"Rauchende Köpfe" PVS-Suche findet verdeckten Umsatz

Manche kontrollieren die Abrechnung täglich, andere am Quartalsende. Bei beidem hilft die Praxissoftware mit den richtigen Suchläufen, vergessene Leistungen zu entdecken und künftig keine Ziffer mehr zu vergessen.

Die einen kontrollieren abendlich jeden Patienten im Tagesprotokoll, andere lieber einmal pro Woche.

Die meisten Praxen werden ihre tägliche Abrechnung in irgendeiner Form vor der Abgabe am Quartalsende auf fehlende Abrechnungsziffern kontrollieren. Jede vergessene Abrechungsziffer ist bares Geld, welches “bei der KV liegengelassen wurde”.

Mögen die einen abendlich jeden Patienten im Tagesprotokoll kontrollieren, machen es andere Wochenweise oder am Ende des Quartals.

Die “Rauchenden Köpfe” stellen Ihnen verschiedene Möglichkeiten vor, wie Ihnen möglichst kein Geld verloren geht und erbrachte Leistungen nicht in der Abrechnung vergessen werden.

Nutzen Sie Vorlagen Ihres PVS

Zur standardisierten Ablage von Leistungen mittels Vorlagen in Ihrer Praxissoftware (PVS) finden Sie Tipps in “Der Hausarzt” 2/22. So sind schon viele der täglichen Leistungen korrekt abgerechnet und ersparen Ihnen die Kontrolle im Nachgang. Gerade Routineaufgaben, die an MFA delegiert wurden, sind so vollumfänglich dokumentiert.

Fast jede Praxissoftware bietet “Ziffernerinnerungen” direkt bei der Eingabe an. Diese müssen nur korrekt angelegt werden. Je nach PVS kann diese Leistung sogar “dazugebucht” werden und ist ein bequemer, aber oft teurer Weg, auf seinen Umsatz zu kommen.

Die Qualität schwankt von PVS zu PVS, kann aber meist einfach mit Suchlisten “nachempfunden” oder zur Praxis individuell besser passend selbst angelegt werden. Besonders schön ist es, wenn es eine PVS-Community gibt, die untereinander Suchlisten und Ziffernerinnerungen austauscht. Also schauen Sie doch mal, ob es auch für Ihr PVS eine solche Community gibt, wenn Sie dies bisher noch nicht getan haben.

Erstellen Sie sich Suchlisten und Ziffernerinnerungen

Es ist erstmal etwas aufwendig und kostet Arbeitszeit, aber: Wenn Sie selbst oder Ihre Abrechnungsmitarbeitende mal eingearbeitet sind und die wichtigsten Suchlisten erstellt sind, dann werden Sie sehr wahrscheinlich in jedem Quartal mit einem höheren Umsatz belohnt, der Ihnen diese leider patientenferne Arbeit “versüßt” und die geleistete Arbeit finanziell besser abbildet.

Recherchieren Sie, ob die in Ihrem PVS vorliegende Hilfe-Dokumentation zur Erstellung der Suchlisten ausreicht, es im sicher vorhandenen Nutzerforum eine Anleitung und Hilfe gibt oder beißen Sie in den sauren Apfel und ziehen eine Schulung (oft per Webschulung möglich) ihres Softwarehauses in Betracht: Die bisher vergessenen Ziffern, die Sie dann dadurch finden, werden diese Investition in Kürze refinanzieren.

Meist damit kombiniert ist ein Nachsorge/Vorsorge-Modul, das an ausstehende Impfungen oder Früherkennungsuntersuchungen erinnert. So können Sie auch dieses Umsatzpotential besser ausschöpfen – und Ihre Patienten freuen sich über diesen Service.

Häufige PVS-Suchen in der hausärztlichen Praxis

Häufig vergessen werden die Chronikerziffern: Lassen Sie sich beim Abrechnen der 03000 EBM daher vom PVS erinnern, dass die 03220 EBM fehlt. Genauso sollte beim zweiten Arzt-Patienten-Kontakt erkannt werden, dass die 03220 schon abgerechnet wurde, und dann die 03221 EBM folgen muss. Patienten, die in den letzten vier Quartalen dreimal in Ihrer Praxis waren und zweimal einen Arzt-Patienten-Kontakt hatten und chronisch krank sind, können so auch meist gefunden werden (4-3-2-1-Regel).

Gerade mit älteren Patienten reichlich “gesegnete” Landarztpraxen sollten sich bei Patienten ab 70 Jahren an die geriatrischen Ziffern erinnern lassen. Wenn das PVS erkennt, dass in den letzten drei Quartalen die 03360 EBM abgerechnet wurde: Warum lassen Sie sich nicht die 03362 vorschlagen?

Klar, müssen Sie dafür “die Behandlung therapeutischer Maßnahmen zur Behandlung von geriatrischen Syndromen einleiten, koordinieren und auf dem Medikationsplan” prüfen, ob alles stimmt. Aber das machen Sie bei gewissenhafter Arbeit sowieso, wenn Sie die Patienten behandeln. Ist die 03360 EBM länger als drei Quartale her, dann steht diese wieder an!

