Verständliche SprachePatientenbriefe stärken Selbstbewußtsein

Leicht verständliche Gesundheitsinformationensteigern die Therapietreue und die Gesundheitskompetenz von Patienten. Das zeigt eine aktuelle Studie – und fordert damit auch Ärzte in ihrem Alltag heraus.

Verständlichkeit erhöht die Zufriedenheit

Patienten fühlen sich gestärkt, wenn sie ihre Erkrankungen verstehen und nicht durch eine medizinische Fachsprache verunsichert werden. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Juni vorgestellte Studie von “Was hab‘ ich?”. In der Evaluation des gemeinnützigen Unternehmens, das Entlassbriefe seit 2011 in eine laienverständliche Sprache “übersetzt”, hatten 85 Prozent der Patienten angegeben, dass die Befundübersetzungen sie ermutigt hätten, ihrer Erkrankung “mit Entschlossenheit” entgegenzutreten.

Für das Forschungsprojekt waren Patienten der Abteilung Innere Medizin an der Paracelsus-Klinik in Bad Ems von November 2015 bis April 2018 mit speziell für sie erstellten Briefen – zusätzlich zu den ärztlichen Entlassbriefen – versorgt worden. Die Patientenbriefe waren frei von medizinischen Fachbegriffen und erklärten Krankheit, Therapie sowie Medikationsplan in einfacher Sprache. Das Klinikpersonal hatte dadurch keinen Mehraufwand.

Wirkung der Briefe im Blick

Die begleitende, randomisierte kontrollierte Studie, erstellt von der Allgemeinmedizin der Technischen Universität Dresden unter Leitung von Prof. Antje Bergmann, sollte herausfinden, ob und wie ein individualisierter, verständlicher Patientenbrief wirkt. Die zentrale Forschungsfrage war, ob sich auf diesem Weg die Gesundheitskompetenz der Betroffenen stärken lässt und ob ihnen das schriftliche Dokument hilft, die Erkrankung sowie die Informationen und Anweisungen der Ärzte besser zu verstehen. Die Ergebnisse wurden jüngst auf einer Fachtagung des Bundesgesundheitsministeriums vorgestellt.

In der Studie erhielten Patienten der Interventionsgruppe bei der stationären Entlassung den herkömmlichen Entlassbrief, drei Tage später den Patientenbrief sowie weitere drei Tage später einen Fragebogen auf postalischen Weg. Den Patienten der Kontrollgruppe dagegen wurde nur der Entlassbrief ausgehändigt sowie wenige Tage später der Studienfragebogen zugesandt. Insgesamt waren 2.553 Patientenbriefe erstellt, 1.772 davon im ausgewählten Studienzeitraum versandt worden. Die Studienteilnehmer waren im Durchschnitt 71 Jahre alt und verfügten über einen mittelmäßigen bis schlechten Gesundheitszustand. 79 Prozent von ihnen konnten sich an gar kein oder nur ein kurzes Entlassgespräch erinnern. Dennoch hatten 63,8 Prozent der Patienten aus der Interventionsgruppe den Eindruck, gut und verständlich über die Ergebnisse der Untersuchungen informiert worden zu sein. In der Kontrollgruppe waren nur 42,3 Prozent der gleichen Meinung.

Bessere Noten für die Klinik

54,3 Prozent der Interventionsgruppe gaben an, über die Einnahme der Medikamente voll und ganz aufgeklärt worden zu sein, in der Kontrollgruppe war dies bei 40 Prozent der Fall.

Rund 50 Prozent der Interventionsgruppe fühlte sich bei der Entlassung gut durch das Krankenhaus unterstützt, 85 Prozent tendierten dazu, die Einrichtung in der Familie oder Freunden weiterzuempfehlen. In der Kontrollgruppe hatte nur etwa ein Drittel (36,7 Prozent) das Gefühl, bei der Entlassung durch das Krankenhaus unterstützt worden zu sein. Rund 75 Prozent gaben an, dieses bei Bedarf wahrscheinlich oder ganz sicher weiterzuempfehlen.

“Digitales Lernen” fordert Ärzte

“Mit der Studie konnte gezeigt werden, dass eine einfache und leicht verständliche Sprache in einem schriftlichen Dokument wirkt”, sagte Ansgar Jonietz, Gründer und Geschäftsführer der “Was hab‘ ich?”-gGmbH. Die große Mehrheit der Studienteilnehmer (86 Prozent) gab an, den Patientenbrief gelesen zu haben, bei etwa jedem zweiten Patienten hat sich zudem eine weitere Person mit den Informationen befasst.

Dass gedruckte Informationen allein in Zukunft nicht reichen werden, betonte hingegen Dr. Peter Langkafel. Der Geschäftsführer des Beratungsunternehmens Healthcubator und Berliner Landesvorsitzender im Bundesverband Medizininformatik ist überzeugt: “Angesichts der neuen digitalen Angebote in der Medizin müssen Patienten und Bürger dabei unterstützt werden, eine digitale Gesundheitskompetenz auszubilden.” Es werde immer wichtiger, Angebote im Internet oder in App Stores zu finden, zu verstehen, zu beurteilen und anwenden zu können. Nachholbedarf im “digitalen Lernen” sieht Langkafel auch bei Ärzten und Pflegekräften (s. Tipps).

Ein umfassender Einsatz von Patientenbriefen auf nationaler Ebene ist unterdessen jüngst durchgefallen. Der Bundesrat folgte Anfang Juni nicht einem entsprechenden Antrag von Brandenburg, Berlin und Hamburg. Die drei Länder wollten, dass Versicherte nach jeder Behandlung in Klinik und Praxis per Brief verständlich über Diagnose, Behandlung und Einnahme von Medikamenten aufgeklärt werden. Die Gesundheitsministerkonferenz hatte bereits 2018 empfohlen, in einem ersten Schritt Patientenbriefe nach einer stationären Behandlung einzusetzen.

 

 

Quelle: “Was hab‘ ich?”-GmbH: Mehr Gesundheitskompetenz durch Patientenbriefe, www.hausarzt.link/mEaBH

von Prof. Marie-Luise Dierks, Patientenuniversität an der MHH

1. Fragen Sie offen nach, ob und wie sich ihre Patienten schon vorab informiert haben – mitunter finden sich in guten Gesundheitsportalen grundlegende Informationen zu Krankheitsbildern, die Sie dann nicht jedem einzelnen Patienten persönlich erklären müssen.

2. Verweisen Sie Ihre Patienten auf verlässliche Informationsquellen, etwa www.gesundheitsinformation.de des Instituts für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) oder www.patienten-information.de von BÄK und KBV.

3. Versuchen Sie, auch im hektischen Praxisalltag klar und verständlich zu kommunizieren. Dazu gehört auch das Vermeiden medizinischer Fachbegriffe in der direkten Patientenansprache.

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