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ChininsulfatUrsachenunabhängige Muskelkrampflösung

Der Wirkstoff Chininsulfat kann nicht nur in der Therapie und Prophylaxe von nächtlichen Wadenkrämpfen, sondern auch bei Krämpfen der übrigen Skelettmuskulatur eingesetzt werden [1]. Sein peripherer Wirkmechanismus setzt an der neuromuskulären Endplatte an, sodass keine zentralnervösen und keine sedierenden Effekte auftreten [2]. Chininsulfat wirkt unabhängig von der Ursache muskelrelaxierend und somit schmerzlindernd [2].

Etwa 2,8 Mio. Menschen in Deutschland leiden regelmäßig unter schmerzhaften Wadenkrämpfen, die durch Dehnungsübungen und/oder Magnesium nicht ausreichend behandelt werden können [3]. Prof. Oliver Tobolski, Köln, erklärte: „Nächtliche Wadenkrämpfe sind eine ernsthafte Indikation. Die Betroffenen können oft schlecht schlafen und sind in ihrer Lebensqualität deutlich beeinträchtigt.“

Doch die Krämpfe können nicht nur in der Wadenmuskulatur auftreten – insgesamt sind etwa drei Viertel (75%) der Bevölkerung in Deutschland von Muskelkrämpfen betroffen, 80% leiden unter Verspannungen [4]. „Die krampfbedingten Schmerzen und daraus resultierende Fehlhaltungen können über ein myofasziales Schmerzsyndrom in einen Circulus vitiosus mit Kreuzschmerzen münden“, so Tobolski.

Wie in der Praxis vorgehen?

Bei der Auswahl einer geeigneten Therapie zur Behandlung der muskulären Krämpfe soll Tobolski zufolge zunächst an nicht-medikamentöse Optionen wie regelmäßige Dehnung bzw. Anspannung der Antagonisten gedacht werden. Er stellte aber klar: „Sämtliche nicht-pharmakologische Optionen zeigen nur eine geringe Evidenz.“ Auch die vollständig überarbeitete und im Jahr 2023 publizierte Leitlinie „Crampi/Muskelkrämpfe“ konstatiert: Ausreichend belegt ist die Behandlung mit Chinin; alle anderen Maßnahmen und pharmakologischen Therapien sind nur schwach oder nicht ausreichend belegt [5].

Rascher Rückgang der Schmerzen

Das verschreibungspflichtige Arzneimittel Limptar® N mit dem Wirkstoff Chininsulfat ist ein seit Jahrzehnten in Deutschland zugelassenes Muskelrelaxans. Die aktuelle Indikation lautet: Therapie und Prophylaxe, von Krämpfen der Skelettmuskulatur, insbesondere nächtlicher Wadenkrämpfe bei Erwachsenen, wenn diese sehr häufig oder besonders schmerzhaft sind und behandelbare Ursachen der Krämpfe ausgeschlossen wurden und nicht-pharmakologische Maßnahmen die Beschwerden nicht ausreichend lindern können [1].

„Unter der Einnahme von Chininsulfat berichten die Patientinnen und Patienten von einer rasch nachlassenden Intensität der Krämpfe sowie der damit verbundenen Schmerzen. Diese rasche Verbesserung ist wichtig, denn bis zur Reduktion der Anzahl der Krämpfe kann es etwa vier Wochen dauern“, unterstrich Tobolski und rief dazu auf, Geduld bis zum Rückgang der Frequenz der Krämpfe zu haben. „Um vom prophylaktischen Effekt des Chininsulfates zu profitieren, muss die Medikation fortgeführt werden – auch dann, wenn in der Nacht zuvor keine Muskelkrämpfe auftraten“, betonte Tobolski.

Wissenschaftliche Evidenz für Chininsulfat

Die Wirksamkeit von Chininsulfat bei Muskelkrämpfen wurde in klinischen Studien belegt und in umfangreichen Metaanalysen bestätigt [5],[6],[7],[8]. So schloss eine nicht-interventionelle Studie Personen im Alter von über 55 Jahren mit häufigen nächtlichen Wadenkrämpfen ein. Sie wurden mit Chininsulfat oder Placebo behandelt. Die Auswertung ergab eine signifikante Verbesserung der Symptomatik bzgl. Anzahl, Dauer und Schmerzstärke unter Chininsulfat [6].

Eine randomisierte, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Multicenterstudie untersuchte die Wirksamkeit von Chinin in der Behandlung von Muskelkrämpfen. Dazu nahmen die Teilnehmenden über zwei Wochen 2 x 200 mg Chininsulfat/Tag oder Placebo ein. Auch in dieser Studie zeigte sich eine signifikante Verbesserung bei Häufigkeit, Krampfintensität und nächtlichen Schmerzen unter Chininsulfat im Vergleich zu Placebo. Chininsulfat wurde dabei gut vertragen, es gab keine signifikanten Unterschiede bei den unerwünschten Ereignissen zwischen Verum und Placebo [7].

Tobolski hob in diesem Zusammenhang den peripheren Wirkansatz von Chinin hervor (s. Kasten): „Es wird der Gruppe der peripher wirkenden Myotonolytika zugeordnet. Es kann die Blut-Hirn-Schranke nicht überwinden und hat deshalb keine zentralen Effekte – also keine sedierende Wirkung und kein Abhängigkeitspotential.”