Haben Sie einen Heimvertrag? Denken Sie an die 37113 EBM!

Tipp: Die quartalsmäßig abrechenbare 03362 setzt voraus, dass zuvor einmal die 03360 erbracht wurde. Der EBM erlaubt aber, die 03360 sogar zweimal in vier Quartalen abzurechnen.

Laboruntersuchungen wie iFOBT oder Hepatitisscreening für Früherkennung werden erbracht, können aber schon mal in der Abrechnung verloren gehen. Erstellen Sie einen Suchlauf nach dem Laborwert und lassen Sie Ihr PVS die Fälle anzeigen, wo 01737 oder 01734/01744 jeweils fehlen. Cave: Die 01734 EBM muss taggleich mit der 01732 abgerechnet werden.

Sie haben einen Heimvertrag? Denken Sie an die 37113 EBM zum Mitbesuch, die die Heimtätigkeit um 11,94 Euro aufwertet, oder die quartalsweise abzurechnende 37105 EBM (30,98 Euro).

Patienten in palliativer Betreuung haben Zuschlagsziffern, die oft nur zur sowieso erbrachten Leistung als “Erschwerniszuschlag” zusätzlich abgerechnet werden können. Suchen Sie nach ICD Z51.5 Palliativbehandlung und prüfen Sie, ob die (0337-1/-2/-3 oder 3730-2/-5/-6) angesetzt wurden.

Gesundheitsuntersuchung, Krebsfrüherkennung oder Hautkrebsscreening werden auch zu Pandemiezeiten erbracht. Selbst sensibilisierten Abrechnern geht hier mal eine Ziffer verloren: Suchen Sie nach typischen Textbausteinen, den ggf. abgelegten Formularen oder der HKS-Liste, die zur KV übermittelt werden müssen.

Bietet Ihr PVS an, Abrechnungsziffern beim Ausdruck abzulegen? Aktivieren Sie diese Option mit der richtigen Ziffer. Tipp: Sie finden die für hausärztliche Praxen relevanten Ziffern auf dem EBM-Spicker unter “Formulare” (www.hausarzt.link/ebm-spickzettel).

Manche Diagnosen und Arzneien ermöglichen zusätzliche Ziffern

Sie haben während der Pandemie Coronafälle behandelt und entsprechend als ICD kodiert? Haben Sie jedes Mal an die 88240 gedacht, wenn zuvor die U07.1/U07.2/U08.9/U09.9 dokumentiert wurde? So generieren Sie indirekt zusätzlichen Umsatz, da die abgerechneten Ziffern dann “extrabudgetär” vollständig bezahlt werden.

Eine Verknüpfung von ICD-Diagnosen mit Laborausnahmeziffern (z.B. Diabetes E11-E14 mit 32022 EBM, Rheuma M05+M06 mit 32023 EBM) bringt Ihnen zwar keinen zusätzlichen Umsatz, allerdings “Luft” im Laborbudget und gegebenenfalls zusätzliches Einkommen durch einen höheren “Wirtschaftlichkeitsbonus” (www.hausarzt.link/wvARz).

Manche PVS lassen die Anlage von Dauerziffern zu, hier bieten sich vor allem die zuvor genannten Laborziffern, aber auch die Chroniker- oder Geriatrieziffern an. Diese werden dann jedes Quartal vorgeschlagen, müssen wegen rechtlicher Vorgaben allerdings händisch bestätigt werden.

Suchen Sie auch nach verordneten Medikamenten und vergessenen Laborausnahmeziffern: Gerade bei Vertretungspatienten geht gerne eine Ziffer durch die Lappen, die dann Laborbonus kostet. Klassiker sind hier die Gerinnungshemmer Phenprocoumon/Warfarin, bei denen man den INR als Point-of-Care vor Ort bestimmt hat. Mag man an die 32026 für 4,70 Euro gedacht haben, hat aber die Laborausschlussziffer 32015 vergessen, so fließen die 4,70 Euro direkt ins Laborbudget ein.

Denken Sie an das Vier-Augen-Prinzip

Auch der beste Abrechner vergisst mal was: Wenn die zuarbeitende MFA nach jedem Arzt-Patienten-Kontakt kontrolliert, ob eine Leistung abgerechnet wurde und eine Dokumentation vorliegt, dann geht auch im Alltag weniger verloren.

MFA arbeiten oft eigenständig. Hier ist es sinnvoll, dass eine andere MFA dann die Abrechnung gegencheckt.

Fazit

Es gibt viele Möglichkeiten, ehrlich durch konsequent gelebte Kontrollen den Umsatz zu generieren, den man erarbeitet hat. Spätestens vor Abgabe der Quartalsabrechnung sollte man Suchläufe durchführen: Zu Beginn decken sie Beträge im mittleren vierstelligen Bereich auf, die bisher übersehen wurden – später wird keine Ziffer mehr vergessen.

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