Serie ArzneimittelcoachAuf einen Blick: Levodopa

In dieser Serie stellen wir die für Hausärztinnen und Hausärzte wichtigsten Arzneimittel vor. Dieses Mal: Das Parkinson-Medikament Levodopa.

Levodopa ist das wichtigste Mittel zur Behandlung einer idiopathischen Parkinson-Krankheit (Symbolbild).

Wirkung

Parkinson-Kranke leiden an einem Dopaminmangel in den Stammganglien. Levodopa passiert – im Gegensatz zu Dopamin – die Blut-Hirn-Schranke und wird im Gehirn zu Dopamin decarboxyliert. Das Medikament führt so zu einer Substitution der defizitären Dopaminsynthese.

Durch die Kombination mit einem nur außerhalb des Zentralnervensystems wirksamen Decarboxylasehemmer (Benserazid oder Carbidopa) werden unerwünschte gastrointestinale und kardiovaskuläre Dopaminwirkungen reduziert und bei geringer Dosis eine gute zentrale Wirkung erzielt.

Pharmakokinetik

Indikationen

Levodopa, heute immer mit einem Decarboxylasehemmer kombiniert, ist das wichtigste Mittel zur Behandlung einer idiopathischen Parkinson-Krankheit. Es ist belanglos, welcher der beiden Decarboxylasehemmer eingesetzt wird.

Mit der Levodopa-Behandlung wird in der Regel dann begonnen, wenn sich die Betroffenen in ihren täglichen Aktivitäten oder sozialen Kontakten beeinträchtigt fühlen. Levodopa kann generell als erste Parkinson-Medikation eingesetzt werden.

Retardierte Levodopa-Präparate können verwendet werden, haben aber keine sicheren Vorteile. Initial sprechen mehr als 75 Prozent der Parkinsonkranken auf Levodopa an. Nach einigen Monaten bis Jahren nimmt die Wirkung jedoch meistens ab. Nach zwei bis fünf Behandlungsjahren häufen sich die Probleme (Dyskinesien, Fluktuation der Wirkung) allmählich.

Die Kombination mit anderen Parkinsonmitteln (Dopaminagonisten, COMT-Hemmer u.a.) ermöglicht es oft, die Levodopa-Dosis gering zu halten und damit die Nebenwirkungen einzuschränken.

Levodopa kann auch zur Therapie des “Restless Legs”-Syndroms verwendet werden. Zur Behandlung von medikamentös induziertem Parkinsonismus ist es nicht geeignet.

Dosierung (Erwachsene)

Unerwünschte Wirkungen

Die meisten der zahlreichen unerwünschten Wirkungen von Levodopa sind dosisabhängig. Zu Beginn sind periphere Dopamin-Effekte (Brechreiz, Hypotonie) zu beobachten. Auch andere gastrointestinale Beschwerden und Rhythmusstörungen kommen vor.

Langfristig sind dagegen Bewegungsstörungen und psychische Symptome die Hauptprobleme. Dyskinesien (choreiforme Bewegungen, Dystonie, Bradykinesie) und Fluktuation der Motilität, aber auch Störungen der Impulskontrolle (z.B. Spielsucht, Hypersexualität) sind oft problematisch.

Vor allem ältere Personen erkranken auch häufig an Schlafstörungen, Angstzuständen, Depression, Konfusion, Halluzinationen, paranoiden Wahnvorstellungen u.a. Andere Nebenwirkungen (z.B. hämolytische Anämie, Exantheme) sind selten.

Unter Levodopa können Schweiß, Speichel und Urin rot- bis schwarzverfärbt sein. Ob die unter Levodopa beobachtete Häufung von Melanomen und von Osteoporose medikamentös oder krankheitsbedingt ist und ob Levodopa den Verlauf der Parkinson-Krankheit beschleunigt, ist derzeit nicht eindeutig geklärt.

Kontraindikationen: Winkelblockglaukom, Schwangerschaft und Stillzeit, Psychosen, Melanom-verdächtige Hautveränderungen, Melanom-Anamnese.

Interaktionen: Gleichzeitig eingenommene Antazida und Eisenpräparate senken die Resorption von Levodopa. Mit nicht-selektiven MAO-Hemmern oder ähnlich wirkenden Mitteln (z.B. Isoniazid, Linezolid) und Sympathomimetika, selten auch mit trizyklischen Antidepressiva zusammen, kann es zu schweren hypertonen Reaktionen kommen.

