Serie NaturheilkundeNaturheilkundliche Maßnahmen bei Osteoporose

Für die Osteoporose ist eine spezifisch kausale Therapie nicht möglich. Umso wichtiger sind deshalb naturheilkundliche Maßnahmen, die vor allem auch in der Prävention der Erkrankung von Bedeutung sind.

Frauen haben im Vergleich zu Männern ein nahezu doppelt so hohes Risiko, an Osteoporose zu erkranken.

Die Osteoporose als Systemerkrankung des Skeletts ist durch eine niedrige Knochenmasse und Verschlechterung der Mikroarchitektur des Knochengewebes, mit entsprechend erhöhter Frakturneigung charakterisiert [1, 2].

Sie betrifft alle Knochen des Körpers, jedoch treten Frakturen am häufigsten an den Wirbelkörpern, am Handgelenk und an der Hüfte auf. Das Risiko, eine Fraktur zu erleiden, nimmt exponentiell zum Alter zu – nicht nur aufgrund der verminderten Knochendichte, sondern auch wegen der erhöhten Sturzrate bei älteren Menschen.

Frauen haben im Vergleich zu Männern ein nahezu doppelt so hohes Risiko, an Osteoporose zu erkranken. Die Prävalenz bei postmenopausalen Frauen von 50-60 Jahren liegt bei etwa 15 Prozent und steigt ab 70 Jahren auf 45 Prozent an [3].

Unter Osteoporose- und Frakturprophylaxe sind allgemeine Maßnahmen zu verstehen, durch deren Umsetzung eine Verbesserung der Knochenstabilität und eine Reduktion der Frakturrate erreichbar sind:

  • Die Zufuhr einer ausreichenden Menge an Kalzium und Vitamin D.
  • Regelmäßige körperliche Aktivitäten mit dem Ziel, Muskelkraft, Gleichgewicht und Koordination zu verbessern.

Vitamin D

Dass Vitamin D für starke Knochen sorgt, ist nichts Neues. Vitamin D übernimmt jedoch weitere zahlreiche und wichtige Funktionen im Organismus. Nahezu 80 Prozent der Bevölkerung erreichen den empfohlenen Blutserumspiegel nicht.

Die unzureichende Vitamin-D-Versorgung liegt jedoch nicht nur an der mangelnden Sonneneinstrahlung während der Wintermonate, sondern auch an einem immer sonnenärmer werdenden Lebensstil.

Kalzium

Kalzium ist einer der wichtigsten strukturellen Bestandteile des Knochens und wird als Mineralkomplex, der Kalzium und Phosphat enthält, in die Knochen eingebaut. Unser Knochengerüst enthält 99 Prozent des gesamten Kalziums im Körper.

Kalzium wird im Dünndarm sowohl durch passive Diffusion als auch durch aktive Aufnahme – reguliert durch Vitamin D – absorbiert.

Eine kalziumreiche Ernährung trägt im Erwachsenenalter dazu bei, die Knochenmineraldichte zu erhalten und schützt so vor der Entstehung einer Osteoporose. Das gilt für Männer und Frauen gleichermaßen in jedem Lebensalter.

Beispiele für kalziumreiche Lebensmittel

  • 1 Glas Milch oder ein Stück Hartkäse = 300 mg Kalzium,
  • 1 Glas kalziumreiches Mineralwasser = 200 mg Kalzium,
  • 4 Sardinen = 500 mg Kalzium,
  • 28g Mandeln = 75 mg Kalzium.

Eine ausreichende Zufuhr von Kalzium (Kalziumsupplemente bei unzureichender Nahrungszufuhr) und Vitamin D stellt die Basis jeder Osteoporose-Therapie dar [4], auch wenn die Daten keine Senkung des Sturzrisikos durch Vitamin D allein belegen [5, 6].

Dennoch ist aufgrund der hohen Prävalenz eines Vitamin-D-Mangels bei geriatrischen Patienten und der vielfachen positiven Effekte von Vitamin D auf eine ausreichende Substitution zu achten [7].

