Angeblich sind Erstgeborene verantwortungsbewusster, gewissenhafter und dominanter als ihre jüngeren Geschwister. Diese dagegen seien meist gelassener und geselliger und würden intellektuell von den Eltern weniger gefördert. Ob und wie sich die Reihenfolge der Geburt auf die Entwicklung von Persönlichkeit und Intelligenz auswirkt, haben amerikanische Psychologen jetzt geprüft. Nach den Ergebnissen der bisher größten Studie zu diesem Thema sind die Effekte zwar messbar, aber äußerst gering und im persönlichen Kontakt nicht Sind Erstgeborene schlauer als Nesthäkchen? festzustellen, schreiben die Forscher im „Journal of Research in Personality” (doi: 10.1016/j.jrp.2015.05.005). Von größerer Bedeutung seien wohl andere Faktoren wie Geschlecht oder Einkommen der Eltern.
„Die Botschaft für Eltern ist: Sie sollten sich bei der Kindererziehung eher nicht von der Geburtenfolge beeinflussen lassen, weil diese für Persönlichkeit und IQ ohne Bedeutung ist“, sagt Rodica Damian, University of Illinois in Urbana-Champaign. Es gebe verschiedene Gründe, warum bisherige Studien dazu keine übereinstimmenden Resultate geliefert hätten. So sei es schwierig, sämtliche Einflussfaktoren wie Alter und Geschlecht, Gesamtzahl der Geschwister, Familienstruktur und sozio-ökonomische Stellung der Eltern zu berücksichtigen. Zudem sei der statistische Nachweis sehr geringer Unterschiede nur mit einer sehr großen Zahl an Probanden möglich.
Die Psychologen werteten Daten von 263.712 Highschool-Schülern aus, die im Schnitt 16 Jahre alt waren und mindestens einen Bruder oder Schwester hatten. 36 Prozent waren Erstgeborene. Mit mehreren Fragenkatalogen erhielten sie Angaben über Struktur, Lebensverhältnisse der Familien sowie über Persönlichkeitsmerkmale wie Emotionalität oder Verantwortungsbewusstsein. Spezielle Tests bewerteten verbale und mathematische kognitive Fähigkeiten sowie räumliches Vorstellungsvermögen und ermöglichten die Berechnung des IQ. Die Studie verglich nicht Geschwister innerhalb einer Familie, sondern je gleichaltrige Erstgeborene und später Geborene verschiedener Familien.
Quelle: wissenschaft aktuell