Deutscher HerzberichtTrends bei Herzerkrankungen

Weniger Herzpatienten in deutschen Krankenhäusern, mehr herzbedingte Sterbefälle bei Frauen als bei Männern: Der Deutsche Herzbericht zeigt Entwicklungen im Bereich der Herzmedizin auf.

Herzerkrankungen waren in Deutschland auch im Jahr 2018 die häufigste Todesursache.

Frankfurt/Düsseldorf. Herzerkrankungen waren in Deutschland auch im Jahr 2018 die häufigste Todesursache. Das geht aus dem Deutschen Herzbericht 2019 hervor, den die Deutsche Herzstiftung und Experten der Fachgesellschaften für Kardiologie (DGK), Thorax-, Herz- und Gefäßchirurgie (DGTHG) sowie Kinderkardiologie (DGPK) am Donnerstag (12. November) vorgestellt haben.

Demnach hat die Sterblichkeit durch Herzinsuffizienz und koronare Herzkrankheit (KHK) 2018 im Vergleich zum Vorjahr leicht abgenommen, für Herzrhythmusstörungen und Herzklappenerkrankungen sind aber merkliche Anstiege feststellbar. Bei beiden Herzkrankheiten dürften diese Anstiege auch mit dem hohen Alter eines Großteils der Betroffenen zu erklären sein, so die deutsche Herzstiftung.

Todesursachen seien etwa Schlaganfall als Folge von Vorhofflimmern oder plötzlicher Herztod wegen Kammerflimmern. “Hier sehen wir Verbesserungspotenzial in der Prävention und frühzeitigen Behandlung der häufigsten Ursachen lebensbedrohlicher Herzrhythmusstörungen”, betonte Prof. Thomas Voigtländer, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Deutschen Herzstiftung.

Bessere ambulante Versorgung

Laut Herzbericht ist die Zahl der in deutschen Krankenhäusern behandelten Herzpatienten zwischen 2016 und 2018 leicht zurückgegangen. Dies bedeute jedoch nicht, dass es in Deutschland weniger am Herzen erkrankte Personen gebe, betonte DGK-Präsident Prof. Andreas Zeiher. Vielmehr müssten durch eine bessere Vernetzung in der Versorgung und bei den ambulanten Diagnosemöglichkeiten weniger Patienten stationär aufgenommen werden.

So ist die Zahl der Krankenhausaufnahmen pro 100.000 Einwohner bei KHK laut Herzbericht zwischen 2016 und 2018 von 799,7 auf 753,8 und damit um 5,7 Prozent gesunken. Dennoch bewegen sich die Patientenzahlen weiterhin auf einem hohen Niveau.

Niedrigere Sterberate bei Herzinsuffizienz

Bei der Herzinsuffizienz reduzierte sich die Sterberate zwischen 2016 und 2018 um 7,1 Prozent (von 48,9 auf 45,4 Fälle pro 100.000 Einwohner). Hier spielen laut Zeiher verbesserte Behandlungsmöglichkeiten wie neue Medikamenten und interventionelle Therapiemöglichkeiten eine Rolle.

Die hohen Fallzahlen bei der Herzinsuffizienz würden zum Teil auch mit den Fortschritten der Herzmedizin zusammenhängen, so der Kardiologe: Immer mehr Menschen überleben einen akuten Herzinfarkt, erkranken in der Folge aber später an einer Herzschwäche. Durch die medizinischen Fortschritte und den demografischen Wandel verschiebe sich der Krankheitsbeginn ins höhere Lebensalter.

Voigtländer wies darauf hin, dass auch ein Anstieg der Krankenhausaufnahmen bei Menschen im erwerbsfähigen Alter-  also den 45- bis unter 65-Jährigen – zu beobachten sei. Hier bedürfe es womöglich gezielter Prävention und mehr gezielter ambulanter Versorgungsangebote. Auch müsse durch bessere Aufklärung mehr Aufmerksamkeit in der Bevölkerung für die krankheitstypischen Symptome, Ursachen und Therapiemöglichkeiten der Herzschwäche geschaffen werden.