Bewegung

Regelmäßige Bewegung und Sport sorgen nicht nur für Ausgeglichenheit und halten die Figur in Form, körperliche Aktivität senkt auch ganz eindeutig das Risiko zu erkranken. Es geht aber nicht darum, sich bis an die Leistungsgrenzen auszulasten oder gar zum Profisportler zu werden.

Die Wirksamkeit von Sport und Bewegung beruht darauf, durch gezielte Übungen sowohl Kraft und Ausdauer als auch die Beweglichkeit und die Bewegungskoordination zu verbessern sowie die Festigkeit von Knochen und Bändern zu steigern. Bewegungs- und Krafttraining sowie die Förderung von Balance und Koordination sind integrale Bestandteile.

Die wissenschaftliche Datenlage zu Bewegungstherapien ist eindeutig. In einer Metaanalyse konnte ein positiver Effekt von kombinierten Bewegungsprogrammen auf den Anstieg der Knochendichte belegt werden [8].

Tatsächlich sind die Ergebnisse durchwegs positiv: Egal, ob man Gymnastik bevorzugt, Krafttraining liebt oder walkt: der altersbedingte Verlust an Knochendichte in der Wirbelsäule und der Hüfte ist deutlich geringer als bei Stubenhockern.

Winklmayr et al. konnten positive Effekte einer kombinierten Anwendung einer Radontherapie, Bäderkur und körperlichem Training (Bergwandern) auf den Knochenstoffwechsel und auf das allgemeine Wohlbefinden nachweisen [9].

Menschen mit höherer Muskelkraft haben stärkere Knochen, stürzen seltener und erleiden weniger Frakturen.

Mögliche Interessenkonflikte: Der Autor hat keine deklariert.

Literatur

  1. Consensus Development Conference. Diagnosis, prophylaxis and treatment of osteoporosis. Am J Med. 94, 1993:646-650.
  2. Kanis JA on behalf of the World Health Organization Scientific Group. Assessment of osteoporosis at the primary health-care level. Technical Report. World Health Organization Collaborating Centre for Metabolic Bone Diseases, University of Sheffield, UK. 2007: Printed by the University of Sheffield. World Health Organization: Assessment of fracture risk and its application to screening for postmenopausal osteoporosis. Technical Report Series 843, Geneva: WHO 1994.
  3. Scheidt-Nave C, Banzer D, Abendroth K Schlussbericht Multizentrische Studie zu Verteilung, Determination und prädiktivem Wert der Knochendichte in der deutschen Bevölkerung Föderprojekt des Bundesministeriums für Forschung und Technologie Föderkennzeichen 01KM 9304/0, 1997; 1- 45.
  4. DVO. Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der Osteoporose bei postmenopausalen Frauen und bei Männern. Leitlinie des Dachverbands der Deutschsprachigen Wissenschaftlichen Osteologischen Gesellschaften e. V. Langfassung AWMF-Register- Nr.: 183/001; 2017. Abgerufen am 25.4.22
  5. Guirguis-Blake JM, Michael YL, Perdue LA et al. Interventions to prevent falls in older adults: updated evidence report and systematic review for the US Preventive Services Task Force. JAMA 2018; 319: 1705-1716
  6. Avenell A, Mak JC, O’Connell D. Vitamin D and vitamin D analogues for preventing fractures in post-menopausal women and older men. Cochrane Database Syst Rev. 2014 Apr 14;(4)
  7. Vandenbroocke A, Luyten FP, Flamaing J et al. Pharmacological treatment of osteoporosis in the oldest old. Clin Interv Aging 2017; 12: 1065-1077
  8. Martyn-St James M, Carroll S. Effects of different impact exercise modalities on bone mineral density in premenopausal women: a meta-analysis. J Bone Miner Metab 2010; 28: 251-267
  9. Winklmayr M Kluge C, Winklmayr W, Küchenhoff H, Steiner M, Ritter M, Hartl A. Radon balneotherapy and physical activity for osteoporosis prevention: a randomized, placebo- controlled intervention study. Radiat Environ Biophys. 2015 Mar;54(1):123-136.
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