127. Deutscher ÄrztetagEvaluation der Weiterbildung: Noch viele Baustellen

Der ärztlichen Weiterbildung wird in Zukunft mehr Bedeutung zu kommen, darüber waren sich die Delegierten beim 127. Deutschen Ärztetag einig. Eine bundesweite Befragung zur Weiterbildungssituation offenbart jedoch: Es gibt viele Baustellen, Verbesserungspotenzial und Korrekturbedarf.

Dr. Johannes Albert Gehle (links) und Prof. Dr. Henrik Herrmann stellten Ergebnisse einer bundesweiten Befragung zur Weiterbildung vor.

Essen. Werden Weiterbildungsprogramme ausgehändigt und orientiert sich die Weiterbildung dann auch an dem Programm? Nachdem am Vortag bereits zur Änderung der Musterweiterbildungsordnung (MWBO) debattiert wurde, stellten Dr. Johannes Albert Gehle, Münster und Prof. Henrik Herrmann, Bad Segeberg, beide Vorsitzende der Ständigen Konferenz „Ärztliche Weiterbildung“ der Bundesärztekammer, am Freitag (19. Mai) Ergebnisse einer bundesweiten Befragung zur Weiterbildung vor.

Im vergangenen Jahr hatten sich die Kammern auf ein Evaluationskonzept geeinigt, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, erklärten Gehle und Herrmann in Essen. Dabei sollte ein einheitlicher Kernfragebogen zum Einsatz kommen, der gegebenenfalls um kammerspezifische Elemente erweitert werden kann.

12 Kammern lieferten Ergebnisse

Bis zum 127. Deutschen Ärztetag haben 13 Ärztekammern eine Evaluation gemäß oder in Anlehnung an den Kernfragebogen durchgeführt, in 12 Kammern liegen Ergebnisse vor, erklärte Herrmann am Freitag (19.5.) vor der Delegiertenversammlung in Essen.

Bei der Frage, ob ein Weiterbildungsprogramm ausgehändigt wird, antworteten (n= 11.123) 61,9 Prozent der Befragten mit „Nein“, 12,1 Prozent machten keine Angabe und nur gut jeder Vierte antwortete mit „Ja“.

Dass so häufig kein Programm ausgehändigt wird, nannte Gehle „eigentlich einen Skandal.“ Denn schließlich habe man sich auf dieses Prozedere geeinigt.

Und wird sich in der Weiterbildung dann am Programm orientiert? lautete eine weitere Fragestellung (n=3035). Immer und überwiegend, meinten gut drei Viertel der Befragten, selten meinten 8,5 Prozent, nie 11,5 Prozent, 4,3 Prozent machten dazu keine Angabe. Dass bereits 20,3 Prozent der Ärztinnen und Ärzte ihre Weiterbildung in Teilzeit absolvieren, offenbart Handlungsbedarf, meinten Herrmann und Gehle.

Wie viele Stunden bei Vollzeit?

Aber was heißt eigentlich Vollzeit, wann handelt es sich um Teilzeit? Laut Weiterbildungsordnungen (WBO) muss die Weiterbildung ganztägig und in hauptberuflicher Stellung durchgeführt werden. Unklar sei allerdings, ab welchem Stundenumfang von ganztägig gesprochen werden kann, hieß es in einem Beschlussantrag.

Während die Landesärztekammer Sachsen-Anhalt beispielsweise von 35 Wochenstunden für eine Vollzeitweiterbildung ausgehe, orientierten sich andere Kammern an den Vollzeitdefinitionen der Arbeitsverträge, führten die Delegierten in ihrem Antrag aus. Das könne bei einem Kammerwechsel für Weiterzubildende nachteilig sein.

Hier forderten Abgeordnete aus zehn Ländern per (angenommenen) Beschlussantrag eine Verständigung der Weiterbildungsgremien über die Auslegung des Begriffs Vollzeit.

