Die Frage der Patientensteuerung wird derzeit heiß diskutiert, eine Umfrage zeigt jetzt, was Patienten selbst wollen: 91 Prozent der Deutschen ist es demnach wichtig, einen Hausarzt in ihrer Nähe zu haben, davon sogar 54 Prozent sehr wichtig. Zu diesem Ergebnis kommt die Befragung von 1.000 Deutschen des forsa-Instituts im Auftrag des Deutschen Hausärzteverbands, die im Vorfeld des Deutschen Ärztetags in Hamburg vorgestellt wurde. Dabei wird mit zunehmendem Alter der Hausarzt immer wichtiger: Sind es unter den 18- bis 29-Jährigen rund ein Drittel, die einen Hausarzt in der Nähe sehr wichtig finden, verdoppelt sich der Anteil bei den unter den über 60-Jährigen (63 Prozent).
Einig sind sich alle Altersgruppen gleicher Maßen, dass die Funktion der Hausärzte als erste Ansprechpartner für Patienten wichtig ist (88 Prozent). Allerdings arbeitet derzeit die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) mit ihrem Konzept „KBV 2020“ daran, dieses Prinzip aufzuweichen. Ihre Vorstellung: Bei multimorbiden Patienten sollen Hausärzte die Koordination übernehmen, bei Patienten mit beispielsweise nur einer chronischen Erkrankung soll der Hausarzt an den Facharzt überweisen. Dieser könne den Betroffenen dann für längstens ein Jahr (vier Quartale) betreuen. Der Facharzt soll in dieser Zeit dann das Krankheitsmanagement übernehmen, heißt es im Konzept.
„Dies sei nicht ausgereift“, kritisiert Ulrich Weigeldt, Bundesvorsitzender des Deutschen Hausärzteverbands, wie er gegenüber „Der Hausarzt“ im Exklusiv-Interview mitteilt. Patienten könnten oft nicht einschätzen, ob sie wirklich nur eine Erkrankung haben. Der forsa-Umfrage zufolge kommen besonders ältere Menschen mit mehreren Anliegen gleichzeitig zu ihrem Hausarzt. 60 Prozent der über 60-Jährigen hat bei einem Termin schon mehrere gesundheitliche Beschwerden mit seinem Hausarzt besprochen. Über alle Altersgruppen hinweg sind es 49 Prozent.
„Überhaupt nur ein Viertel der Patienten überweist der Hausarzt, rund 80 Prozent werden abschließend in der Hausarztpraxis behandelt“, ergänzt Weigeldt. „Nur Hausärzte können die primärärztliche Versorgung leisten, denn sie sind als einzige dafür weitergebildet“, so Weigeldt. „Das können andere Facharztgruppen nicht im Vorbeigehen miterledigen.