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Unterhaltung in der Pandemie“Lachen verbindet mit Abstand am besten”

Herzhaftes Lachen bringt bis zu 80 Muskeln des Körpers in Bewegung und pumpt viel frische Luft in die Lunge. Und: Lachen überwindet Grenzen. Wenn Klinikclowns mit Angelruten und Ballons Jung und Alt verzücken, werden Besuchsverbote zur Nebensache.

Postkarten und Geschenke wechseln mit Hilfe eines Schmetterlings-Netzes die Besitzer. Heliumballons fliegen unter lautem Jubel in den ersten Stock. Schräger Gesang tönt aus dem Innenhof, mit der Angelrute wird die Clownsnase durchs offene Fenster gereicht: Die Clowns im Dachverband “Clowns in Medizin und Pflege” lassen sich unter dem Motto “Lachen verbindet mit Abstand am besten” einiges einfallen, um mit “ihren” Patienten trotz Abstandsregeln und Mundschutz in Kontakt zu bleiben. Ein Video auf www.dachverband-clowns.de gibt Einblicke, was trotz Corona-Pandemie an Amüsantem möglich ist und obendrein auch wirkt.

Elisabeth Makepeace, Vorsitzende des Klinikclowns-Dachverbands, ist überzeugt: “Gerade in den Tagen der Corona-Pandemie ist es wichtig, bei den Patienten in den Kliniken oder den Pflegebedürftigen in den Heimen für Abwechslung zu sorgen.” Schließlich waren aufgrund des Infektionsschutzgesetzes Besuche in vielen Heimen und Kliniken stark eingeschränkt oder gänzlich verboten. Patienten auf den Stationen, Pflegebedürftige und Bewohner in Heimen durchlebten daher schwere Zeiten, viele von ihnen fühlten sich einsam, waren ängstlich oder verunsichert.

Die rund 272 Klinikclowns, die der Clowns-Dachverband mit seinen 17 Regionalverbänden bundesweit vertritt, schmiedeten neue, pandemietaugliche Ideen. “An manchen Orten besuchten die Klinikclowns ganz ,unvirtuell‘ die Vorplätze oder Innenhöfe verschiedener Einrichtungen. Die Patienten und Altenheimbewohner sind dann meistens vom Fenster aus dabei”, erzählt Makepeace.

Abwechslung für Senioren, Entlastung für Heimpersonal

So auch Torsten Kiehne, der als Klinikclown “Fernando” heißt und sich im Vorstand des Hamburger Vereins engagiert. Im April hat er das Seniorenheim in Bramfeld besucht. Dieses Mal aber stand er nicht im Speisesaal der Demenzstation, sondern bot sein komödiantisches Programm mit Partnerin “Edwina” im Garten an. Das Publikum – rund 25 demenzkranke Bewohner des Seniorenheimes – stand zum großen Teil hinter den geschlossenen Fenstern, einzelne kamen nach draußen und staunten viele Meter entfernt über die dargebotenen Slapsticks. “Als Pantomimen versuchten wir einen Baum zu schmücken, machten artistische Kletterübungen auf einer Leiter, malten Sonne, Blumen und Strichmännchen auf die Fensterscheiben,” erzählt Kiehne.

Fast zwei Stunden hat die clowneske Darbietung im Innenhof gedauert. Bei diesem Spiel auf Distanz entstehe zwar nicht die “emotionale Nähe” wie bei einem unmittelbaren Kontakt, der auch immer das Persönliche aufnimmt. Das Geschehen werde jedoch intensiv erlebt und bringe Abwechslung in den Alltag der Senioren. “Zum Abschied gab es auch dieses Mal Tränen bei den Bewohnern. Und die Belegschaft hat unseren Besuch als große Entlastung erlebt”, sagt Kiehne.

Lachen stärkt das Immunsystem

Der Psychologe Dr. Michael Titze gilt als einer der Pioniere des therapeutischen Humors. “Lachen ist ein echter Gesundbrunnen”, sagt er. Lunge und Muskulatur profitieren besonders, wenn Menschen auf witzige oder kuriose Impulse mit Juchzen und Prusten reagieren. Im Gesicht kommen 17 Muskeln in Bewegung, am ganzen Körper sind es bis zu 80. Der lachende, offene Mund, die Brustmuskeln und das Zwerchfell sorgen für einen erhöhten Gasaustausch in der Lunge. “Wir pressen beim Lachen stoßweise nahezu das gesamte Luftvolumen aus”, sagt Titze. Wer regelmäßig und häufig lacht, stärke sein Immunsystem, baue leichter angestauten Stress ab und könne darüber sogar Schmerzen lindern.

Grund genug für die Klinikclowns, gerade in Ausnahmezeiten vermeintliche Hürden aktiv zu überwinden. So hat Birgit Musolf, als Klinikclown “Jojo” regelmäßig auf Kinderstationen von Hamburger Kliniken unterwegs, in der Zeit der Besuchseinschränkungen mit Clown-Partner “Pepe” Online-Sprechstunden angeboten. Wer sich per E-Mail (sprechstunde@klinik-clowns-hamburg.de) anmeldet, bekommt einen Termin für die Visite via Handy oder Laptop. “Jojo” und “Pepe” haben so beispielsweise einen krebskranken Jungen besucht, den sie von den Vor-Ort-Terminen schon kannten: “Der 4-Jährige hat sich richtig gefreut, uns zu sehen. Er hat uns seine Kuscheltiere gezeigt und daraus hat sich eine kleine Geschichte entwickelt”, erzählt Musolf.

Clowneske Videovisite

Zug um Zug spielen und auf die Impulse des Gegenübers eingehen, sei auch bei virtuellen Begegnungen wichtig: “Es darf nicht zu schnell sein, damit der Witz auch auf der anderen Bildschirmseite ankommt.” Auch in sozialen Medien können sich Familien Videos und Fotos der Hamburger Clowns ansehen. Virtuelle Clownsbesuche sind vor allem möglich, wenn es auf der Station der Kinderklinik einen Medienbeauftragten gibt, der bei der Technik unterstützt. “Jojo” und “Pepe” haben sich so den Bildschirm schon mit einer Neunjährigen geteilt: “Unsere Ideen verändern sich mit der Technik. Mein Clown-Kollege hat Seifenblasen gepustet, das Mädchen hat sie ,verzaubert‘ und ich konnte diese in meinem Bild als Glaskugeln aufgefangen. So steht auch im virtuellen Spiel das Kind im Mittelpunkt”, sagt Musolf. Der folgende Applaus der Clowns hat das Mädchen sehr zum Lachen gebracht.

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