Mehr Frauen als Männer sterben an Herzkrankheiten

Bei allen für den Herzbericht ausgewählten Diagnosen zeigte sich ein höherer Anteil erkrankter Männer, vor allem bei KHK und akutem Herzinfarkt. Anders sieht es jedoch bei der Sterbeziffer aus: Laut Herzbericht hatten Männer nur bei KHK und akutem Herzinfarkt eine schlechtere Prognose; an Herzklappenkrankheiten, Herzrhythmusstörungen und Herzschwäche starben mehr Frauen.

So starben 2018 23.735 Frauen gegenüber 13.974 Männern an Herzschwäche, die Sterbeziffer lag damit bei Frauen um 65,5 Prozent höher als bei Männern. Auch bei Betrachtung aller Herzkrankheiten starben 2018 mehr Frauen als Männer (109.833 versus 102.422).

Diese Unterschiede könnten vor allem dadurch erklärt werden, dass Frauen diese Erkrankungen in einem höheren Lebensalter erleiden als Männer, so die Experten. Zurzeit sei noch unklar, inwiefern neben epidemiologischen Faktoren auch Aspekte wie geschlechtsspezifische Unterschiede in Genetik, Anatomie und Medikamentenwirkung oder eine Unterversorgung in Diagnostik und Therapie eine Rolle spielen.

Der Herzbericht dokumentiert auch die seit Jahren bekannte unterschiedlich hohe Sterblichkeit an Herzkrankheiten zwischen den Bundesländern. So haben die östlichen Bundesländer die höchsten Werte bei den Sterbeziffern für Herzinfarkt und KHK.

Keine Scheu vor Notruf während Corona-Pandemie

Angesichts der derzeit hohen Zahl an Coronavirus-Infektionen befürchten die Herzspezialisten, dass Patienten mit Verdacht auf Herzinfarkt und anderen notfallartigen Symptomen von den Kliniken fernbleiben könnten. Aufgrund des ersten Lockdowns seien 31 Prozent weniger akute Herzinfarkte als im Vorjahreszeitraum in stationäre Behandlung gekommen, berichtete Voigtländer.

Wegen der zweiten Corona-Welle sei es wahrscheinlich, dass die Gefahr für dieses fatale Verzögerungsverhalten wieder deutlich wachsen werde. Die Experten appellierten deshalb an die Patienten, bei Verdacht auf Herzinfarkt und anderen Herznotfällen niemals zu zögern, sondern sofort den Notruf 112 abzusetzen. Die Kliniken seien trotz Pandemie für die Notfallversorgung gerüstet.

Corona und Kinder mit Herzerkrankung

In Hinblick auf die Corona-Pandemie gab DGPK-Präsident Prof. Nikolaus Haas Entwarnung für Kinder und Herzkinder. Insgesamt seien in Deutschland derzeit etwa 100.000 Kinder unter 19 Jahre nachweislich mit dem Coronavirus infiziert worden, seit Ende Februar seien praktisch alle stationären und ambulanten Kinder mit Herzerkrankungen und Coronainfektion erfasst worden.

Eine stationäre Aufnahme sei nur bei weniger als 350 Kindern notwendig gewesen (<0,3 Prozent), kardiale Grunderkrankungen seien hier auch die Ausnahme gewesen, Todesfälle seien keine aufgetreten. Ein Fernhalten vom Schulunterricht oder Ähnliches ist laut Haas also nicht indiziert, es bestehe kein erhöhtes Risiko trotz Herzerkrankung.

Quellen: Online-Pressekonferenz und Presseunterlagen der Deutschen Herzstiftung zur Vorstellung des Deutschen Herzberichts 2019 am 12.11.2020.

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