PandemieNatur heilt!

Lockdown, Homeoffice, Homeschooling. Es hört nicht auf. Die Menschen werden zunehmend einsam, deprimiert oder ängstlich. Um solche Krisensituationen zu bewältigen, hilft die Natur.

Seit Beginn der Pandemie legen sich mehr und mehr Menschen einen Hund zu. Im vergangenen Jahr ist die Neuregistrierung von Hunden um 20 Pro- zent im Vergleich zur Vor-Corona-Zeit gestiegen, so der Verband für das Deutsche Hundewesen. Das hat nicht nur die Preise für beliebte Rassehunde wie Chihuahua oder Französische Bulldoggen um 20 bis 30 Pro- zent in die Höhe getrieben. Sondern diese gestiegene Nachfrage spielt auch kriminellen Händlern und Züchtern (Stichwort: Welpenfabriken) in die Hände.

Doch verständlich ist die Begeisterung für einen Hund allemal. Hunde – und natürlich auch andere Tiere – sind ideale Begleiter in schwierigen Zeiten. Allein der Kontakt mit einem Tier hebt die Stimmung, senkt den Stress und tut gut. Der tiefe Blick in Hundeaugen steigert nachgewiesenermaßen die Ausschüttung des so genannten “Kuschel”- oder Bindungshormons Oxytocin (übrigens auch beim Hund), das Stress, Angst und Aggression reduziert.

Schub für unser Immunsystem

Aber mehr noch, Hunde zwingen zur Bewegung in der Natur. Bewegung an der frischen Luft ist gesund. Aber auch allein der Aufenthalt im Grünen, der Kontakt mit der Natur, hat einen positiven Effekt auf Gesundheit und Wohlbefinden. Natur hat heilende Kräfte, hört man immer wieder. Mehr und mehr Studienergebnisse belegen, dass da etwas dran ist. Naturerleben fördert demnach Gesundheit und Wohlbefinden auf der körperlichen und auf der psychischen Ebene. Der Aufenthalt in der Natur boostet das Immunsystem und hilft vor allem bei Stress und Depression.

Waldbaden gegen Stress

So setzen Japaner schon seit einiger Zeit auf das “Waldbaden”. Seit 2012 gibt es an japanischen Universitäten den Forschungszweig “Forest Medicine”, also Waldmedizin. Der japanische Guru des Waldbadens, Professor Qing Li von der Nippon Medical School in Tokio, hat in mehreren Studien gezeigt, dass schon nach einer Stunde im Wald die Zahl der Killerzellen steigt, das Immunsystem also verbessert wird, sowie Blutdruck, Kortisol und Pulsrate sinken.

Dazu muss man sich nicht mal anstrengen. Ein gemütlicher Spaziergang im Wald, ja allein nur der Aufenthalt in der würzig-harzig duftenden Waldatmosphäre entspannt und entstresst. In Japan wird vor allem Großstadtmenschen der Aufenthalt im Wald regelrecht verordnet. Dazu hat man spezielle Waldgebiete zu Wald-Therapiezentren ernannt.

Auch in Deutschland gibt es inzwischen die ersten Kur- und Heil- oder Gesundheitswälder. Aber es muss ja kein spezieller Wald sein. Ein bewusster Spaziergang, tiefes Atmen und Beobachten der Natur in irgendeinem Wald helfen, um sich vom Lockdown-Stress etwas zu erholen und wieder aufzuatmen.

Zwei Stunden pro Woche ins Grüne

Doch nicht jeder hat das Glück, in der Nähe eines Waldes zu wohnen. Das ist auch nicht unbedingt nötig, um von der Heilkraft der Natur zu profitieren. Forscher der britischen Universität Exeter haben 2019 gezeigt, dass zwei Stunden pro Woche draußen in der Natur, und das kann auch der Stadtpark sein, reichen, um das Immunsystem und vor allem psychisches Wohlbefinden zu stärken.

