Berlin. Die Unterschiede in der Inanspruchnahme ambulanter Versorgungsangebote sind erheblich bezüglich Geschlecht, Alter und sozioökonomischem Status, wie aus der Studie Gesundheit in Deutschland aktuell 2019/2020 hervorgeht, die das Robert Koch-Institut jetzt vorgestellt hat.
Die wichtigsten Ergebnisse: Rund 80 Prozent der Erwachsenen sind im Jahr vor der Befragung mindestens einmal beim Hausarzt gewesen, 60 Prozent haben sich fachärztlich behandeln lassen, zehn Prozent haben psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung wahrgenommen. Einen Stuhltest haben weniger als die Hälfte der Befragten in den letzten zwei Jahren in Anspruch genommen, etwas mehr als die Hälfte eine Darmspiegelung innerhalb der letzten zehn Jahre. Rund 80 Prozent der Frauen und 70 Prozent der Männer haben innerhalb eines Jahres ihren Blutdruck, jeweils rund 60 Prozent Blutfettwerte und Blutzucker kontrollieren lassen. Mehr als die Hälfte hat in den letzten zwei Wochen ärztlich verordnete Medikamente eingenommen.
Männer gehen später zum Arzt
Tendenziell nehmen Menschen mit zunehmendem Alter und Morbiditäten mehr Leistungen in Anspruch. Frauen gehen häufiger zum Arzt als Männer. „Männer neigen stärker dazu, medizinische Leistungen erst in Anspruch zu nehmen, wenn sich Erkrankungen bereits manifestiert haben“, heißt es in dem Report. Damit erkläre sich auch die Abnahme der Geschlechterunterschiede im Alter, wenn Behandlungsanlässe morbiditätsbedingt zunehmen.
Hausärzte als Gatekeeper
Menschen mit niedrigem sozioökonomischen Status nehmen vermehrt allgemeinmedizinische Leistungen in Anspruch, Menschen mit hohem sozioökonomischen Status sind hingegen öfter bei Fachärzten. Die Unterschiede erklären sich die Autoren dadurch, „dass Personen mit geringem sozioökonomischen Status eher dazu neigen, Hausärzte als Gatekeeper, das heißt als Lotsen durch das Gesundheitssystem, zu nutzen und fachärztliche Leistungen erst auf deren Anraten in Anspruch zu nehmen“. (red)
Die ganze Studie finden Sie auf den Seiten des RKI.