Forum PolitikWie geht es Ihnen ohne Ihren Hausarzt?

„Wie geht es mir ohne meinen Hausarzt?“, fragen sich immer mehr Patienten. Immer öfter stehen sie vor einer geschlossenen Praxis, weil ihr Hausarzt keinen Nachfolger gefunden hat. Im ostwestfälischen Herford „brennt“ es: Die Hausarztquote liegt nur knapp über 70%, Unterversorgung wird ab 75% vermutet. In den letzten fünf Jahren haben zehn Hausärzte aufgehört und von den verbliebenen 30 sind sieben bereits älter als 65. Eine Gefährdung der hausärztlichen Versorgung ist also abzusehen.

Das hat den Hausärzteverband Westfalen-Lippe veranlasst, mit Politikern, Vertretern von Kassen und KVWL Lösungen zu diskutieren. Das Podium leitete Anke Richter, 2. Vorsitzende des Landesverbandes Westfalen-Lippe und Vorsitzende des Bezirks Westfalen-Ost, und ihr Bezirksvorstandsmitglied Karl-Hermann Killmer. Mit von der Partie war auch Dr. Carl-Hans Biedendieck aus dem Bundesvorstand des Verbandes, der selbst in Herford niedergelassen ist.

Doch wo sollen junge Hausärzte herkommen? „Ich weiß es nicht“, gab Biedendieck zu bedenken. Thomas Müller, KVWL, regte eine enge Zusammenarbeit mit der Stadt Herford an und rannte offene Türen ein. Der Kreistagsvorsitzende Michael Schönbeck (CDU) riet, nach Ärzten Ausschau zu halten, die bereits Kontakt nach Ostwestfalen haben und denen man die Region daher einfacher schmackhaft machen könne. Auch mahnte er – gerichtet an Landratskandidaten Jürgen Müller (SPD) – an, in Bielefeld eine medizinische Fakultät einzurichten. Dieser meinte, die Ostwestfalen seien zu bescheiden, um für ihren hervorragenden Standort zu werben.

Damit hat er sicher Recht. Ein Lob kommt einem Ostwestfalen schwer über die Lippen. Zudem sind sie als wortkarg bekannt. So ist es zu verstehen, dass Hausärzte hier deutlich mehr Patienten behandeln als im übrigen Bundesgebiet – ein Gespräch in der Praxis ist einfach schneller beendet. 150 Patienten an einem Montag sind Standard in Westfalen und auch Patienten empfinden das als normal.

„Der Facharzt für Allgemeinmedizin geht bei der zunehmenden Spezialisierung in der Medizin unter“, beklagte Dr. Matthias Albrecht, Landesvorsitzender der AG im Gesundheitswesen der SPD Nordrhein-Westfalen und langjähriger Oberarzt in Dortmund. Studenten hätten kaum Kontakt zum Fach, da es zu wenig Lehrstühle für Allgemeinmedizin gibt und viele Professoren auf den Hausarzt herabschauten: „Das versteht selbst ein Hausarzt.“

Er wies zudem auf Regresse hin, die junge Ärzte von der Niederlassung abschreckten. Auch wenn die wirkliche Anzahl an Regressen nicht sehr hoch ist: Wer an einer Steigerung der Neuzulassungen in Allgemeinmedizin interessiert ist, kommt nicht daran vorbei, das Ende der Regresse zu fordern. Auch merkte Albrecht an: „Die Zukunft liegt in der Anstellung von Ärzten und insbesondere Ärztinnen.“ Von Kassenseite sei bei der Anstellung von Ärzten leider keine finanzielle Unterstützung zu erwarten, sagte Marco Wächter, IKK classic.

Er meinte, Hausärzte seien vor allem bei älteren Patienten gefragt, Jüngere konsultierten lieber direkt den Facharzt. Wenn die Kassen diesen Trend begünstigen, halte ich das für eine sehr gefährliche (Fehl-)Entwicklung. „Wie stehen die Chancen für ein Primärarztsystem?“, fragte Anke Richter – was beide Politiker negativ beschieden und mit der freien Arztwahl begründeten. Ein Argument, das nicht greift, denn auch bei der HZV entscheiden Patienten selbst, welchen Hausarzt sie wählen. Unsere Befürchtung, Hausärztemangel könne niemand mehr hören, bewahrheitete sich nicht. Die Politiker betonten, dieses Thema werde vor Ort immer wichtiger.

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