KongressberichtNeue Mittel gegen Hautkrebs

Erkennen Sie eine Akne inversa? Diese seltene autoinflammatorische Hauterkrankung wurde bei der 28. Fortbildungswoche für praktische Dermatologie und Venerologie ebenso diskutiert wie die verschiedenen Formen des Hautkrebses – deren Therapie deutliche Fortschritte macht.

Die frühzeitige Erkennung eines malignen Melanoms mittels Dermatoskopie senkt das Sterberisiko.

Bei Hidradenitis suppurativa früh intervenieren

Die Akne inversa oder Hidradenitis suppurativa (HS) ist eine chronische-entzündliche Hauterkrankung, die für die Betroffenen eine große psychische Belastung darstellt.

Vor allem an den Achseln, in der Leisten-, Genital-, Gesäß- und Analregion bilden sich spontan Abszesse, Knoten und Fisteln. Es kommt zu schmerzhaften Eiteransammlungen an den entzündeten Talgdrüsen und Haarwurzeln. Besonders problematisch ist für die Patienten der unangenehme Geruch, der z.B. entsteht, wenn Sekret aus dem Abszess über eine Fistel abfließt.

Schmerzen und verhärtetes Narbengewebe können die Bewegungsfreiheit einschränken und zu Bewegungsmangel führen. Die Lebensqualität der Betroffenen ist deutlich verringert, etwa 40 Prozent leiden unter einer depressiven Reaktion.

Um den oft mehrjährigen Leidensweg der Patienten abzukürzen, ist eine frühzeitige Diagnose und Behandlung essenziell – was dadurch erschwert wird, dass die Erkrankung außerhalb der Dermatologie kaum bekannt ist.

Die klinischen Merkmale werden nach Hurley in Grad I bis III klassifiziert: Grad I umfasst einzelne oder multiple Knoten und/oder Abszesse, jedoch keine Fisteln oder Vernarbungen. Bei Grad II finden sich nicht-konfluente Fisteln und Narbenbildungen und Grad III ist charakterisiert durch multiple Narbenstränge, konfluente entzündliche Läsionen sowie Bewegungseinschränkungen durch Kontrakturen.

Die Therapie richtet sich nach dem Schweregrad: Entzündliche Läsionen werden anti-inflammatorisch behandelt, Vernarbungen und Fisteln operativ saniert. Für leichtere Entzündungen ist topisches Clindamycin ausreichend, schwerere Fälle lassen sich systemisch mit Clindamycin und Rifampicin behandeln.

Bei höheren Schweregraden zeigt die Kombination aus Biologika (z.B. Adalimumab) und Chirurgie die besten klinischen Ergebnisse. Begleitend werden Schmerzmittel gegeben und Lebensstiländerungen wie Gewichtsabnahme und Rauchstopp empfohlen.

Prof. Matthias Augustin, Hamburg

Fortschritte beim malignen Melanom

Die Inzidenz des malignen Melanoms steigt weiter – doch die gute Nachricht ist, dass die Sterbezahlen rückläufig sind. Dies lässt sich größtenteils auf die aktuellen Therapeutika zurückführen. Eine wichtige Rolle spielt zudem die möglichst frühzeitige Erkennung des Melanoms.

Hier besteht der Goldstandard weiterhin aus Dermatoskopie sowie einer Histopathologie bei Verdachtsfällen. Eine wertvolle Neuerung für die Erkennung neu aufgetretener Läsionen bietet die Ganzkörperfotografie mit sequenzieller Kontrolle. Bei Hochrisiko-Patienten sollte eine sequenzielle digitale Dermatoskopie (SDD) durchgeführt werden.

Wie Hauschild berichtete, gehört diese Video-Auflichtmikroskopie in seiner Praxis zum Standard beim Hautkrebsscreening. “Der Vergleich mit früheren Aufnahmen hat schon mehrfach zur Diagnostik eines frühen Melanoms geführt”. Fortschritte bei der Therapie des Melanoms wurden durch zielgerichtete Therapeutika (BRAF- und MEK-Inhibitoren) sowie durch Immuntherapeutika erreicht.

So erhielt z.B. Pembrolizumab kürzlich die Zulassung für die adjuvante Therapie des vollständig resezierten Melanoms im Stadium IIB und IIC. Der monoklonale Antikörper verstärkt die Immunreaktion gegen den Tumor, indem er an den PD-1 (Programmed cell death-1)-Rezeptor bindet und so dessen Interaktion mit den Liganden PD-L1 und PD-L2 blockiert.

In der zulassungsrelevanten Studie (KEYNOTE-716) zeigte Pembrolizumab im Vergleich zu Placebo deutliche Vorteile beim rezidivfreien Überleben (RFS) und beim fernmetastasenfreien Überleben (DMFS).

Prof. Axel Hauschild, Kiel

Salbenbehandlung bei Aktinischer Keratose

Auch bei der Aktinischen Keratose (AK), einer Vorstufe des Plattenepithelkarzinoms (heller Hautkrebs), gibt es Neuerungen. Die aktuelle S3-Leitlinie empfiehlt hier eine multimodale und sequenzielle Therapie, die verschiedene Therapieformen umfasst – je nach Anzahl der Läsionen.

Für die Therapie multipler, früher AK im Gesicht und auf der Kopfhaut steht seit Juli 2021 auch der Mitose-Inhibitor Tirbanibulin zur Verfügung. In den Zulassungsstudien führte das einmal tägliche Auftragen der Tirbanibulin-Salbe zu einer kompletten Abheilungsrate von 44-45 Prozent gegenüber 5-16 Prozent mit einer Vehikel-Salbe. Die partielle Abheilungsrate lag bei 68-76 Prozent gegenüber 11-16 Prozent.

Weitere Informationen zu Diagnose, Therapie, aktuellen Leitlinien oder aktuell verfügbaren Substanzen in der Onkologie finden sich in den onkowissen-Apps (www.onkowissen.de). Betroffenen oder Angehörigen kann das Infoportal Hautkrebs (www.infoportal-hautkrebs.de) empfohlen werden.

Prof. Carola Berking, Erlangen

Lieber kurz aber beschwerdefrei?

Wenn Sie eine Tumorerkrankung hätten, was würden Sie wählen? Nur acht Wochen ohne Nebenwirkungen leben, oder 16 Wochen, aber mit schweren Nebenwirkungen?

Eine entsprechende Umfrage ergab ein überraschendes Ergebnis: 83 Prozent der Ärzte und 74 Prozent der gesunden Befragten würden lieber kurz, dafür ohne Nebenwirkungen leben. Von den Tumorpatienten entschieden sich hingegen nur 56 Prozent für ein kurzes, nebenwirkungsfreies Leben. Offensichtlich findet ein Perspektivenwechsel statt, sobald man selbst betroffen ist.

Prof. Lucie Heinzerling, München

Switch mit Folgen

Wie eine Auswertung des Hidradenitis suppurativa Registers (HSBest) zeigte, geht der Wechsel von einem Biologikum (Adalimumab) auf ein Adalimumab-Biosimilar (ABP 501) bei rund 20 Prozent der Patienten mit einem Wirksamkeitsverlust einher.

Gut 20 Prozent brachen die Behandlung nach dem Wechsel ab und etwa 15 Prozent entwickelten zuvor (in der Langzeitbehandlung) nicht aufgetretene Nebenwirkungen. Diesen Daten zufolge kann man bei diesem Biosimilar nicht von identischen Eigenschaften ausgehen.

Prof. Matthias Augustin, Hamburg

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