Berlin. In den vergangenen Wochen sind in Berlin drei Fälle von Mpox (Affenpocken) gemeldet worden, teilte das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) in der Hauptstadt auf dpa-Anfrage mit. “Es gibt derzeit keinerlei Anzeichen dafür, dass sich ein größeres Infektionsgeschehen anbahnt, wenngleich mit Einzelfällen stets zu rechnen ist.” Man beobachte die Situation wachsam.
Es handelt sich laut einer Datenbank des Robert Koch-Instituts (RKI) um die ersten und einzigen Nachweise der Infektionskrankheit in Deutschland seit Ende Januar. Zusammen mit den Fällen vom Jahresbeginn sind dort für 2023 bundesweit bisher 16 Mpox-Fälle erfasst, davon 13 in Berlin.
“Trotz der über Monate hinweg in weiten Teilen der Welt ruhigen epidemiologischen Lage hat das RKI damit gerechnet, dass neue Fälle auch in Deutschland auftreten können”, schreibt das Institut auf seiner Webseite. Auch ein begrenztes Ausbruchsgeschehen ist den RKI-Fachleuten zufolge durchaus wieder möglich. Aber von einem starken Anstieg der Fallzahlen wie 2022 gehe man derzeit nicht aus.
Impfeffektivität liegt bei 66 Prozent
Die europäische Seuchenschutzbehörde ECDC berichtete mit Stand 10. August für Europa von 65 Betroffenen in den vier Wochen zuvor, darunter 40 in Portugal und 10 in Großbritannien. Direkte Zusammenhänge zwischen den drei in Berlin gemeldeten Mpox-Fällen konnten laut Lageso nicht ermittelt werden. Es hätten jedoch zwei Betroffene von sexuellen Kontakten im Rahmen des Christopher-Street-Day in Berlin berichtet.
Unter den Infizierten war nach Behördenangaben ein vollständig gegen Mpox Geimpfter, ein weiterer Betroffener hatte eine von zwei empfohlenen Dosen erhalten. Ansteckungen trotz Impfung sind laut Lageso “nicht ungewöhnlich”.
Die Behörde nennt eine geschätzte Impfeffektivität der zweifachen Mpox-Impfung von 66 Prozent. Das bedeute, dass Impfungen die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung stark verringerten. Komplett ausgeschlossen wird dies dadurch aber nicht.
Viele Infektionen verlaufen symptomlos
Menschen mit Infektionsrisiken, die bisher nicht oder unvollständig gegen Mpox geimpft sind, ruft das RKI dazu auf, dies nachzuholen. Empfohlen wird die Impfung mit der Vakzine Imvanex® / Jynneos®
- für die Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach Mpox-/Affenpockenexposition von asymptomatischen Personen im Alter ≥18 Jahre und
- als Indikationsimpfung von Personen mit einem erhöhten Expositions- und Infektionsrisiko. Hierzu zählen aktuell: Männer ≥18 Jahre, die Sex mit Männern haben (MSM) und dabei häufig die Partner wechseln sowie Personal in Speziallaboratorien.
Das RKI geht in einer laufenden Studie mit mehr als 1.000 Berliner Teilnehmern mit erhöhtem Infektionsrisiko mehreren Fragen zum Mpox-Ausbruch nach. Das Interesse gilt unter anderem der Frage, wie stark sich das Virus tatsächlich in der Stadt verbreitet hat. Viele Infektionen verlaufen symptomlos. Es geht auch darum abzuschätzen, wie hoch der Anteil der noch für das Virus empfänglichen Menschen in der Gruppe ist.
Bisher rund 3.700 Fälle in Deutschland
Die Viruskrankheit Mpox – wie die WHO die Krankheit seit einiger Zeit nennt – war bis Anfang 2022 praktisch nur aus einigen afrikanischen Ländern bekannt. Im Frühjahr wurden plötzlich zahlreiche Fälle aus anderen Ländern gemeldet. Das Lageso schreibt, Berlin habe sich über den Sommer 2022 schnell zum europäischen Hotspot des internationalen Ausbruchs entwickelt.
Die WHO rief wie bei Corona einen internationalen Gesundheitsnotstand aus, dieser wurde im Mai 2023 wieder beendet, nachdem die Fallzahlen deutlich gesunken waren. Bekannt wurden insgesamt bislang rund 3.700 Fälle hierzulande. Weltweit wurden rund 90.000 Fälle an die WHO gemeldet, darunter bisher auch rund 150 Todesfälle.
Quelle: dpa