Mit Antihypertensiva (auch Methyldopa) zusammen besteht ein Hypotonierisiko. Metoclopramid, Neuroleptika und Memantin können zu vermehrten Parkinsonsymptomen oder zu stärkeren Nebenwirkungen von Levodopa führen.

Risikogruppen

Schwangere: Kontraindiziert. Im Tierversuch wurden fetotoxische Wirkungen beobachtet.

Stillende: Hemmt die Laktation und wird mit der Muttermilch ausgeschieden: auf Medikament oder Stillen verzichten!

Kinder: Wenig dokumentiert. Keine anerkannten Indikationen im Kindes- und Jugendlichenalter.

Ältere: Besonders vorsichtige Dosierung notwendig (erhöhtes Risiko von psychiatrischen und kardiovaskulären Problemen). Initiale Behandlung und größere Umstellungen eventuell stationär.

Menschen mit Niereninsuffizienz: Keine Dosisanpassung notwendig.

Menschen mit Leberinsuffizienz: Kaum dokumentiert. Ist in Einzelfällen bei Coma hepaticum verwendet worden.

Hinweise

Eine Levodopa-Behandlung soll in der Regel nicht unterbrochen werden (“Drug Holiday” gefährlich). Die Fluktuation der Wirkung lässt sich eventuell diätetisch beeinflussen (tagsüber eiweißarm, nur abends eiweißreiche Nahrung).

Alternativen: Levodopa kann primär oder sekundär mit anderen Mitteln kombiniert werden. Bei jüngeren Parkinson-Kranken kann die Behandlung mit Dopaminagonisten (z.B. Pramipexol, Ropinirol) begonnen werden, jedoch ohne sicheren Vorteil. Bei älteren Personen verursachen die Dopaminagonisten häufiger psychische Nebenwirkungen als Levodopa.

Erhältlichkeit: Levodopa/Benserazid (L/B): Kapseln und wasserlösliche Tabletten zu 50/12,5 und zu 100/25 mg; Tabletten zu 100/25 und 200/50 mg; “Dual Release”-Tabletten zu 200/50 mg. Levodopa/Carbidopa (L/C): Tabletten zu 100/25, 200/25 und 250/25 mg; Retardtabletten zu 100/25 und 200/50 mg; Gel zu 2000/463 mg pro 100 ml.

Originalbeitrag: Gysling E, 100 wichtige Medikamente. Infomed Verlag, 2020.

Kommentar des Autors

von Dr. Etzel Gysling, Facharzt für Allgemeine Innere Medizin

Kommentar: Obwohl in Zusammenhang mit der Levodopa-Therapie zahlreiche Probleme beobachtet werden, ist dieses Medikament wegen seiner guten Wirksamkeit nach wie vor unentbehrlich.

Leider ist keine der verschiedenen Strategien zur Einschränkung der neuro-psychiatrischen Spätsymptome zuverlässig wirksam. Für schwierige motorische Probleme stehen heute neue Behandlungsoptionen (tiefe Hirnstimulation, Pumpentherapien) zur Verfügung.

Das sagt der Hausarzt

von Ruben Bernau, Facharzt für Allgemeinmedizin

Wir überweisen bei V.a. Morbus Parkinson zur Diagnosesicherung an den Spezialisten. Die folgende Levodopaeinstellung begleiten wir gern. Mögliche Kontraindikationen (Engwinkelglaukom) sowie Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten werden gecheckt; Laborkontrollen teilen wir mit dem Spezialisten (leider gibt es keine Labor-Ausnahmeziffer).

Das EKG ist unsere Aufgabe und wird dem Spezialisten weitergeleitet – die Behandlung wird also zweigeteilt: Wir kümmern uns um das Risiko und der Spezialist um die bestmögliche Einstellung im Verlauf der Jahre.

Tipp: Je nach Schweregrad besteht die Möglichkeit der Heilmittelverordnung nach BVB (Besonderer Verordnungsbedarf) gemäß §106b Abs. 2 Satz 4 SGB V oder LHB (Langfristiger Heilmittelbedarf) gemäß §32 Abs. 1a SGB V.

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