kurz + knappLeserbriefe

Intervention braucht Zeit

Betreff: „Leitlinien setzen auf Engagement der Hausärzte“, HA 14, 5.8.2015, S. 60

Eine wunderschöne Leitlinie – nur gibt es einen wesentlichen Nachteil des empfohle-nen Vorgehens: Wer aktiv nach problematischem Alkoholkonsum sucht, wird ihn auch finden – und dann? Suchtmedizinische Interventionen durch qualifizierte Ärzte sind wirksam – aber sie kosten Zeit (30 bis 50 Minuten), die dann woanders fehlt.

Nur in 0,77 Prozent der Fälle in der hausärztlichen Praxis wird laut Morbi-Report der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein (KVNo) eine F10-Diagnose dokumentiert – das heißt, dass die meisten Hausärzte aktiv wegsehen, wenn die Diagnose einer Alkoholstörung droht, bedeutet diese doch einen enormen, unbezahlten und meist frustranen Aufwand an Ressourcen der Praxis. Die Leitlinie macht nur Sinn, wenn analog zum Vertrag der KV Westfalen-Lippe (KVWL) mit einer Ersatzkasse statt der mengenbegrenzten 03230 oder 35110 eine ausreichend dotierte, extrabudgetär finanzierte Leistungsposition für qualifizierte Ärzte geschaffen wird – also für Ärzte, die Zusatzqualifikationen in Psychosomatik, Suchtmedizin, Motivational Interviewing oder Psychotherapie erworben haben. AUDIT-c und der Rezeptblock reichen nämlich nicht aus, um etwas zu bewirken!

Übrigens gibt es mit Baclofen eine überzeugend wirksame Substanz, die leider bisher nur in Frankreich zur Behandlung des Alkoholismus zugelassen ist und eine Abstinenzrate von über 65 Prozent erreichen kann. Lundbeck-Wasserträger Mann und die Lundbeckverseuchte deutsche Suchtmedizin sind auf diesem Auge blind!

U. Hammerla, Oberhausen

Tote Pferde

Betreff: „Die Spitze des Müllbergs“, HA 14, 5.9.2015, S. 32

Der Beitrag hat mich inspiriert zu einem eigenen Text: Eine Weisheit der Indianer sagt: Wenn du entdeckst, dass Du ein totes Pferd reitest, steige ab. Und so kam es, dass immer mehr Indianer von ihren Pferden abstiegen. „Das könnt ihr doch nicht machen!“, riefen die Häuptlinge entsetzt. Ein Häuptling braucht reitende Indianer.

Sofort wurde der weise Rat einberufen: „Wir geben ihnen stärkere Peitschen“, tönte es aus dem KV-Zelt. „Wir haben auch früher manchmal tote Pferde geritten“, kam es aus der Kammer. „Wir ändern einfach die Kriterien, nach denen ein Pferd tot ist, dann müssen sie reiten“, riet der Medizinmann IQUIDOC. „Ein Pferd kann doch gar nicht so tot sein, dass man es nicht mehr reiten könnte“, erklärte der Vertreter des Bundesausschusses. „Nein“, sagte der mächtige Häuptling kranke Kasse, „wir suchen uns einfach Indianer, die tote Pferde reiten können“. Womit er wieder einmal bewies, dass ihm seine Indianer herzlich gleichgültig waren.

Gerade da ritt ein kleiner Indianer vorbei (…). Zum weisen Rat war er nicht zugelassen, aber Gerüchte hatte er genug gehört und Rauchzeichen lesen konnte er auch. Gerade die Zeichen aus der Sana-Ebene und den Fresenius Bergen machten ihm Angst. Dort hatten wohl einige Häuptlinge damit begonnen, den Indianern sogar die lebenden Pferde wegzunehmen. Sie durften zwar beim Stamm bleiben, hatten aber ihre Freiheit verloren. Man munkelte von geheimnisvollen weißen Männern, die die Häuptlinge aufsuchten und sie mit einem speziellen Feuerwasser versorgten (…).

Soweit war es mit den Häuptlingen seines Stammes wohl noch nicht. Trotzdem verstand er sie schon lange nicht mehr. Selbst die gemeinsamen Feste der braunen Satteltaschen machten keinen Spaß mehr. Und er fand hinterher immer weniger in den Taschen, mit denen er seine Familie versorgen konnte. Plötzlich entdeckte er (…) einen alten Häuptling. Er (…) war auch auf dem Weg nach Hause. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen“, sagte der Häuptling würdevoll, „wir haben alles im Griff. Und jetzt bin ich müde. Der Rat war sehr anstrengend. Bring mich zu meinem Tipi.“

Der kleine Indianer stieg von seinem Pferd ab, ließ seinen Häuptling aufsitzen und führte sein Pferd am Zügel. Der Häuptling stöhnte. Er war bessere Sättel und Pferde gewöhnt. Und der kleine Indianer dachte lächelnd an eine andere Weisheit seines Stammes: „Wenn du merkst, dass Du ein totes Pferd reitest, sorge für einen bequemen Sattel. Denn es könnte ein langer Weg werden.“

H. Trapp, Lensahn

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