2. Nürnberger WundkongressInnovative Wundheilungsverfahren

Der 2. Nürnberger Wundkongress (5.12. bis 7.12.2019) bot viel Raum für fachliche Weiterbildung und regen Austausch unter den Teilnehmern. Aktuelle Trends wie die Plasmamedizin oder innovative Wundheilungsverfahren wie die Matrix aus Fischhaut sind auch für Hausarzt-Patienten mit schwer heilenden Wunden von Interesse.

Wenn die Wunde nicht heilt: Was kann jetzt noch helfen?

Bei Patienten mit offenen Beinen, infizierten oder chronischen Wunden kommen gängige Behandlungsmethoden oft an ihre Grenzen. In zahlreichen Kongressbeiträgen wurde in diesem Zusammenhang die Anwendung von Kaltplasma als vielversprechende neue Option erwähnt. Kaltes physikalisches Plasma wird durch elektrische Anregung von Edelgasen (z.B. Argon) gewonnen und erreicht zirka 37 Grad Celsius. Der große Vorteil ist, dass die schmerzfreie Behandlung gleich mehrere, der Heilung zuträgliche Effekte in der Wunde anstößt. So wirkt das Kaltplasma mikrobizid (auch auf multiresistente Erreger), antientzündlich, juckreiz- und schmerzstillend sowie gewebestimulierend und durchblutungsfördernd. Resistenzen sind bisher nicht bekannt.

Die Wirksamkeit des Kaltplasmas zeigte sich unter anderem in einer Pilotstudie, in der je sieben Patienten mit chronisch venösem Ulkus entweder eine moderne Standardtherapie oder zusätzlich eine achtwöchige Plasmatherapie erhielten (dreimal wöchentlich, 45 sec cm²). In beiden Gruppen reduzierte sich die Wundgröße um 50 Prozent, darüber hinaus verkleinerte sich die Wunde bei Patienten mit Plasmabehandlung jedoch deutlich stärker (5,3 vs. 3,4 cm²) und der Heilungsprozess setzte deutlich schneller ein. Die Anzahl an Nebenwirkungen war gleich, schwere unerwünschte Ereignisse traten nicht auf. Plasma-behandelte Patienten hatten tendenziell weniger Schmerzen.

Angewandt wird Kaltplasma bislang vor allem bei schwieriger Wundheilung, postoperativen Wunden oder zur Behandlung von Narben, die dadurch weicher und flacher werden. Doch auch für andere Bereiche ist das Verfahren interessant. Etwa in der Zahnmedizin (z.B. bei Zahnfleischentzündungen), oder zukünftig möglicherweise in der Tumormedizin, da Kaltplasma auch Tumor- zellen abtötet. (Prof. Steffen Emmert, Rostock)

Vom Tattoo zum Ulkus: Farbstoffe mit kritischem Inhalt

Im Sommer fällt es besonders auf: Fast jeder hat ein Tattoo. Über die Risiken wissen jedoch die Wenigsten Bescheid, denn kaum ein Tätowierer klärt darüber auf oder weist gar auf die Kontraindikationen hin. Diese betreffen etwa Patienten mit Diabetes mellitus, Allergien, Blutgerinnungsstörungen, Herzerkrankungen oder offenen Wunden. Auch bei Erkrankungen des Immunsystems, Einnahme von Antibiotika oder Immunsuppressiva sowie in der Schwangerschaft ist von einer Tätowierung abzuraten.

Die häufigsten Komplikationen sind akute lokale Infektionen, die sich etwa als Phlegmone oder Erysipel manifestieren. Dazu kommen chronische Infektionen, z.B. Hepatitis B oder C. Ein großes Problem stellen Allergien dar, die zu Schwellungen, Juckreiz oder auch Ulzera führen können. Insbesondere rote Farbe enthält neben Chrom und Quecksilber viel Nickel, das noch Jahre später Allergien auslösen kann. Die in gelber Farbe enthaltenen Cadmiumsalze zerfallen unter UV-Strahlung und können Hautreizungen verursachen. Derartige phototoxische Reaktionen der Pigmente führen in manchen Fällen bis zur Hautzerstörung.

Das Immunsystem wehrt sich gegen die Farbstoffe, indem es sie zu rund einem Drittel rasch über Lymphbahnen und Blut abtransportiert. Ein weiteres Drittel migriert später unter Lichteinfluss. Wohin diese Stoffe im Körper wandern und welche Reaktionen sie dort auslösen ist nicht bekannt. Offensichtlich ist hingegen, dass sich eine mögliche Problematik nicht auf den Ort des Tattoos beschränken muss.

Die Entfernung eines Tattoos ist ebenfalls nicht unproblematisch. Bei der Laserentfernung zerfällt z.B. das blaue Pigment Phthalocyanin in hochgiftige Substanzen wie Benzol, Benzonitril und Blausäure. Von flüssigen Tattoo-Entfernern ist ebenfalls abzuraten, sie können Verätzungen der Haut und bleibende Narben verursachen. (Dr. Michaela Knestele, Kaufbeuren)

Wundinfektionen aus Südostasien: Was ist zu tun?

Der Urlaub in Südostasien wird am häufigsten durch Diarrhö beeinträchtigt, doch schon an zweiter Stelle stehen Hautprobleme. Diese entstehen teilweise ganz banal durch einen Insektenbiss oder -stich mit bakterieller Superinfektion, aber auch nach einem Bad in Meer- oder Süßwasser. Als häufigste bakterielle Erreger gelten auch in Südostasien Staphylococcus (S.) aureus und Streptococcus pyogenes, allerdings sind Methicillin-resistente S. aureus (MRSA) deutlich weiter verbreitet. Heilt eine Wunde lange nicht ab, sollte man an eine Superinfektion mit Corynebacterium diphtheriae denken. Die Therapie erfolgt mit Penicillin oder Erythromycin für zwei Wochen.

Das Keimspektrum im Wasser unterscheidet sich deutlich, es enthält z.B. Aeromonas-Spezies, die Enterotoxine und Hämolysine bilden können und schwere Wundinfektionen auslösen. Aufgrund zahlreicher Resistenzen sind hier nur noch Chinolone oder evtl. Carbapeneme therapeutisch wirksam. (Dr. Renate Ziegler, Nürnberg)

Fischhaut liefert Hautersatz

Entschuppte Fischhaut ist der Struktur menschlicher Haut erstaunlich ähnlich. Eine azelluläre Matrix aus Kabeljauhaut lässt sich daher als Hautersatz oder zur Behandlung chronischer Wunden verwenden. Im Gegensatz zu anderen biologischen Matrizes enthält die Matrix aus Fischhaut Omega-3-Fettsäuren, die entzündungs- und blutungshemmend wirken.

(Dr. Walter Wetzel-Roth, Schwabmünchen)

Pilotversuch: Telemedizinische Zweitmeinung

Rund 40.000 Patienten erleiden jedes Jahr den Verlust von Gliedmaßen infolge eines diabetischen Fußulkus. Um diese – laut Experten – viel zu hohe Zahl an Majoramputationen zu verringern, initiierte die ‚AG Fuß‘ in Baden-Württemberg ein telemedizinisches Zweitmeinungsverfahren. Damit möchte man den Patienten Sicherheit vermitteln und sicherstellen, dass keine zwingend nötigen Untersuchungen ausgelassen werden.

(Prof. Dr. Ralf Lobmann, Stuttgart)

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