KongressberichtNeuigkeiten aus der Neurologie

Der hausärztliche Alltag wird auch geprägt von neurologischen Erkrankungen wie M. Parkinson, Demenz, MS und Polyneuropathien. Einen umfassenden Überblick gab es beim Kongress der Deutschen Gesellschaft für Neurologie. "Der Hausarzt" hat die wichtigsten Erkenntnisse für Sie zusammengefasst.

Mentale Aktivität fördert die Gesundheit des Gehirns.

“Brain Health Network”

Die Gesundheit des Gehirns muss nicht zwangsläufig mit dem Älterwerden abnehmen. Eine ungesunde Lebensweise ist ein wichtiger Risikofaktor nicht nur für kardiovaskuläre Erkrankungen und Krebs sondern auch für Hirnerkrankungen insbesondere die Demenz.

Deshalb sollte “Brain Health” für die Gesellschaft ein wichtiges Gesundheitsthema sein, zumal “Säulen der Gesundheit” identifiziert sind, die gerade das Demenzrisiko beeinflussen und gut modifizierbar sind. Dazu gehört das Vermeiden bzw. Behandeln entsprechender Risikofaktoren ebenso wie eine regelmäßige rege geistige und körperliche Aktivität, gesunde Ernährung, Darmgesundheit und guter Schlaf.

Einer der wesentlichen Faktoren für die Hirngesundheit ist die mentale Aktivität mit regelmäßigem kognitivem Training. Dazu gehören auch soziale Kontakte und Aktivitäten wie Hobbys. Ein niedriger Bildungsstand ist ein eigenständiger Risikofaktor für die Demenz. Zur Aufrechterhaltung von intellektuellen Interessen und einer sozialen Teilhabe im Alter und damit zur Vorbeugung einer Demenz ist eine Beeinträchtigung des Hörvermögens der wichtigste Risikofaktor (Peter Berlit, Berlin).

Fortschritte durch Digitalisierung

Durch Big Data und die Künstliche Intelligenz hat die medizinische Forschung einen Innovationsschub erfahren. Die Digitalisierung ist der Wegbereiter für zielgerichtete Therapieansätze und Präzisionsmedizin.

So können krankheitsauslösende Genmutationen schneller erkannt, genetische Subtypen von Erkrankungen identifiziert und neue Risikofaktoren entdeckt werden. Ein aktuelles Beispiel ist die Forschung der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS), wobei maschinelles Lernen eingesetzt wird, um die genetische Architektur der Erkrankung zu erforschen (Christian Gerloff, Hamburg).

Neurologische Erkrankung – Krebs?

Schädliche Interaktionen des Nervensystems mit Tumoren sind Gegenstand aktueller Forschung. Die Forscher sind davon überzeugt, dass das Nervensystem für die Entstehung, das Wachstum und die Resistenzentwicklung von Krebserkrankungen im Gehirn und auch außerhalb des Gehirns eine ganz wesentliche Rolle spielt.

Es konnten kommunizierende Tumorzellnetzwerke als zentraler Faktor bei der Progression von Gliomen sowie deren Resistenz identifiziert werden, wobei der Tumor neurobiologische Signalwege für sein Wachstum nutzt. Ziel der Forschung ist es, die “Achillesferse” der schädlichen Netzwerkkommunikation zu finden und in neuartigen Konzepten therapeutisch anzugehen (Wolfgang Wick, Heidelberg).

Post-Covid – Fakt oder Fiktion?

In vielen Studien wird derzeit versucht, die Entstehungsmechanismen der Post-Covid-Erkrankung zu klären und Ansatzpunkte für eine ursächliche Therapie zu finden. Nach einer aktuellen Studie haben ein Jahr nach der akuten Covid-Erkrankung 70 von 1.000 Patienten, also 7 Prozent mindestens eine neurologische Post-Covid-Manifestation.

