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DEGAM-Kongress„Man muss den Menschen zuhören“

In Krisenzeiten sorgen Gespräche für Halt – als wichtigen Anker sieht Professor Martin Scherer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, hier auch das Hausarztzimmer. Doch viel Zeit bleibt für lange Gespräche oft nicht. Was ist die Lösung?

Hausarztpraxis: Die Zeit für längere Arzt-Patienten-Gespräche ist oft knapp.

Greifswald. Die Corona-Pandemie sorgt Professor Martin Scherer derzeit gar nicht mal so sehr: „Wir gehen so gut wie nie zuvor in einen Pandemie-Herbst“, betonte Scherer zum Auftakt des diesjährigen Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). „Wir haben in Deutschland eine sehr gute immunologische Situation, gerade weil bei vielen Menschen eine hybride Immunität besteht, die stärker ist als eine reine Impf-Immunität.“

Aber: die Pandemie ist nicht das einzige Problem. Viele Menschen beschäftige der Krieg in der Ukraine, soziale Verwerfungen, die Inflation, der Klimawandel, so der DEGAM-Präsident. Anker in einer solchen Situation sei für viele Menschen das Arztzimmer, hier werde das Gespräch gesucht.

Scherer: „Es ist gar nicht so schwer, den Menschen zu helfen. Man muss ihnen nur zuhören, und das machen Hausärztinnen und Hausärzte sehr gut.“ Bewiesen hätten die Ärzte das in den vergangenen drei Pandemiejahren – auch wenn sie dabei manchmal auch die Prellböcke gewesen seien, fügte Kongresspräsident Professor Jean-François Chenot hinzu.

Die „sprechende Medizin“ sieht sich dabei künftig Herausforderungen gegenüber: „Es gibt immer weniger Ärzte und medizinisches Fachpersonal, während die Zahl der chronisch kranken und älteren Patientinnen und Patienten weiter zunehmen wird“, so Chenot.

Für ihn liegt eine Lösung des Problems in der Digitalisierung: Viele glaubten, dass es durch die Digitalisierung zu weniger persönlichen Arzt-Patienten-Kontakten komme. „Aber ich glaube, die digitale Unterstützung verschafft dem Arzt mehr Zeit für das persönliche Gespräch.“

Derzeit seien viele Kontakte unnötig und kosteten Zeit – dabei könnten sie durch digitale Konzepte übernommen werden. „Digitalisierung und Patientenzentrierung sind keine Gegensätze“, betonte Chenot. „Außerdem: das Gespräch, das Sich-Kümmern muss finanziell besser vergütet werden!” fügte DEGAM-Präsident Scherer einen weiteren Lösungsansatz hinzu.

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