Praxis WissenLNB – das “andere” Schmerzverständnis

Schmerzen halten sich oft nicht an das Lehrbuchwissen oder den Beipackzettel. Trotz unterschiedlichster Strategien in der Schmerztherapie, kann vielen Menschen mit den gängigen Modellen nicht geholfen werden. Häufig ist unklar, warum das so ist.

Roland Liebscher-Bracht hat zusammen mit seiner Frau Dr. Petra Bracht eine Schmerztherapie (LNB) entwickelt, die auf einem neuen Schmerzentstehungsmodell basiert. "Dass die gängigen Methoden häufig nicht funktionieren, liegt nach unserer Erkenntnis allein daran, dass von falschen Voraussetzungen ausgegangen und dementsprechend eine unpassende Vorgehensweise gewählt wird", sagt Herr Liebscher-Bracht. Das klingt zugegebenermaßen verwegen, zumal er auch die allgemein vertretene Auffassung, dass Schmerzen frühzeitig mit Opiaten behandelt werden müssten, um zu verhindern, dass es zur Entstehung eines überschießenden Schmerzgedächtnisses kommt, für einen Irrweg hält.

Alarmschmerz statt Strukturschäden

Doch wer so etwas behauptet, muss – provokativ gesagt – entweder ein Prophet oder ein Betrüger sein. In jedem Fall lohnt es sich für Patienten, wenn Ärzte auch das Lehrbuchwissen immer wieder kritisch hinterfragen und offen für neue Ideen bleiben.

Das Schmerzentstehungsmodell von Liebscher und Bracht geht davon aus, dass 90 Prozent aller Schmerzen so genannte Alarmschmerzen sind, also vom Körper gesendet werden, um vor drohenden Schädigungen zu warnen. Das bedeutet in der Folge, dass strukturelle Schädigungen nicht die Ursache für den Großteil der Schmerzen sind.

Grund hierfür ist die Annahme, dass die gängigen Bewegungsdefizite der heutigen Zeit zu Veränderungen der Ansteuerungs- und Bewegungsprogramme in den Basalganglien im Gehirn führen: Wenig genutzte Bewegungswinkel schränken die Flexibilität von Muskeln und Faszien ein, sie "verkürzen", wodurch im Gehirn für diese Strukturen höhere Grund- und Arbeitsspannungen bis hin zu Dauerkontraktionen festgeschrieben werden. Das erhöht die Spannung auf die Gelenke und andere Strukturen und lässt den Körper einen Warnschmerz (z. B. Rücken-, Knie-, Kopfschmerzen) aussenden. Herr Liebscher-Bracht vergleicht das mit der Ölkontrollleuchte im Auto, die davor warnen will, dass der Motor zu Schaden kommt, wenn zu wenig Öl im System ist.

Ist es folglich sinnvoll, das Leuchten der Kontrollleuchte bzw. der Warnschmerzen einfach zu unterdrücken? "Die strukturellen Veränderungen, z. B. der Bandscheiben, sind im Grunde Folgeerscheinungen der zu hohen Spannung", erläutert Roland Liebscher-Bracht. Dass Muskelspannung und Schmerz miteinander in Zusammenhang stehen, konnte in einer kleinen Studie mit Prof. Dr. Froböse von der Deutschen Sporthochschule in Köln gezeigt werden.

Die LNB-Schmerztherapie setzt also nicht auf Veränderungen an der Struktur, sondern zielt auf die Änderung der Programmierung im Gehirn. Der Hebel dazu sind interstitielle Rezeptoren ("Alarmschmerzrezeptoren"), die an definierten Stellen an Knochen zu finden sind. Drückt man diese schmerzhaften Punkte (Osteopressur), so reagieren direkt die Basalganglien im Gehirn darauf – das Anspannungsprogramm wird gelöscht. "Das Gehirn reagiert hier wie ein Computer. Wenn Dateien gelöscht werden, sind sie sofort weg, egal, wie lange sie auf der Festplatte waren. Das ist auch der Grund, warum wir auch bei chronischen Schmerzen in der ersten Behandlung den Schmerz merklich senken können. Über eine Behandlung der seit Jahren unter Spannung stehenden Struktur wäre das nicht möglich", gibt Liebscher-Bracht zu bedenken. Die Osteopressurpunkte entsprechen nicht den Triggerpunkten, die in der Muskulatur liegen.

Nach dem Löschen des Schmerzprogrammes sei es wichtig, dass ein Zurückfallen in alte Muster verhindert werde, da sich sonst die Programmierung wieder im Gehirn festschreiben könne. Hierfür wurde ein Bewegungsprogramm entwickelt, das auf Faszienrollmassagen und so genannten Engpassdehnungen beruht.

LNB als Differenzialdiagnose

Die Fachärztin für Orthopädie und Unfallchirugie und Sportwissenschaftlerin Dr. Nicole Vennemann von der Johann Wolfgang Goethe Universität in Frankfurt setzt die Methode und Bewegungstherapie bei ihren Patienten und betreuten Sportlern ein: "Muskulär-faszial bedingte Schmerzen lassen sich mit wenigen Behandlungen lösen. Und das sind erstaunlicherweise die meisten Schmerzen." Für die Behandlung spielt es keine Rolle, ob die Schmerzgeplagten austherapiert sind, ob sie schon operiert wurden, oder ob sie dia-gnostizierte Bandscheibenvorfälle, Wirbelgleiten, Arthrose, Kalkablagerungen, Gelenks- oder Nervenentzündungen, Fehlstellungen von Geburt an, Beinlängenunterschiede oder Fibromyalgie haben.

"Auch bei diesen Diagnosen erreichten wir mit LNB meist eine massive Schmerzreduzierung in über 90 Prozent der Fälle schon in der ersten Behandlung", betont Liebscher-Bracht. Wenngleich noch nicht alle Hypothesen der Methode bewiesen sind, so bestätigen viele Patienten, Sportler, Ärzte und Therapeuten die schnellen und vor allem auch nachhaltigen Erfolge. Mehrere tausend Ärzte und Therapeuten haben sich in der Methode bereits schulen lassen. Dr. Vennemann nutzt die Methode auch zur Differenzialdiagnose: "Wenn die Schmerzen nach drei bis fünf Behandlungen nicht deutlich abgenommen haben, sind sie nicht muskulär-faszial, sondern wahrscheinlich strukturell bedingt. Dann kann man immer noch über eine OP oder andere Therapien nachdenken."

Schmerzzustände, bei denen LNB Linderung verschaffen kann:

Trigeminusneuralgie, Migräne, Kopf- und Nackenschmerzen, Steifnacken, Kiefergelenk-, Schulterschmerzen, Schulter-Arm-Syndrom, Frozen Shoulder, Tennis- und Golfellenbogen, Sehnenscheidenentzündung, Karpaltunnelsyndrom, Interkostalneuralgie, Rückenschmerzen entlang der gesamten Wirbelsäule, Morbus Bechterew, Ischialgie, Gleitwirbel, Spinalkanalstenose, Hexenschuss, Hüftgelenks-, Knie- und Fußgelenksschmerzen aller Art, Meniskusschmerzen, Restless Legs, Joggerschienbein, Krampfwaden, Achillessehnenreizung und Fersensporn, alle Arten von Weichteilrheumatismus, rheumatische Schmerzen, MS-Schmerzen, Parkinson, alle Arten von Phantomschmerzen. (Krankheitsbilder wie Rheuma oder Parkinson können nicht durch die Schmerzpunktpressur verschwinden, aber die ihnen zugeschriebenen Schmerzen können reduziert werden.)

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