CGRP-AntikörperMigräneprophylaxe mit Antikörpern: Gönnen Sie sich das Erfolgserlebnis!

Dass die Antikörper gegen CGRP beziehungsweise gegen den CGRP-Rezeptor so gut funktionieren, hat selbst die Experten überrascht. Für welche Patienten sie infrage kommen, diskutierten zwei Schmerztherapeuten anlässlich des Schmerz- und Palliativtags 2022.

Wann dürfen Antikörper zur Migräneprophylaxe eingesetzt werden?

Wie haben die Migränepatienten die neuen Antikörper aufgenommen?

Schutter: Viele Patienten waren sehr gut informiert und hatten bewusst die Entscheidung getroffen, nach einem Antikörper für die Migräneprophylaxe zu fragen.

Gendolla: Diese Vorinformiertheit hat uns die Einführung sehr erleichtert. Bis dato konnten wir auf die Frage nach einer oralen Prophylaxe nur Betablocker, Antidepressiva und Antiepileptika aufzählen – das hat die Patienten oft sehr irritiert. Zumal wir auf die Frage, wie ein Betablocker bei Migräne wirkt, keine Antwort geben konnten. Das ist mit den speziell zur Migräneprophylaxe entwickelten Antikörpern nun deutlich besser.

Worauf ist bei der Vorordnung zu achten?

Gendolla: Nach den Vorgaben des Gemeinsamen Bundesausschusses darf ein Antikörper zur Migräneprophylaxe erst verordnet werden, wenn sich die gängigen Prophylaktika als unwirksam, unverträglich oder kontraindiziert erwiesen haben. Ich kann nur dazu raten, sämtliche Komorbiditäten und andere Befunde sorgfältig zu dokumentieren und sich nicht nur auf die Angaben der Patienten zu verlassen, sondern z.B. Arztbriefe anzufordern.

Hat sich die Entscheidung für eine Prophylaxe geändert?

Schutter: Ich muss sehr darauf achten, bei den Patienten keinen Nocebo-Effekt hinsichtlich der herkömmlichen Prophylaktika auszulösen. Außerdem würde ich die Therapie- Entscheidungen gerne unabhängig von finanziellen Grundlagen treffen.

Gendolla: Mich beeinträchtigt sehr, dass ich durch diesen Therapiehinweis eingeschränkt werde. Ich kann nachvollziehen, dass wir auf Wirtschaftlichkeit achten müssen, aber ich wünsche mir dennoch mehr Therapiefreiheit.

Wie ist die Adhärenz bei Migräne- patienten unter der Antikörper-Therapie?

Schutter: Ich hatte nur einmal eine Patientin, die auf Anraten ihres Ehemannes die Therapie abgesetzt hat. Daraufhin kam sie zu mir, weil es ihr wieder schlecht ging und wir haben die Therapie wieder aufgenommen. Ansonsten hatte ich in meiner Praxis noch keine Absetzversuche.

Gendolla: Dem kann ich nur zustimmen; im Unterschied zu herkömmlichen Prophylaktika wie Betablocker oder Amitriptylin sehe ich unter den Antikörpern weder Therapieabbrüche noch Therapieverweigerer. Ein Problem ist eher, dass wir nach sechs bis neun Monaten eine Therapiepause erwägen sollen. Ich habe aber noch keinen Patienten erlebt, der einer Pause freiwillig zustimmt, wenn die Prophylaxe wirkt. Im Gegenteil, es wird zunehmend schwieriger, den Patienten zu erklären, warum wir eine erfolgreiche Therapie stoppen sollen. Daher hoffe ich sehr, dass der Therapiehinweis bald angepasst wird.

Die Prophylaxe mit Antikörpern ist mit großen Erwartungen verknüpft. Wie geht man mit einem Fehlschlag um?

Schutter: Wir haben durchaus Patienten, die nach der ersten Injektion noch keine ausreichende Wirkung zeigen. Häufig weisen diese Patienten jedoch bei der zweiten oder dritten Injektion des gleichen Antikörpers hervorragende Effekte auf. Bleibt die Wirkung nach drei Monaten tatsächlich aus, wechsle ich auf ein anderes Antikörpersystem, also z.B. von Anti-CGRP auf Anti-CGRP-Rezeptor – und zwar direkt im nächsten Zyklus. Sprechen die Patienten auf beide Antikörperarten nicht an, überprüfe ich die Diagnose. Vielleicht handelt es sich ja um eine Mischform, bei der der Spannungskopfschmerz überwiegt.

Gendolla: Das möchte ich nochmal aufgreifen, weil es mir wirklich wichtig ist: Geben Sie den Patienten mindestens drei bis sechs Monate lang Zeit, bevor Sie wechseln.

Welche Patienten kommen für eine Antikörper-Therapie infrage?

Gendolla: Ich behandle insbesondere Patienten mit hohem Leidensdruck – solche, die ihr Leben aufgrund der Migräne nicht in den Griff bekommen. Wer sich hingegen bei einer Attacke gut mit einem Triptan helfen kann, und dies an weniger als zehn Tagen im Monat tun muss, benötigt erst mal keine Antikörper-Therapie.

Schutter: Tatsächlich hat sich die anfängliche Befürchtung nicht bewahrheitet, dass Triptane bei Patienten unter einer Antikörper-Therapie nicht mehr wirken. Ich beobachte im Gegenteil ein besseres Ansprechen bei Patienten, die eine Antikörperprophylaxe erhalten. Falls ein Triptan nicht wirkt, sollte man auf ein anderes Triptan wechseln.

Wie gut wirken die Antikörper und wie ist die Zufriedenheit der Patienten?

Schutter: Die Responderrate meiner persönlichen Patientenklientel liegt deutlich höher als in den Studien. Vermutlich liegt das daran, dass wir die Patienten vor einer Antikörper-Therapie sehr sorgfältig aussuchen.

Gendolla: In einer Studie zeigte sich eine Therapiezufriedenheit von über 60 Prozent – und das bei einer Patientenklientel, in der mehr als die Hälfte einen Medikamentenübergebrauch aufwies. Das ist wirklich beeindruckend.

Wie sieht die Versorgungslage in Deutschland aus?

Gendolla: Ich finde es erschreckend, dass selbst in spezialisierten Zentren über 60 Prozent der Migräne-Patienten keine Prophylaxe erhalten. Um für diese Patienten mehr Lebensqualität zu erreichen, ist es sehr wichtig, die Allgemeinpraxen einzubeziehen. Alleine schaffen wir Schmerztherapeuten das nicht, wir brauchen “Verbündete” im hausärztlichen Bereich.

Was ist Ihre Botschaft an die Kolleginnen und Kollegen?

Schutter: Beachten Sie die Voraussetzungen für die Einleitung einer Antikörper-Therapie und dokumentieren Sie Vorbefunde bzw. Kontraindikationen, um einen Regress zu vermeiden. Aber wenn das alles gegeben ist, haben Sie den Mut es zu versuchen und gönnen Sie sich dieses Erfolgserlebnis!

Gendolla: Wir geben eine Therapie mit wenig Nebenwirkungen und das macht einen Unterschied für die Lebensqualität der Menschen.

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