KongressberichtDiabetologie: Ankämpfen gegen ungesunde Gewohnheiten

Bei allen Antidiabetika-Innovationen der letzten Jahre – die größte Herausforderung bleibt, dass Betroffene einen Lebensstil etablieren, der einen Typ-2-Diabetes Diabetes gar nicht erst entstehen lässt oder den Diabetes wieder zum Verschwinden bringt.

Die neuen Leitlinien stärken die Bedeutung von Lebensstilmaßnahmen und Gewichtsmanagement.

Virtuell und persönlich diskutierten in Stockholm die Teilnehmer der Jahrestagung der European Association for the Study of Diabetes (EASD) aktuelle Studienergebnisse und Leitlinien-Updates zu Diabetes mellitus.

Die neuen gemeinsamen Empfehlungen der europäischen und amerikanischen Diabetes-Fachgesellschaften EASD und ADA stärken die Bedeutung von Lebensstilmaßnahmen und Gewichtsmanagement. Grundlage dafür sind entsprechende Studien der letzten Jahre.

So wurde mit einem strukturierten Gewichtsmanagementprogramm mit strenger Reduktionsdiät (800 kcal/Tag, die ersten zwölf Wochen mit einer Formula-Diät) bei jedem dritten Betroffenen mit Adipositas und einem nicht länger als sechs Jahre andauernden Diabetes Typ 2 eine Remission erzielt, die über mindestens zwei Jahre anhielt.

Mit dem oralen Glucagon-like-Peptide-1-Rezeptoragonist (GLP-1-RA) erreichte fast die Hälfte der Behandelten mit Übergewicht oder Adipositas eine über ein Jahr anhaltende Gewichtsreduktion um zehn Prozent und mehr. Mit bariatrischer Chirurgie konnte bei 37,5 Prozent der Operierten mit Adipositas und Diabetes eine Diabetes-Remission über mindestens zehn Jahre erreicht werden.

EASD und ADA empfehlen, Ziele der Gewichtsreduktion gemeinsam mit den von Adipositas und Diabetes Betroffenen festzulegen und zunächst Lebensstilmaßnahmen auszuschöpfen. Führt das nicht zum Erfolg, sollte die medikamentöse Unterstützung der Gewichtsreduktion erwogen werden.

Ist auch das nicht ausreichend, sollte die Option einer bariatrisch-chirurgischen Therapie mit in die Überlegungen einbezogen werden. Für die medikamentöse Therapie des Typ-2-Diabetes werden bei Übergewicht Regime empfohlen, die sowohl den Glukosestoffwechsel als auch das Gewicht günstig beeinflussen.

Weiter empfohlen werden pro Woche 150 Minuten moderate bis intensive körperliche Aktivität und zwei- bis dreimal ein Kräftigungstraining. Lebensstilmaßnahmen sollten aber auch den Alltag berücksichtigen. Schon 500 Schritte mehr pro Tag haben einen Effekt und kurze schnelle Spaziergänge können zur Senkung der Mortalität beitragen. Außerdem soll auf einen ausreichend langen Schlaf (> 6 Stunden bis maximal 8 Stunden) geachtet werden. Komorbiditäten, die den Schlaf stören, sollten behandelt werden.

Vier Tassen Tee pro Tag!

Ein regelmäßiger Teekonsum kann das Risiko für Typ-2-Diabetes senken. Eine Metaanalyse von 19 Kohortenstudien mit mehr als einer Millionen Menschen zeigte, dass dafür mindestens vier Tassen von schwarzem, grünem oder Oolong-Tee pro Tag getrunken werden müssen.

Das Risiko für die Entwicklung eines Typ-2-Diabetes reduzierte sich damit über einen mittleren Zeitraum von zehn Jahren gegenüber keinem Konsum um 17 Prozent. Bei niedrigeren Trinkmengen blieb ein signifikanter Effekt auf das Diabetesrisiko aus, berichtete Xiaying Li von der Wuhan Universität in China.

Möglicherweise ist ein bestimmtes Niveau der besonderen Inhaltsstoffe des Tees wie beispielsweise der Polyphenole notwendig, um einen Effekt auf den Blutzuckerspiegel zu haben.

Die Milch macht’s

Nicht alle tierischen Proteinquellen sind für die Ernährung gleichwertig, erklärte Annalisa Giosuè von der Universität von Neapel. Sie hatte anhand von 13 Metaanalysen die Assoziation von verschiedenen tierischen Nahrungsmitteln mit dem Risiko für einen Typ-2-Diabetes untersucht.

Das Typ-2-Diabetes-Risiko stieg um 20 Prozent, wenn pro Tag mehr als 100 g Fleisch jeder Art gegessen wurde, um 22 Prozent, wenn pro Tag 100 g rotes Fleisch verzehrt wurde, und um 30 Prozent, wenn täglich 30 g prozessiertes Fleisch (Schinken, Würste) auf dem Speiseplan stand. Geflügel führte – täglich in 50 g-Portionen konsumiert – nur zu einem geringen Anstieg des Diabetesrisikos (+ 4 Prozent).

Milchprodukte hatten häufig einen protektiven Effekt. Die Reduktion des Diabetesrisikos betrug bei Verzehr von einem Glas Milch (200 g) pro Tag zehn Prozent, von 200 g Milchprodukten allgemein pro Tag fünf Prozent, von 200 g fettreduzierten Milchprodukten drei Prozent und von 100 g Joghurt pro Tag sechs Prozent. Käse und vollfette Milchprodukte hatten wie auch Fisch oder Eier keinen Effekt auf das Typ-2-Diabetes-Risiko.

Pfunde müssen schnell purzeln

Wer in einem Gewichtsmanagementprogramm rasch an Pfunden verliert, wird eher die Ziele der Gewichtsreduktion bei Typ-2-Diabetes erreichen. Das zeigte eine Studie in Großbritannien, an der 1.658 Patienten mit Typ-2-Diabetes und einem medianen Body-Mass-Index von 40,2 kg/m² teilgenommen hatten.

Wer nach den ersten drei Sitzungen mit Ernährungsberatung, körperlicher Aktivität und Maßnahmen zur Verhaltensmodifikation noch nicht 0,5 Prozent seines Körpergewichts verloren hatte, erreichte nur mit geringer Wahrscheinlichkeit das Ziel des Programms, mindestens fünf Prozent über zwölf Monate abzunehmen, berichtete Lulwa Al-Abdullah von der Universität von Glasgow.

In kommerziellen Programmen zur Gewichtsreduktion erreichen meistens etwa 40 Prozent der Teilnehmer nicht ihr Ziel. Werden diese Betroffenen früh identifiziert, kann ihnen zeitnah eine andere therapeutische Alternative angeboten werden – zu einem frühen Zeitpunkt wo sie noch motiviert sind.

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