DiagnosestellungSchwindel: Rationale Diagnostik und Differenzialdiagnose

Oft lässt sich für das Symptom Schwindel ein konkreter Grund finden und gezielt behandeln. Langanhaltende und immer wieder kehrende Schwindelzustände lassen sich meist nicht sofort erklären und sind für den Patienten sehr belastend. Die Diagnosestellung ist schwierig, da der Schwindel oft multifaktoriell bedingt ist und die Suche nach einer hilfreichen Therapie sehr frustrierend sein kann.

Ein lang anhaltender Schwindel gerade bei älteren Patienten führt in erster Linie zu Ängsten und Unsicherheiten beim Gehen. Damit einher geht ein Vertrauensverlust in die eigenen Sinne und Körperfunktionen, was zu einer Verkleinerung des Mobilitätsradius führt.

Durch diese Ängste und Unsicherheiten werden kognitive Funktionen überlagert und gebremst. Und sollte es zu einem gefürchteten Sturz kommen und bei osteoporotischer Instabilität des Knochengerüstes zu einer Fraktur, dann kann dies zum Verlust der Selbstständigkeit führen und in der Pflegebedürftigkeit münden.

Der Leidensdruck der Betroffenen ist sehr hoch. Der Schwindel prägt insbesondere bei älteren Patienten langfristig die Lebensqualität. Für eine rasche Verbesserung des Schwindelgefühls durch eine gezielte Therapie ist eine rationale Diagnostik unter Einbeziehung aller möglichen Ursachen notwendig.

Eine wichtige Rolle spielen zentrale Stoffwechselvorgänge im Gleichgewichtszentrum im Kleinhirn, sowie im Gleichgewichtsorgan den Bogengängen im Ohr.

Eine verlangsamte Reizleitung im Nervensystem führt zu Wahrnehmungsstörungen, insbesondere die nachlassende Sehkraft und das verminderte Hörvermögen.

Einen wesentlichen Einfluss hat die leider oft bestehende Polypharmazie, das nachlassende Durstempfinden, sowie zunehmende muskuloskelletale Dysbalancen und Kreislaufstörungen.

Anamnese und körperliche Untersuchung haben Vorrang

Eine rationale Vorgehensweise wägt die individuellen Umstände beim Patienten ab unter Einbeziehung von Lebensstil und Anamnese. Dies ist ihnen als lebensbegleitender Hausarzt in den meisten Fällen bekannt.

Dennoch möchte ich hier den hohen Stellenwert von Anamnese und körperlicher Untersuchung betonen. Folgende Fragen sollten bei der Anamnese im Mittelpunkt stehen und weiteren Untersuchungen die Richtung weisen:

  1. Art des Schwindels (Dreh-, Schwank- oder Benommenheitsschwindel, Liftgefühl etc.)
  2. Zeitliches Auftreten (in Ruhe, nach dem Aufstehen, Bücken, Drehen des Kopfes, nach der Toilette, bei Belastung etc.)
  3. Dauer des Schwindels (Attacke, Sekunden, Minuten oder länger, wiederkehrend)
  4. Intensität (analog Schmerzfrage-bogen – VAS = visuelle Analogskala)
  5. Begleitsymptome (Übelkeit, Atembeschwerden, Schwarz vor den Augen, Druck in der Brust, Ohrgeräusche, Angst, Panik etc.)

 

 

Einfach und schnell lassen sich Wechselwirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten abklären. Bei der Überprüfung der Polypharmazie halten sie bereits das beste Therapiemittel in der Hand und können durch Umstellung oder Absetzen rasch helfen.

Neben der Anamnese und der körperlichen Untersuchung sind einfache apparative und nicht apparative Untersuchungen hilfreich. Subjektive Beschwerden können so objektiviert und relativiert werden:

  • Koordinationsprüfungen wie Stehversuche, Finger-Nase-Test, Blindgang oder der Zeigeversuch bei offenen und geschlossenen Augen
  • Blutdruckmessung und EKG, Ergometrie und Orthostasetest

 

 

Therapie individuell anpassen

Der Schwerpunkt der weiteren Abklärung sollte auf den relevanten lebenswichtigen Bereichen liegen. Rasch orientierend, um potenziell bedrohliche Situationen zu vermeiden.

In den meisten Fällen ist die Konsultation weiterer Fachbereiche notwendig. In der Tabelle 3 wird dies auf einen Blick deutlich.

 

 

Nach der fachärztlichen Untersuchung ist es nun sinnvoll, gemeinsam mit dem Patienten in Zusammenschau aller Befunde das weitere Vorgehen zu besprechen und zu planen.

Wurden durch den Facharzt bereits Therapien eingeleitet, so ist ein Follow Up mit Prüfung der Wirksamkeit und Besserung des Schwindels mit dem Patienten zu vereinbaren.

Die weitere Therapie erfolgt auf die individuellen Besonderheiten angepasst. Sie kann erweitert und ergänzt werden durch Training von Kraft, Balance, Beweglichkeit, aber auch durch Physiotherapie, motivierende Gesprächstherapie und dem Ausgleich bestehender sensorischer Defizite (s. Tab. 4).

Interessenkonflikte: Die Autorin hat keine deklariert.

Literatur bei der Verfasserin.

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