Besondere BedürfnisseDiabetes im Alter – hier zählen andere Ziele

Rund 25 Prozent der über 75-Jährigen in Deutschland leben mit Typ-2-Diabetes. Dabei stellen altersbedingte Einschränkungen und Komorbiditäten nicht nur die Patienten selbst, sondern auch Ärzte und ihre Praxisteams vor Herausforderungen. Dr. Markus Klett, niedergelassener Hausarzt und Diabetologe in Stuttgart, im Gespräch über die Bedürfnisse älterer Patienten.

Blutzuckerkontrolle: Hypoglykämien sind im Alter besonders heikel, weil Betroffene die Symptome oft zu spät erkennen.

Inwiefern hat das Alter Einfluss auf die Therapieziele?

Es gibt im Vergleich zu jüngeren Patienten in der Tat einige Unterschiede, weil mögliche physische und geistige Einschränkungen im Alter neue Therapie-Schwerpunkte in den Mittelpunkt rücken. Ein gut eingestellter Blutzucker bleibt zum Beispiel wichtig, um Folgeerkrankungen zu vermeiden. Doch von einer zu strengen Blutzuckereinstellung sehe ich bei meinen älteren Patienten ab, weil absolute HbA1c-Grenzen zu Hypoglykämien führen können und Unterzuckerungen für sie besonders gefährlich sind.

Grundsätzlich sollten die Therapieziele an die stark ausgeprägten Bedürfnisse nach Lebensqualität, Einfachheit und Sicherheit angepasst werden. Bevor ich gemeinsam mit meinen älteren Patienten die individuellen Therapieziele festlege, kläre ich deshalb ab, welche Einschränkungen Hürden darstellen könnten.

Warum ist es für ältere Patienten so wichtig, Hypoglykämien zu vermeiden?

Aus meiner Erfahrung sind Hypoglykämien im Alter besonders heikel, weil Betroffene die Symptome oft zu spät erkennen. Das hat mehrere Gründe: Zum einen leiden ältere Menschen mit Diabetes häufig an Herzerkrankungen und werden mit Medikamenten behandelt, die zu einer eingeschränkten Wahrnehmung von Hypoglykämien führen können. Darüber hinaus können auch Messfehler das Bewusstsein für bevorstehende Hypoglykämien beeinträchtigen.

Dies ist eine ernstzunehmende Gefahr, da Hypoglykämien im Alter gravierende Folgen haben können, wie beispielsweise eine dauerhafte Schädigung des Gehirns oder eine Demenz. Noch problematischer wird es, wenn eine akute Hypoglykämie nur mehr mit Fremdhilfe bewältigt werden kann: In diesem Extremfall kann es zu lebensbedrohlichen Komplikationen im Gefäßbereich bis hin zum Schlaganfall oder Herzinfarkt kommen.

Wie kommen ältere Menschen am besten mit der Kontrolle ihrer Werte zurecht?

Bei vielen meiner Patienten wurde der Typ-2-Diabetes erst in einem späten Lebensabschnitt festgestellt. Manche haben deshalb Probleme, ihre Therapie umzusetzen, und leben ihr bisheriges Leben einfach weiter oder überschätzen ihren physischen Zustand.

Besonders gefährlich wird es, wenn sie bei sportlichen Aktivitäten Kalorien verbrennen und im Anschluss keinen schnellen Zucker zur Verfügung haben. Auch Leichtsinnsfehler stelle ich bei älteren Patienten immer wieder fest. So wird zwar in den meisten Fällen vor dem Essen gemessen und anschließend der Korrekturbedarf angepasst, wichtige Folgemessungen werden jedoch oft ausgelassen.

Warum ist das Thema Messgenauigkeit für Sie so wichtig?

Die komplexe Medikation, die multimorbide Patienten häufig benötigen, erhöht das Risiko verfälschter Messwerte. Ich werde immer wieder von extremen Varianzen einiger Messgeräte überrascht, die mit Medikamenten interferieren. Ein zuverlässiges Blutzuckermessgerät speziell für ältere Patienten zeichnet sich auch dadurch aus, dass es auf eine möglichst große Zahl potenzieller Störsubstanzen getestet wurde (z.B. Accu-Check Instant).

Denn ein Patient hat bei seiner Medikation keinen Spielraum, er muss sie wie vorgeschrieben einnehmen. Und auch ich als Arzt bin auf die Messgenauigkeit des Geräts angewiesen, da ich Therapieentscheidungen auf Basis der Blutzuckerwerte treffe.

Wie gelingt es Ihnen, im Praxisalltag auf die besonderen Bedürfnisse älterer Patienten einzugehen?

Wir bieten in unserer Praxis spezielle Altersschulungen für unsere Patienten an. Das Praxisteam wurde hierfür extra ausgebildet und investiert viel Zeit und Geduld, um ältere Patienten umfassend über ihre Therapie zu informieren und diese an ihre individuellen Bedürfnisse anzupassen. Besonders wichtig ist die Dokumentation der Schulung: Die Patienten erhalten nach jeder Einweisung eine schriftliche Zusammenfassung.

Natürlich ist es dabei wünschenswert, die Selbstständigkeit eines älteren Patienten soweit wie möglich zu bewahren. Um hier allerdings kein Risiko einzugehen, halte ich es für essenziell, dass neben dem Patienten auch eine Bezugsperson geschult wird. Das kann ein enges Familienmitglied oder eine Pflegekraft sein – wichtig ist nur, dass die Person den Therapieplan ebenfalls im Blick hat, damit im Alltag alles funktioniert. red

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