RückblickEin Beruf im Wandel

Seit der Gründung des Deutschen Hausärzteverbandes vor genau 60 Jahren hat sich für Hausärztinnen und Hausärzte viel verändert. Zu jeder Zeit jedoch waren sie erste Ansprechpartner in allen Lebenslagen. Ein Blick in die Praxen – früher und heute.

Die 1950er- und frühen 1960er-Jahre waren für Hausärzte – damals noch Praktische Ärzte – von vielen Herausforderungen geprägt. Wie heute begleiteten sie ihre Patientinnen und Patienten als erste Ansprechpartner eng vom Lebensanfang, nicht selten noch als Begleiter von Hausgeburten, bis zum Tod.

Doch trotz dieses breiten Spektrums ihrer Arbeit: Unter einigen Facharztkollegen hatten sie kein gutes Image, und immer öfter setzten die Fachärzte ihre berufspolitischen Interessen zu Lasten der Praktiker durch.

Es war zu dieser Zeit, dass sich die Hausärzte und – damals noch wenigen – Hausärztinnen zusammenschlossen: Vor genau 60 Jahren, im Dezember 1960, gründete sich als eigene Interessenvertretung der Berufsverband der Praktischen Ärzte und Ärzte für Allgemeinmedizin Deutschland (BPA) als Vorläufer des heutigen Deutschen Hausärzteverbandes.

Dass sich das Tätigkeitsfeld seither bedeutend gewandelt hat, zeigt ein Blick in die Praxen: In den frühen 80er-Jahren stand nach einer Erhebung des Fachverbandes Deutscher Allgemeinärzte (FDA) in jeder fünften Allgemeinpraxis ein Röntgengerät, in mehr als 50 Prozent ein gynäkologischer Untersuchungsstuhl, in weniger als der Hälfte jedoch ein EKG-Gerät [1] – was heute Standard ist.

Nicht selten lebte der Hausarzt oft ganz selbstverständlich unmittelbar neben der Praxis und war damit mehr oder weniger 24 Stunden am Tag erreichbar.

Heute wird die Residenzpflicht weiter gefasst, und so sind Modelle eines Arbeitens in der Landarztpraxis und Lebens in der Stadt und umgekehrt möglich – wenn auch nicht immer gewollt. Auch junge Ärztinnen und Ärzte entscheiden sich oft bewusst für die Präsenz im eigenen Stadtteil oder Dorf.

Denn: Auch die räumliche Nähe zu den Patienten ist etwas, das den hausärztlichen Arbeitsalltag seit jeher prägt.

Einzelpraxis bleibt klar an der Spitze

Heute sind verschiedene Arbeitsmodelle denkbar: Neben die Niederlassung in einer Einzel- oder Gemeinschaftspraxis gesellt sich mittlerweile die Anstellung in einer Großpraxis oder einem Medizinischen Versorgungszentrum (MVZ).

Die Gesamtzahl der im ambulanten Bereich angestellten Ärztinnen und Ärzte hat sich seit 1993 verdreifacht (2017: 32.348) [2]. Nichtsdestotrotz: Die hausärztlichen Einzelpraxen stemmen nach wie vor den Großteil der Versorgung.

Das zeigen auch die Zahlen: 2018 waren 28.668 Hausärztinnen und Hausärzte allein niedergelassen, 9.023 Gemeinschaftspraxen existierten (zum Vergleich: 3.173 MVZ). [3]

Eine bedeutende Rolle spielen dabei die Praxisteams: Seit mehr als zehn Jahren werden Medizinische Fachangestellte (MFA) strukturiert zu Versorgungsassistenzen in der Hausarztpraxis (VERAH®) fortgebildet.

Sie sind damit eine vergleichsweise moderne, doch nicht mehr wegzudenkende Entlastung für Hausärztinnen und Hausärzte.

Eine weitere Veränderung in den Praxen: War 1995 noch ein Drittel aller Mediziner weiblich (31,5 Prozent), stellten Ärztinnen 2017 schon fast die Hälfte (46,8 Prozent) [4]. Das zeigt sich auch in der Berufspolitik:

Seit Jahren macht sich das Forum Hausärztinnen im Deutschen Hausärzteverband dafür stark, dass der gestiegene Frauenanteil sich auch in den berufspolitischen Gremien zeigt.

Mit Erfolg: Der Bundesvorstand ist zu einem Drittel mit Hausärztinnen besetzt, und auch einige Landesverbände wählten jüngst eine weibliche Spitze.

10.000 DM für erste EDV

Vor allem in den 80er-Jahren kam zusätzliche Bewegung in die Disziplin, sowohl mit Blick auf die akademische und berufspolitische Verankerung als auch in den Praxen. Nicht zuletzt Veränderungen bei der GOÄ und im EBM beförderten dort in den 80er-Jahren den Einzug der EDV.

Nach einer Erhebung der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) haben sich Mitte der 80er 1.300 der rund 56.000 Kassenarztpraxen den Verwaltungs-Computer und die EDV-gestützte Praxisorganisation zunutze gemacht.

Die Kosten für einen PC mit einer 40 MB Festplatte, einem Nadeldrucker und verschiedenen Programmen als Einplatzsystem? 10.000 Deutsche Mark [5].

Dabei zeigt sich gerade hier, dass viele Themen der vergangenen Jahrzehnte heute aktueller sind denn je: Denn während Megabyte-Zahlen und Kosten der 80er-Jahre heute nur belächelt werden können, bleibt die Digitalisierung auf der Agenda.

2021 treten die ersten Pflichtanwendungen der Telematik-Infrastruktur (TI) in Kraft, kritisch begleitet durch den Deutschen Hausärzteverband. Keine Frage: Der Hausarztberuf bleibt im Wandel.

Quellen:

  1. Festschrift des Deutschen Hausärzteverbandes
  2. Ärztestatistik der Bundesärztekammer
  3. Gesundheitsdaten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV)
  4. Ärztestatistik der Bundesärztekammer
  5. Festschrift des Deutschen Hausärzteverbandes
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