Kardiovaskuläre ErkrankungenDEGAM stellt Präventionsplan mit 15 Punkten auf

Herz-Kreislauf-Erkrankungen könnte in Deutschland besser vorgebeugt werden. Doch beim "Wie" gehen die Meinungen von Hausärztinnen- und Hausärzteverband, DEGAM sowie dem Bundesgesundheitsminister auf der anderen Seite auseinander. Die Fachgesellschaft schlägt jetzt konkrete Maßnahmen vor und kritisiert: Die Pläne des Ministers würden Fehlversorgung befördern.

Eine Zuckersteuer wäre beispielsweise ein effektives Präventionsinstrument, findet die DEGAM.

Berlin. Das deutsche Gesundheitssystem ist teuer und die Effizienz im europäischen Vergleich schlecht, etwa was die Vorbeugung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen angeht. Darin sind sich der Hausärztinnen- und Hausärzteverband, die Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin (DEGAM) und Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) einig.

Der Minister hat daher in den vergangenen Wochen eine Präventionsinitiative ausgerufen. Einzelne Ankündigungen daraus wie beispielsweise die Vorsorgeleistungen in Apotheken zu Bluthochdruck, Cholesterin und Diabetes hatte der Hausärztinnen- und Hausärzteverband bereits scharf als “absurd” und “medizinisch unausgegoren” kritisiert.

Zuletzt legte Lauterbach ein Impulspapier zur Früherkennung und Versorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen vor. Aber auch dies erntet aus medizinischer Sicht Kritik seitens des Verbandes und der DEGAM.

Prävention statt Früherkennung

Kardiovaskulären Erkrankungen könne in Deutschland besser vorgebeugt werden. Doch Lauterbach lege den Fokus zu sehr auf Früherkennung und zu wenig auf Primärprävention, bemängeln Verband und DEGAM. “Es darf nicht einfach darum gehen, möglichst viele Untersuchungen durchzuführen, sondern klare, evidenzbasierte Verfahren zu etablieren, die auch wirklich diejenigen erreichen, bei denen der größte Bedarf nach Früherkennung besteht – beispielsweise weil es eine familiäre Vorbelastung gibt”, erklärte ein Sprecher des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes.

Kritisch sieht der Verband zum Beispiel das von Lauterbach vorgeschlagene Lipid-Screening bei Kindern zusammen mit der Vorsorgeuntersuchung U9: “Hierfür fehlt die Evidenz.”

Würden künftig auch Vorsorgeuntersuchungen in Apotheken stattfinden, sei wichtig zu klären, wie Patientinnen und Patienten an die Praxen “übergeben” werden können. Der Verband will daher mit Apothekenvertretern sprechen, was sinnvoll ist und was nicht. So kann dann etwa einer unstrukturierten Anfragenflut vorgebeugt werden.

Viele Vorschläge ohne Evidenz

Für viele der Maßnahmen fehle die Evidenz oder sie seien sogar kontraproduktiv, sagt auch die DEGAM. Ohne erkennbaren Nutzen bestehe jedoch die Gefahr, dass Über- und Fehlversorgung eher verstärkt statt abgebaut würden, und die Kosten würden ebenso weiter steigen.

Effizienter wären aus Sicht der DEGAM Maßnahmen, die viele Personen erreichen. “Hierzu zählen beispielsweise ein Werbeverbot für Tabakprodukte und ungesunde Lebensmittel oder die Zuckersteuer”, erklärt DEGAM-Präsident Prof. Martin Scherer am Donnerstag (2.11.). So könne eine Lebensstilmodifikation viel bewirken. Im Fokus sollten vor allem Ältere und vulnerable Bevölkerungsgruppen stehen, da hier die kardiovaskuläre Sterblichkeit besonders hoch sei.

Der 15-Punkte-Plan

Konkret macht die Fachgesellschaft folgende Vorschläge:

  1. Werbeverbot für alle Tabak- sowie nikotinhaltigen Produkte sowie ungesunde Lebensmittel
  2. mehr Schulsport und Schwimmbäder
  3. Förderung der Gesundheitskompetenz vom Kindergarten bis ins Seniorenalter
  4. Besteuerung der Nahrungsmittel zwischen 0 und 19 Prozent nach gesundheitlichen und ökologischen Aspekten
  5. Zuckersteuer
  6. verminderte Verfügbarkeit von höherprozentigen alkoholhaltigen Produkten
  7. Schulungen sollten evidenzbasiert stattfinden
  8. Förderung der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV), etwa mit Anreizen für Versicherte wie Ärztinnen und Ärzte
  9. Schrittweise Einführung eines Primärarztsystems
  10. Förderung der Allgemeinmedizin in Aus- und Weiterbildung sowie Versorgung
  11. Gesundheitsuntersuchung nach dem Bremer Modell
  12. Entschlackung von DMP
  13. Bürokratieabbau
  14. J2 für 16- bis 17-Jährige statt Jugendarbeitsschutzuntersuchung
  15. Abbau der Überversorgung mit Koronarangiographien und Stents bei stabiler KHK; konsequente Anwendung der NVL und S3-Leitlinien

Effektivität im Blick behalten

Scherer: “Angesichts des sich bereits jetzt schon aufbauenden Mangels an ärztlichen Praxen muss jede zusätzliche Leistung ganz besonders hinsichtlich ihrer Effektivität geprüft werden.”

Die DEGAM-Stellungnahme zum Impulspapier Früherkennung und Versorgung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen finden Sie unter folgendem Link: DEGAM-Stellungnahme

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