Berlin. Für Millionen Menschen, die gegen das Corona-Virus vollständig geimpft oder von einer Erkrankung genesen sind, fallen viele Alltagsbeschränkungen weg. Einen Tag nach dem Bundestag stimmte am Freitag (7. Mai) auch der Bundesrat einer Verordnung zu, die Grundrechtseinschränkungen für diese Gruppen aufhebt. Ab kommenden Sonntag (9. Mai) tritt die Verordnung in Kraft.
Geimpfte und Genesene bräuchten künftig keinen negativen Test mehr, wenn sie einkaufen oder zum Friseur gehen und sie können sich im privaten Rahmen ohne Einschränkungen treffen. Quarantäne könne nur noch in Ausnahmefällen angeordnet werden. Dennoch müssten auch Geimpfte und Genesene weiter Masken “an manchen Orten tragen und Abstand halten”, hieß es in einer Pressemitteilung der Deutschen Presseagentur (dpa).
“Wenn die Infektionszahlen weiter sinken, werden zügig weitere Schritte folgen”, kündigte die Bundesjustizministerin Christine Lambrecht (SPD) an. Gesundheitsminister Jens Spahn mahnte in diesem Zusammenhang jedoch vor Sorglosigkeit und zu schnellen Öffnungen.
7,4 Millionen Deutsche sind derzeit vollständig geimpft
Vollständig mit der nötigen zweiten Spritze geimpft sind inzwischen knapp 7,4 Millionen Menschen und damit 8,8 Prozent der Bevölkerung (Stand: 7. Mai). Mindestens eine erste Impfung haben dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) zufolge mittlerweile 26,2 Millionen. Dies entspricht einem Anteil von 31,5 Prozent.
“Die dritte Welle scheint gebrochen”, sagte Spahn zur aktuellen Corona-Lage. Die Infektionszahlen gingen zurück, seien aber noch auf einem hohen Niveau, nun müsse der Abwärtstrend verstetigt werden. Er warnte auch davor, durch zu vorschnelle Öffnungen Erreichtes zu verspielen. Lockerungen sollen jetzt vorrangig in den Außenbereichen kommen, etwa in der Gastronomie oder bei Kulturveranstaltungen, abgesichert mit Tests.
Impfpriorisierung für Astrazeneca aufgehoben
Bis man weitgehend auf Maßnahmen verzichten könne, müsse der Anteil immuner Menschen laut Präsident des Robert-Koch-Instituts Lothar Wieler deutlich über 80 Prozent liegen. Auch dann werde es noch Infektionen geben, aber keine Wellen mehr.
Kommende Woche sollten eine Million Dosen des Astrazeneca-Impfstoffs an Arztpraxen geliefert werden, kündigte Spahn an. Für diesen Impfstoff ist nach einem Beschluss von Bund und Ländern nun die Priorisierung mit einer festen Reihenfolge aufgehoben. In Absprache mit dem Arzt kann man künftig auch frei entscheiden, wann in der zugelassenen Spanne von vier bis zwölf Wochen die Astrazeneca-Zweitimpfung kommen soll.
Laschet mahnt Geimpfte zur “verantwortungsvollem Umgang mit dem eigenem Glück”
Die Freigabe von Astrazeneca sei besonders für diejenigen attraktiv, “die nicht so schnell an eine Impfung kommen würden”, sagte Spahn. Aber angesichts begrenzter Liefermengen gelte auch weiter: “Es können nicht innerhalb von drei oder fünf Tagen oder auch von zwei Wochen alle geimpft werden.” Bei den Menschen über 60 Jahren seien je nach Bundesland nun rund 70 Prozent geimpft. Empfohlen ist Astrazeneca nach Bekanntwerden sehr seltener Fälle von Blutgerinnseln ab 60 Jahre, aber auch Jüngere können sich damit impfen lassen.
Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) rief voll Geimpfte zu einem “verantwortungsvollen Umgang mit dem eigenen Glück” auf. Sie sollten sich nicht zu überschwänglich verhalten, um Frustration und Neid derer vorzubeugen, die sich noch nicht impfen lassen können
Quelle: dpa