E-Logbuch: Nutzerzahlen fast verdoppelt

Zum E-Logbuch wurden gleich drei Beschlussanträge gestellt und angenommen. Hier fordern die Delegierten, dass das E-Logbuch nutzerfreundlicher gestaltet wird, dass der Umgang mit ihm möglichst bundesweit einheitlich erfolgt und dass das E-Logbuch „als zentrale Dokumentation der Weiterbildung dem persönlichen Bereich der oder des jeweiligen Weiterzubildenden zuzuordnen ist“.

Die Nutzung des E-Logbuchs ist noch verhalten: Beispielsweise hatten 47,2 Prozent der Ärzte in Weiterbildung bei der Kammer-Befragung angegeben, das E-Logbuch für die Dokumentation der Weiterbildung zu nutzen, 39,5 Prozent verneinten das.

Im Vergleich zu 2022 sind die Nutzerzahlen des Logbuchs allerdings deutlich nach oben gegangen. Während zum Deutschen Ärztetag 2022 noch 24.605 Ärzte in Weiterbildung angaben, das E-Logbuch zu nutzen, waren es in diesem Jahr bereits 49.019 – nahezu eine Verdopplung. Auch mehr und mehr Befugte nutzen das E-Logbuch: Während 2022 17.217 die Nutzung angaben, waren es 2023 bereits 32.112 – ein Plus von 86,5 Prozent.

Weiterbildung mies? Das können Kammern tun

Insgesamt zeigten die Ergebnisse der Evaluation der Weiterbildung: Es gibt noch viel zu tun. Dabei betonten Delegierte die Wichtigkeit der Fortführung der Evaluationen, auch um eine Weiterentwicklung zu dokumentieren.

Dr. Wolf Andreas Fach, Abgeordneter aus Hessen meinte: Die Evaluation sei leider noch am Anfang, „sowohl inhaltlich, als auch vom Ausrollen innerhalb der Bundesrepublik“. Die Erhebung und Auswertung der Weiterbildungsdaten sei aber wichtig für die Kolleginnen und Kollegen in der Weiterbildung, den Befugten und auch den Kammern.

Aber welche Möglichkeiten haben die Kammern, gegen Fehlentwicklungen vorzugehen? Gehlen und Herrmann stellten folgende Liste vor:

  • anlassbezogene Visitation von Weiterbildungsstätten,
  • Prüfung von Konsequenzen für den Befugten (z. B. individuelle Gespräche, Train-the-Trainer-Seminare),
  • Rahmen für Kulturwandel schaffen (z. B. strukturierte Feedback-Kultur, Steigerung der Verbindlichkeit),
  • Veröffentlichung von Ergebnissen,
  • Berücksichtigung bei Weiterbildungsvorgaben,
  • Verwendung der Ergebnisse im Rahmen der ärztlichen Interessenvertretung,
  • Nutzung des E-Logbuchs für Evaluationen.

Ein weiterer angenommener Beschlussantrag zum Thema Weiterbildung hatte die anstehenden Krankenhausreformen im Blick. Alle am Reformprozess Beteiligten werden aufgefordert, „die ärztliche Weiterbildung als elementaren Bestandteil der Krankenhausreform zu begreifen“.

Finanzierung: BÄK-Vorstand “auf der Autobahn”

Weitere Anträge der Delegierten betrafen auch die sichere Finanzierung der ärztlichen Weiterbildung, mit denen sich der Vorstand der Bundesärztekammer beschäftigten soll. Gehlen wies in diesem Zusammenhang auf eine Vorstands-AG der BÄK zum Thema Finanzierung der Weiterbildung hin.

„Wir haben bereits einen Brief an Lauterbach geschrieben, dass wir uns zur Finanzierung der Weiterbildung unterhalten müssen. Seien Sie gewiss: Die Bundesärztekammer ist in Sachen Finanzierung der Weiterbildung direkt auf der Autobahn unterwegs“, versicherte Gehlen.

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