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Robert Koch-InstitutDeutschland: Erste Infektion mit West-Nil-Virus in 2022

Infektionen mit dem seltenen West-Nil-Virus treten meist zwischen Mitte Juli und Mitte September auf. Nun wurde die erste Infektion beim Menschen in dieser Saison entdeckt - bei einem Blutspende-Screening.

Die deutschlandweit verbreiteten Culex-Mücken gelten als Hauptvektoren des WNV.

Berlin. Erstmals in dieser Saison ist eine Ansteckung mit dem durch Mücken übertragenen West-Nil-Virus (WNV) bei einem Menschen in Deutschland bekannt geworden. Der Erreger, der in Teilen Deutschlands zwischen Stechmücken und Vögeln zirkuliert, sei bei einem Screening im Rahmen einer Blutspende entdeckt worden, berichtete das Robert Koch-Institut (RKI).

Die betroffene Patientin weise keine Symptome auf, die Ansteckung habe offenbar in deren Wohnortkreis im Westen Sachsen-Anhalts stattgefunden. Nach RKI-Angaben waren in dem Wohnkreis zuvor keine WNV-Infektionen bei Vögeln und Pferden bemerkt worden, jedoch in vier direkt benachbarten Kreisen. Genauere Ortsangaben machte das Institut nicht.

Weitestgehend zusammenhängendes Risikogebiet

2019 waren erstmals autochthone WNV-Infektionen bei Menschen in Deutschland bekannt geworden. Für 2020 gibt das RKI 30 Fälle an, 2021 wurden nur einzelne Ansteckungen bekannt. Die in den Vorjahren betroffene Regionen entsprechen einem weitestgehend zusammenhängenden Gebiet, das Berlin, Teile von Brandenburg, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen sowie einen Kreis im östlichen Niedersachsen umfasst.

In diesem Gebiet sollten Ärztinnen und Ärzte zwischen Juli und September bei Personen mit ätiologisch unklaren Enzephalitiden und bei örtlichen Häufungen von Erkrankungen mit Fieber unklaren Ursprungs (mit oder ohne Hautausschlag) eine WNV-Diagnostik veranlassen, auch wenn die Betroffenen keine Reiseanamnese aufweisen. Bei Verdacht auf West-Nil-Fieber sollte die Labordiagnostik nach Möglichkeit ein Speziallaboratorium übernehmen (beispielsweise am Friedrich-Loeffler-Institut).

EU-weit 300 Fälle gemeldet

Das West-Nil-Fieber verläuft meist unauffällig (Nähere Informationen finden Sie hier). Etwa jeder fünfte Infizierte entwickelt eine grippeähnliche Erkrankung mit Fieber. Etwa einer von 100 Infizierten erkrankt schwer. Daher gehen Experten von einer Dunkelziffer nicht erkannter Ansteckungen aus.

Als gefährdet für schwerere Verläufe gelten ältere Menschen und/oder Menschen mit Vorerkrankungen. Ihnen wird empfohlen, sich insbesondere in dieser Jahreszeit und in betroffenen Gebieten vor Mückenstichen zu schützen.

Seit Juli wurden laut RKI-Bericht bislang an zehn Orten in Berlin, Brandenburg und Sachsen-Anhalt WNV-Infektionen bei Vögeln und Pferden nachgewiesen. Nach Daten der Europäischen Gesundheitsbehörde ECDC wurden in der diesjährigen Übertragungssaison mit Stand 17. August rund 300 Fälle erfasst, rund 230 davon in Italien. Registriert wurden insgesamt 15 Todesfälle.

dpa/red

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