Zwei Stunden sind aber das Minimum, egal ob am Stück oder aufgeteilt, ist das Ergebnis dieser Studie mit fast 20.000 Teilnehmern. Diese Schwelle von zwei Stunden pro Woche galt für Männer wie für Frauen, für jüngere wie für ältere Erwachsene, unabhängig von ethnischer Zugehörigkeit oder Beruf und auch egal, ob sie in einer reicheren oder in einer ärmeren Gegend wohnten. Auch Schwerkranke und Behinderte waren in die Studie einbezogen, und auch sie profitierten von diesen 120 Minuten pro Woche Aufenthalt im Grünen.

Wo das stattfand, war unwichtig, Hauptsache draußen in der Natur. Die meisten Teilnehmer hatten Wälder, Parks oder Grünflächen im Umkreis von nur drei Kilometern aufgesucht.

Diese Studie stammt aus der Vor-Corona-Zeit. Doch das Ergebnis macht Hoffnung. Selbst, wenn man in der Nähe bleiben muss, gibt es Möglichkeiten, sich zu entstressen. Ein Spaziergang im Park mit oder ohne Hund, Vögel zu beobachten, Enten zu füttern, den Frühling knospen zu sehen, all das hilft in diesen Krisenzeiten, macht den Kopf frei und stärkt das Wohlgefühl.

Und all das kann man auch alleine oder mit der Familie machen und genauso davon profitieren.

Eine kleine, nicht-repräsentative Studie aus den USA zeigt, dass sich die Menschen dessen auch sehr bewusst sind und dass Outdoor-Aktivitäten in der Corona-Zeit deutlich zugenommen haben. Forscher der University of Vermont haben Anfang Mai 2020, also zu einer Zeit von strengen Kontaktbeschränkungen, 3.200 Menschen in Vermont online dazu befragt.

Das Ergebnis: Spaziergänge hatten um 70 Prozent zugenommen und Naturbeobachtungen um 64 Prozent. Andere haben sich alleine nach draußen begeben, um einfach mal zu chillen (Zunahme um 58 Prozent) oder um zu fotografieren oder anderen kreativen Beschäftigungen nachzugehen (plus 54 Prozent). Fast 60 Prozent gaben an, sich nach ihren Outdoor-Aktivitäten psychisch besser und insgesamt wohler zu fühlen.

Sogar Natursendungen heben die Stimmung

Wer trotzdem partout nicht nach draußen will oder wer vorübergehend im Haus bleiben muss, der sollte sich gute Natur-Dokumentationen im Fernsehen anschauen. Denn schon das hilft gegen die typischen Lockdown-Symptome wie schlechte Stimmung, Langeweile und Ängstlichkeit. Das Team der Universität Exeter hat im Oktober 2020 eine neue, allerdings viel kleinere Studie veröffentlicht und gezeigt, dass schon Natursendungen im Fernsehen die Stimmung heben, negative Emotionen reduzieren und der Langeweile entgegenwirken.

96 Teilnehmer wurden zuerst extrem gelangweilt: Sie mussten ein Video anschauen, in der jemand seine Arbeit in einer Firma für Bürobedarf schildert. Danach sahen sie einen guten TV-Film über Korallenriffe, entweder im Fernsehen, im 360-Grad-Video über Virtual-Reality-(VR)-Headsets oder ebenfalls über VR-Headsets, aber zusätzlich mit interaktiven Grafiken auf dem Computer.

Alle drei Methoden reduzierten negative Emotionen wie Traurigkeit und vor allem Langeweile. Die interaktive Betrachtungsweise hatte den stärksten positiven Effekt. Die Probanden fühlten sich danach glücklicher und enger mit der Natur verbunden als vorher.

Aber schon die Fernsehsendung konnte die Stimmung verbessern. Was für eine gute Nachricht für Menschen in Covid-19-Quarantäne, die ihr Haus nicht verlassen dürfen. “Auch sie können von einer Dosis digitaler Natur profitieren”, kommentierte die Studienleiterin und Biomedizinerin Nicky Yeo.

Überfordert, müde, verspannt – kommen Sie mit auf einen Waldspaziergang.

Infos unter: www.waldbaden.org

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