Zi-Studie und KBV-VVÄrzteschaft appelliert an die Politik: Tut was, “die Hütte brennt”

Ob Digitalisierung, Bürokratie, Regresse, Budgets – die Probleme, mit denen die Niedergelassenen zu kämpfen haben, nehmen nicht ab. So wundert es auch nicht, dass eine Zi-Umfrage ergeben hat: Die Lage in den Arztpraxen ist „alarmierend“.

Symbolträchtige Deko bei der KBV-Pressekonferenz: Ein leerer, abgewrackter Stiefel als Sinnbild für das marode ambulante Gesundheitssystem in Deutschland. Auf dem PK-Podium von links: Dr. Dominik Graf von Stillfried, Dr. Stefan Hofmeister, Dr. Andreas Gassen, Dr. Petra Reis-Berkowicz, Dr. Sibylle Steiner, Roland Stahl

Berlin. Täglich haben die niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit einer Vielzahl von Problemen zu tun, die ihnen die Zeit für Patienten raubt und sie daran hindert, ihren eigentlich heiß und innig geliebten Beruf auszuüben.

Das dies und andere Probleme die Niedergelassenen extrem frustrierend sind, untermauert nun eine aktuelle Umfrage zur Lage in den Praxen, die vom Zentralinstitut für die Kassenärztliche Versorgung (Zi) im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung durchgeführt wurde.

Täglich würde Ärztinnen und Ärzten kostbare Arztzeit entzogen, erklärte Dr. Petra Reis-Berkowicz, Allgemeinärztin und Vorsitzende der KBV-Vertreterversammlung bei einer Pressekonferenz am Freitag (8.12.), bei der die Ergebnisse vorgestellt wurden.

Eine Vielzahl unnötiger Zeitfresser

In ihrer Praxis würde sie beispielsweise täglich mit Arzneimittel-Lieferengpässen konfrontiert. Es fresse Zeit, ein anderes Mittel zu suchen. Auch die ausufernden Dokumentationspflichten machten kostbare Arzt-Patienten-Zeit zunichte. Die Bedingungen machen nicht nur den Ärztinnen und Ärzten das Leben schwer, sondern schrecken auch das Personal ab, sagte Reis-Berkowicz.

Die Rücklaufquote der Zi-Befragung zur Lage in den Praxen ist beachtlich: Von rund 126.500 angeschriebenen Praxen füllten 31.739 Ärztinnen und Ärzte den Fragebogen aus. Die Befragung fand vom 19. Oktober bis zum 4. Dezember statt, erklärte der Zi-Vorstandsvorsitzende Dr. Dominik von Stillfried.

Das Gros der Antwortenden schätzt die eigene Arbeit als nützlich und sinnvoll ein (98,1 Prozent). Durch die Arbeit ausgebrannt fühlen sich knapp 62 Prozent, bei den Hausärzten gaben dies sogar über 72 Prozent der Befragten an.

Mehr als zwei Drittel schließen gedanklich die Praxistür auf immer zu

Über 90 Prozent meinten, dass die Vielzahl der administrativen Aufgaben sie überlaste. 91,7 Prozent beklagten mangelnde Wertschätzung der Politik für die Arbeit der Praxen. Rund 70 Prozent der Haus- und Fachärzte gaben an, bereits mit dem Gedanken zu spielen, vorzeitig aus der Patientenversorgung auszusteigen.

Knapp 88 Prozent kritisierten, dass die derzeitigen Digitalisierungsmaßnahmen den Praxisablauf beeinträchtigen. „Jede Minute, die Ärztinnen und Ärzte für die Behebung von Technikproblemen verwenden müssten, fehlten in der Patientenversorgung“, machte Dr. Sibylle Steiner, KBV-Vorstandsmitglied aufmerksam. Es sei eine sinnvolle Digitalisierung nötig.

Rahmenvereinbarung für PVS-Hersteller angekündigt

Dreh- und Angelpunkt, damit Anwendungen wie E-Rezept und E-PA funktionierten, sei ein gutes Praxisverwaltungssystem (PVS), erklärte Steiner. Hier gebe es deutliche Unterschiede.

Die KBV werde im Februar Rahmenvereinbarungen für PVS-Hersteller vorlegen, die eine Arbeitsgruppe aus KBV und KVen erarbeitet habe. Diese Rahmenbedingungen beinhalteten zum Beispiel Punkte wie Preis-Transparenz für Praxen, Usability im Sinne von komfortabler Unterstützung des Praxisalltags, verlässlicher Service und Support sowie IT-Sicherheit. Die Vereinbarung könnten PVS-Hersteller freiwillig unterzeichnen.

Die Ergebnisse der Befragung seien „mehr als ein Alarmsignal“, die Gesundheitspolitik müsse endlich handeln, warnte der KBV-Vorstand bei der Konferenz weiter. “Die Hütte brennt”, hieß es aus Berlin. Wenn der Minister den Weckruf nicht höre oder verstehe, dann habe er seinen Job nicht verstanden, lautete ein Appell an Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).

Freiberuflichkeit von hohem Wert

Die ambulante Gesundheitsversorgung werde nicht mehr funktionieren, wenn kein Spieler mehr auf dem Platz stehe, warnte auch Dr. Markus Beier, Bundesvorsitzender Hausärztinnen- und Hausärzteverband bei der anschließenden KBV-Vertreterversammlung.

Von der Politik werde die Freiberuflichkeit und Selbständigkeit als qualitativer Wert nicht mehr geschätzt, konstatierte Beier. Die Politik müsse sich endlich wieder zur Freiberuflichkeit bekennen.

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