ReiseberichtAuf der Suche nach den Nordlichtern

Reykjavík erlebt derzeit einen Ansturm von Wintertouristen, die das Naturwunder der "Aurora Borealis" sehen wollen. Erste Versuche, die durch Sonnenwinde entstehenden Leuchterscheinung in der oberen Atmosphäre zu erklären, wurden bereits im 18. Jahrhundert unternommen.

Der Nordlicht-Klassiker, aufgenommen im Northern Lights Center.

Der schwedische Astronom und Physiker Anders Jonas Ångström und der norwegische Physiker Kristian Birkeland leisteten im 19. Jahrhundert bei der Erforschung des Phänomens Pionierarbeit. Und sie wären heute sicher völlig perplex, wenn sie noch erleben könnten, welche Heerscharen von Touristen aus aller Welt sich derzeit trotz zum Teil widriger Witterungsbedingungen nach Island auf den Weg machen, um in den – wahrlich nicht immer – wolkenfreien Nachthimmel zu schauen.

Aber die Aufhebung der allermeisten Covid-Beschränkungen und der Schneemangel in den Gebirgen führt selbst zur Winterszeit zu einem “Run” nach Norden.

Sogar der Icelandic Tourist Board ist von dem rasch steigenden Wintertourismus überrascht. Im Jahr 2023 werden in Island bereits 2,3 Mio. Besucher, 600.000 mehr als im Vorjahr erwartet und das bei einer Bevölkerung von nicht einmal 400.000 Einwohnern.

Immer mehr Kreuzfahrtschiffe

Zudem verbuchte der Hafen Reykjavík 2022 bereits die Ankunft von 200 Kreuzfahrtschiffen mit einer Gesamtkapazität von fast 215.000 Passagieren, die dann die Hauptstadt der Insel geradezu “fluten”. Die Zahl der Reykjavík anlaufenden Kreuzfahrtschiffe – letztes Jahr immerhin 83 – soll 2023 um etwa 60 Prozent steigen.

Der boomende Tourismus lässt zwar die Kassen des Gastgewerbes und der Reiseveranstalter kräftig klingeln – 2023 werden bereits stattliche Fremdenverkehrseinkünfte von 2,3 Mrd. Euro nach erst 1,7 Mrd. bis 1,8 Mrd. Euro im Vorjahr – vorhergesagt, allerdings bereitet das hohe Besucheraufkommen bereits Probleme in der touristischen Infrastruktur, da bei zunehmend knapperem Angebot die allermeisten Gäste auch Touren zu den Hauptsehenswürdigkeiten der Insel buchen wollen.

So wird es nicht nur an den Wahrzeichen der Hauptstadt Reykjavík, wie etwa der Hallgrimskirkja, dem größten Kirchengebäude Islands, oder der Harpa-Konzerthalle, zuweilen recht eng. Mit Gedränge muss man auch im Þingvellir National Park, am Geysir Strokkur oder den Gullfoss-Wasserfällen, den Attraktionen der “Golden Circle Tour”, rechnen.

Höchste Vorsicht ist auch auf den von Menschen überfüllten und während der Winterzeit meist von Eis und Schnee bedeckten Wegen zu den Aussichtspunkten im Süden der Insel geboten. Dies gilt etwa für den Zugang zum Sólheimajökull-Gletscher, der sich in den letzten 80 Jahren bereits um mehr als 1,8 km zurückgezogen hat, oder den beeindruckenden Wasserfällen Seljalandsfoss und Skógafoss.

Selbst am berühmten weitläufigen schwarzen Lavastrand Reynisfjara, dem südlichsten Punkt von Island, wo sich die berüchtigten Island-Tiefs bilden sollen, oder dem benachbarten Strand Reynisdragar in Vik, an dem der Legende nach drei Trolle versteinert wurden, muss man meist recht lange warten, bis das erhoffte Fotomotiv ohne störende Menschen im Vordergrund “im Kasten” ist.

Vorsicht: Island-Tief

Wer sich auf die Suche nach den Nordlichtern begibt, sollte wissen, dass das Wetter in Island vor allem im Winter nicht selten Kapriolen schlägt. Und da das Phänomen “Aurora Borealis” nur bei klarem Nachthimmel zu beobachten ist, kann es dem Besucher, selbst wenn er eine Woche in Reykjavik ist, durchaus passieren, dass er keine Möglichkeit hat, das Naturwunder zu erleben.

“Auf einer Internetseite des Icelandic Meteorological Office können Sie zwar die Wahrscheinlichkeit der Himmlischen Erscheinung in der Nacht gegenchecken, doch ist selbst bei Stufe 9 (die höchste Wahrscheinlichkeit auf der Skala der Wetterbeobachter) Aurora nicht garantiert”, erläutert uns Giorgia, die Direktorin des Northern Lights Center Aurora Reykjavik.

Dies erfahren wir leider am eigenen Leib, denn während unseres fünftägigen Aufenthalts in Reykjavik wird die Northern Lights Tour zweimal wegen des schlechten Wetters kurzfristig abgesagt. Und als wir in der Nacht vor unserer Abreise bei frostigen Temperaturen zusammen mit unzähligen Gleichgesinnten eine Stunde außerhalb der Stadt in den wolkenlosen Himmel blicken, können wir zwar viele Sterne sehen, die erhofften Naturwunder bleiben uns aber verborgen.

Deshalb sind wir sehr froh, dass wir zwei Tage vorher das Northern Lights Center Aurora Reykjavik besucht haben. Dieses tolle Informationscenter, das einen die Nordlichter hautnah erleben lässt, wurde von vier begeisterten Fotografen gegründet.

Und dank ihrer professionellen Filmausbeute können die Besucher im Northern Lights Theater auf einer sieben Meter großen Leinwand und später dann mit besonderen 4D-Brillen virtuell an dem Naturwunder des Polarkreises teilhaben.

Eldorado für Kulturbegeisterte

Da Reykjavik neben seinen Hauptattraktionen auch für Kunst- und Kulturliebhaber Ungewöhnliches zu bieten hat, wird es einem selbst bei schlechtem Wetter nicht langweilig. Denn wo sonst gibt es ein Museum, das mitten in der Stadt in einer ehemaligen öffentlichen Toilette zu besuchen ist.

Denn bereits 2016 wurde das Icelandic Punk Museum von einem der weltweit bekanntesten Punk Rocker, John Lyndon alias Johnny Rotten von den Sex Pistols, höchstpersönlich eingeweiht.

Einmalig auf der Welt ist auch das Icelandic Phallological Museum. Hier sind die edelsten Teile von Mensch und Tier ausgestellt und selbst die isländische Handball-Nationalmannschaft, die 2008 bei den Olympischen Spielen in Beijing die Silbermedaille gewonnen hat, hat sich hier verewigt.

Als wir dann vor unserem Rückflug noch einem Sinfoniekonzert in der Harpa lauschen, bereuen wir die Tour in den hohen Norden trotz des schlechten Wetters nicht. Beim nächsten Versuch, die Nordlichter zu sehen, möchten wir dies aber im Frühjahr machen, denn dann sind die Chancen für Aurora sogar etwas besser, zudem ist es schon etwas länger hell und deutlich wärmer.

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