Literatur

  1. Aktuelle Fachinformation Limptar® N
  2. Löffelholz K, Wessler I. In: Mörl H (Hrsg.). Muskelkrämpfe. Berlin, Heidelberg, New York: Springer Verlag 1987;35-43
  3. GfK in Zusammenarbeit mit Klosterfrau, Potentialanalyse Limptar® N, Oktober 2017
  4. Ears and Eyes. Repräsentative Befragung – Muskelkrämpfe und Verspannungen. Juli 2021
  5. Topka H et al. S1-Leitlinie Crampi/Muskelkämpfe. 2023; online verfügbar unter: www.dgn.org/leitlinien (Abgerufen am: 21.04.2024)
  6. Diener H-C, Baurecht W. MMW-Fortschritte der Medizin 2019;S6(S6):25-32
  7. Diener H-C et al. Journal Pharmakol u Ther 2002; 11(4):110-115
  8. EI-Tawil S et al. Cochrane Database Syst Rev 2015;4: CD005044
  9. Gisselmann G et al. Front Pharmacol. 2018 Nov 20;9: 1339. doi: 10.3389/fphar.2018.01339. eCollection 2018

Limptar® N Wirkstoff: Chininsulfat Zusammensetzung: Wirkstoff: 1 Filmtablette enthält 200 mg Chininsulfat (Ph. Eur.), entsprechend 165,7 mg Chinin. Sonstige Bestandteile: Gelatine (Ph. Eur.), Magnesiumstearat (Ph. Eur.), mikrokristalline Cellulose (Ph. Eur.), hochdisperses Siliciumdioxid (Ph. Eur.), gefälltes Siliciumdioxid (Ph. Eur.), Carmellose-Natrium (Ph. Eur.), Croscarmellose–Natrium (Ph. Eur.), Calciumbehenat (Docosansäure, Calciumsalz (2 : 1)) (DAB), Talkum (Ph. Eur.), basisches Butylmethacrylat-Copolymer (Ph. Eur.) (relative Molmasse: ca. 150.000), raffiniertes Rizinusöl (Ph. Eur.). Anwendungsgebiete: Limptar® N wird angewendet bei Erwachsenen zur Behandlung und Verhütung von Krämpfen der Skelettmuskulatur, insbesondere nächtlicher Wadenkrämpfe. Chininsulfat darf nur bei Krämpfen der Skelettmuskulatur, insbesondere bei nächtlichen Wadenkrämpfen, angewendet werden, wenn diese sehr häufig oder besonders schmerzhaft sind und -behandelbare Ursachen der Krämpfe ausgeschlossen wurden und andere (nicht-medikamentöse) Maßnahmen die Beschwerden nicht ausreichend lindern können. Die Patienten werden in der Gebrauchsinformation darauf hingewiesen, sich an ihren Arzt zu wenden, wenn sie sich nach 4 Wochen nicht besser fühlen. Gegenanzeigen: Limptar® N darf nicht eingenommen werden bei Allergie (Überempfindlichkeit) gegen Chinin oder Chinin-haltige Getränke oder einen der sonstigen Bestandteile dieses Arzneimittels, in Schwangerschaft und Stillzeit, bei angeborenen oder erworbenen Herzrhythmusstörungen (u. a. Verlangsamung des Herzschlags, QT-Verlängerung) oder bei Einnahme anderer Arzneimittel, die die Entstehung von Herzrhythmusstörungen begünstigen können, bei Glucose-6-Phosphat- Dehydrogenasemangel (Symptom: hämolytische Anämie), bei Myasthenia gravis (Muskelschwäche), bei Ohrgeräuschen (Tinnitus), bei Vorschädigung des Sehnervs, bei schwerer Herzschwäche, bei Störungen des Salzhaushaltes (z. B. Verminderung von Kalium im Blut). Nebenwirkungen: Sehr selten (kann bis zu 1 von 10.000 Behandelten betreffen) können folgende Nebenwirkungen auftreten: Es können Überempfindlichkeitsreaktionen, wie z. B. Hautreaktionen (Hautausschlag, Juckreiz, Quaddeln, Sonnenlichtempfindlichkeit etc.), Atemnot (Bronchospasmen), Anaphylaxie (schwere allergische Reaktion), Schwellungen und Fieber auftreten. Es kann zu einer Verminderung der Blutplättchen (Thrombozytopenie) und anderen Blutbildveränderungen kommen. Eine Thrombozytopenie kann zu Haut- und Schleimhauteinblutungen (kleine punktförmige Blutungen) und einer erhöhten Blutungsneigung (z. B. Nasenbluten, Blutergüsse) sowie schweren Gerinnungs- und Nierenfunktionsstörungen (disseminierte intravasale Gerinnung [DIC], hämolytisch-urämisches Syndrom/thrombotisch-thrombozytopenisches Syndrom (HUS/TTP), Nierenversagen) führen. Leberfunktionsstörungen können auftreten. Symptome des Cinchonismus wie z. B. Ohrgeräusche, Hörstörungen und Schwindel sowie Magen-Darm-Störungen mit Übelkeit, Erbrechen, Durchfällen etc. können auftreten. Die Häufigkeit folgender Nebenwirkungen ist nicht bekannt (Häufigkeit auf Grundlage der verfügbaren Daten nicht abschätzbar): Es kann zu Sehstörungen kommen. Es können Herzrhythmusstörungen und Herzstolpern auftreten. Limptar® N ist abzusetzen und der Arzt ist zu informieren, wenn spontane Haut- oder Schleimhauteinblutungen, Nasenbluten oder erhöhte Blutungsneigung, Hautausschlag, Ohrgeräusche, Hör- oder Sehstörungen oder Zeichen für Herzrhythmusstörungen (Herzstolpern, Schwindel oder Ohnmacht) auftreten. Verschreibungspflichtig Cassella-med, Gereonsmühlengasse 1, 50670 Köln; Divapharma, Motzener Str. 41, 12277 Berlin

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