Ein großes Problem ist die Diagnosestellung; denn es gibt bislang keine validen Biomarker, mit denen Post-Covid objektiv nachgewiesen werden kann. Die Diagnose wird derzeit durch die Krankheitssymptome definiert und durch Fragebögen erfasst

Eine prospektive Studie aus Essen versuchte, objektive pathologische Befunde zu erfassen, was aber nicht gelang. Es fanden sich weder spezifische Veränderungen von Blutwerten noch der Lungenfunktion oder strukturelle Veränderungen im MRT oder objektivierbare Schädigungen des peripheren und zentralen Nervensystems.

Eingeschlossen wurden 171 Patienten, die umfassend mittels neurovaskulärer, elektrophysiologischer und laborchemischer Tests untersucht wurden. Bei einigen Patienten wurden zusätzlich ein MRT und eine Liquorpunktion durchgeführt. Die häufigsten Beschwerden waren Konzentrationsprobleme (58 Prozent), Fatigue (58 Prozent) und Gedächtnisstörungen (33 Prozent).

Bei vielen der Betroffenen fand sich eine Somatisierungsstörung, die offensichtlich ebenso wie frühere psychische Erkrankungen ein Risikofaktor für Post-Covid darstellt. Dies ist aber nicht gleichzusetzen mit einer “Psychologisierung” der Erkrankung, d.h. Betroffene sind weder psychisch noch eingebildet krank.

Bisher ist der Pathomechanismus aber nicht geklärt. Die Studie zeigt, dass mit den klassischen Untersuchungen die Erkrankung offensichtlich nicht zu objektivieren ist. Wichtig bleibt daher die Prävention, denn die Impfung schützt auch vor Post-Covid (Lars Timmermann, Essen).

Neue Migräne-Leitlinie

Für die Therapie der akuten Migräne werden in der neuen Leitlinie als Ergänzung zu den etablierten Triptanen die beiden neuen Substanzgruppen – Gepante und Ditane – für bestimmte Patientengruppen empfohlen, nachdem diese jetzt auch offiziell zugelassen sind.

Diese Substanzen greifen kausal in die spezifischen Pathomechanismen des Migränekopfschmerzes ein. Ein Migräneanfall geht nicht nur mit der Freisetzng von Serotonin sondern auch mit einer verstärkten Produktion des Neuropeptids Calcitonin-Gene-Related-Peptide (CGRP) einher.

Gepante blockieren den Migräne-auslösenden Botenstoff CGRP am Rezeptor. Gepante sollten dann eingesetzt werden, wenn die klassischen Substanzen nicht ausreichend wirken oder kontraindiziert sind. Sie können auch in der Migräneprophylaxe eingesetzt werden. Da sie direkt im ZNS eingreifen, können Gepante zu zentralen Nebenwirkungen führen.

Während Triptane an zwei verschiedenen Serotoninrezeptoren angreifen, wirken Ditane nur an einem dieser Rezeptoren, dessen Aktivierung im Unterschied zu dem anderen Rezeptor nicht zu einer Vasokonstriktion führt. Die beiden neuen Substanzgruppen erweitern die Möglichkeiten der Akuttherapie. Ditane sollten zum Einsatz kommen bei Patienten mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt oder Schlaganfall, bei denen Triptane kontraindiziert sind.

Ziel der medikamentösen Migräneprophylaxe ist es, Frequenz, Stärke und/oder Dauer der Attacken zu reduzieren. Neben den unspezifisch wirkenden Substanzen Betablocker, Amitriptylin, Topiramat, Flunarizin und Botulinumtoxin stehen heute auch spezifisch wirkende monoklonale Antikörper gegen CGRP oder seinen Rezeptor (Erenumab, Fremanezumab, Galcanezumab und Eptinezumab) zur Verfügung.

Explizit wird in der neuen Leitlinie auch auf die Wirksamkeit von nicht-medikamentösen, vor allem verhaltenstherapeutischen Maßnahmen hingewiesen. An erster Stele stehen Ausdauersport und Entspannungstechniken (Hans-Christoph Diener, Essen).

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