYZP

PRAXIS-TIPP: Jetzt kostenfrei testen

Um Hausärzte in der aktuellen Situation zu unterstützen, stellen viele Anbieter die Videosprechstunde vorübergehend kostenfrei zur Verfügung. Eine ausführliche Übersicht findet sich unter www.hausarzt.link/Wfm9g – hier bis zur Tabelle nach unten scrollen. Exemplarisch die zwei Angebote der „Platzhirsche“

  • Die CompuGroup Medical (CGM) stellt ihre Clickdoc-Videosprechstunde zunächst „bis auf Weiteres” kostenfrei zur Verfügung. „Sobald sich die Lage entspannt”, erhalten Hausärzte den Unternehmens-Angaben zufolge eine Information über das Beendigungsdatum der Aktion. „Der Nutzungszeitraum läuft danach automatisch aus, eine Kündigung des Accounts ist nicht notwendig.“ Der kostenfreie Zugang kann online beantragt werden: www.hausarzt.link/nULzx
  • Bei Jameda gibt es die Videosprechstunde als „Gold Pro“-Angebot zunächst für sechs Monate kostenfrei. Interessierte Ärzte wenden sich an den Kundenservice unter Tel. 089 2000 185 44.
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