Leserbriefe“Am Ende leiden die Patienten”

“NIPT verbessert nicht die Versorgung von Schwangeren”

Betreff: “Kassenzulassung bedeutet Normalisierung!”, HA1/19, S. 34

“Aus gegebenem Anlass möchte ich mich bei Ihnen für die Veröffentlichung dieses sehr guten Artikels von Kirsten Achtelik bedanken. Ihre Argumentationslinie trifft meines Erachtens genau den Kern des Problems: Es geht nämlich nicht darum, welchen Wissenszuwachs der nicht-invasive Bluttest auf Trisomien bringt, sondern welchen gesundheitlichen Vorteil dieses Wissen den Schwangeren und den ungeborenen Kindern bringt. Die Antwort ist klar: keinen.

Dieser Test führt nur zu weiterer Selektion von Menschen mit Trisomien und nicht zu einer Verbesserung der Gesundheitsversorgung und sollte daher keinesfalls von den gesetzlichen Krankenkassen finanziert werden!”

Dr. Dorothea Sperling, FÄ Allgemeinmedizin, Berlin

 

 

“Am Ende leiden die Patienten”

Betreff: Offener Brief an Gesundheitsminister Jens Spahn

“Wenn Politik und Kassen (…) das Sagen haben, müssen am Ende die Patienten mit den Folgen leben! (…)Es kann nicht sein, dass Entscheidungen bezüglich des Gesundheitswesens an der Ärzteschaft vorbei (…) getroffen werden (…). Ich bin (…) seit über 30 Jahren als Hausarzt tätig. Ich schreibe Ihnen aus Ludwigsburg, einer Stadt (…), in der jetzt die vierte Hausarztpraxis ohne Nachfolger geschlossen hat. Der Hausärztemangel ist kein Landproblem mehr.

(…) Früher gab es genügend Klinikärzte, die nach der Ausbildung die Klinik verließen, um sich (…) niederzulassen und davon (…) gut leben konnten. Heute haben wir durch die zunehmende Privatisierung der Krankenhäuser eine immer ausgeprägtere Kommerzialisierung auf der einen Seite und einen Ärztemangel auch in den Kliniken auf der anderen Seite. Hinzu kommt durch die (…) Fallpauschalen eine gegenüber früher (…) andere Wertung. Es werden weniger Menschen, als vielmehr Fälle behandelt, Chefärzte müssen auf Druck der Verwaltungen Untersuchungs- und Behandlungszahlen hoch halten und Controller müssen Zusatzerkrankungen zu den Fällen finden, um damit den Kassen noch etwas mehr Geld abringen zu können. Kassen kontern mit dem Medizinischen Dienst und bezahlen bestimmte Krankenhausbehandlungen einfach nicht (…): “Das hätte man auch ambulant machen können”. Und mancher Oberarzt ist mehr damit beschäftigt solche Angriffe der Kassen abzuwehren, als den ärztlichen Nachwuchs auszubilden oder sich um Kranke zu kümmern. Dabei wäre dieses Problem durch eine Mischung von Fall- und Tagespauschale (…) durch IT und KI (…) einfach zu lösen. Diese Behandlungsweise (…) hat zur Folge,

  • dass die Assistenzärzte, die sich aus humanitären Gründen für diesen Beruf entschieden haben, in ihrem hippokratisch geprägten Berufsbild nachhaltig geschädigt werden.
  • (…) dass die Ärzte nach ihrer Weiterbildung (…) am Krankenhaus bleiben und damit für den niedergelassenen Bereich, auch der hausärztlichen Versorgung, nicht zur Verfügung stehen.

Fragt man sich aber, warum (…) Ärzte nicht mehr in freier Praxis arbeiten möchten, gibt es (…) zwei Gründe: Entweder die Arbeitsbedingungen (…) oder die Bezahlung ist schlecht. Als schlechte Arbeitsbedingungen würde ich ansehen, dass man nur, wenn man

  • sämtliche Disease-Management- und Hausarzt-Programme (…) mitnimmt,
  • die Klaviatur der Abrechnung beherrscht,
  • bei den Laborleistungen knausert,
  • sich der TI (…) nicht widersetzt,
  • sich einer Scheinfallzahl- sowie einer Budgetbegrenzung (…) unterwirft,
  • (…) IGeL-Leistungen anbietet und
  • 60 Stunden und mehr arbeitet,

dass man dann (…) im hausärztlichen Bereich gut Geld verdienen kann (…).

Wenn man (…) aber wie ich nur Patienten entsprechend ihrer Krankheiten behandelt,(…) verdient man heute ein Drittel bis die Hälfte weniger als die oben genannten Hausärzte (…). Wenn ich heute an einer Klinik arbeiten würde, würde ich mich (…) nicht niederlassen, weil ich unter den einen Bedingungen nicht arbeiten wollte und unter den anderen Bedingungen nicht davon leben könnte.

Ich mache Sie nicht für die Fehlentscheidungen Ihrer Vorgänger verantwortlich. Aber die Situation im niedergelassenen Bereich ist das Ergebnis einer (…) Budgetierung und Gängelung der Ärzteschaft durch Politik und Krankenkassen.

Der Lösungsvorschlag des noch GKV-Vizevorsitzenden von Stackelberg, einfach die Praxen länger zu öffnen, ist genauso wenig zielführend wie die Maßnahmen ihres Terminservice- und Versorgungsgesetzes, das (…) eher dirigistische Züge hat. Auch verstehe ich nicht, wie man Ärzte, die zum Schutz ihrer Patienten und ihrem Gewissen folgend sich nicht an die TI anbinden lassen, mit einem Honorarabzug sanktionieren kann. Da ich weiß, dass Sie (…) die Smartphone Lösung präferieren, hätte ich auch da einen einfachen Lösungsvorschlag: wie jeder Patient von mir eine Kopie seiner Untersuchungsbefunde bekommt, könnte er sich diese Befunde, (…) auf sein Smartphone übertragen. So wäre er Herr seiner Daten und könnte sich in Eigenverantwortung mit allen anderen IT-Anbietern vernetzen (…). (…) Anstatt dieser “Macher-Lösungen” (…) rate ich zu folgendem Vorgehen:

1. Ändern Sie die Bedingungen für niedergelassene Hausärzte so, dass diesen ihr Beruf wieder Spaß macht und Sie gut davon leben können.

2. Schreiben Sie jeden über 60jährigen Arzt an und bitten ihn (…) weiter zu arbeiten, bis die strukturellen Probleme behoben sind und bieten ihm jedwede Unterstützung an.

Seien Sie sich bitte bewusst: Wenn das Drittel der über 60 Jahre alten Hausärzte weg sein wird, und das wird in fünf bis zehn Jahren der Fall sein, können die restlichen zwei Drittel diese Last der Versorgung nicht mehr tragen!

Vermutlich werden sie (…) mit eingehen in die Reihe der Minister, die die eigentlichen Probleme nicht gesehen haben und als der Gesundheitsminister, der der Illusion erlegen ist, mit KI und Telemedizin könnte man fehlende ärztliche Arbeitskraft kompensieren.

Aus Erfahrung wird man klug, aber ausbaden müssen dies (…) Patienten (…).” 

Dr. Hans-Joachim Nagel, FA Innere Medizin, Ludwigsburg

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