Berlin. Nach einem Wiederanstieg der Corona-Infektionszahlen bundesweit hat das Robert Koch-Institut (RKI) die Bevölkerung zum Einhalten der Verhaltensregeln aufgefordert. Die Entwicklung sei sehr beunruhigend, bekräftigte RKI-Präsident Prof. Lothar Wieler am Dienstag (28. Juli) online vor Journalisten. Als Ursache für den Anstieg nannte er Nachlässigkeit bei der Einhaltung der AHA-Verhaltensregeln: Abstand, Hygiene, Alltagsmasken.
Tatsächlich nehmen die Menschen im Land SARS-CoV-2 als ein geringeres Risiko als noch im Frühjahr wahr, wie eine Untersuchung des RKI und der Universität Erfurt zeige.
AHA-Regeln in Urlaub und Heimat einhalten
Dabei appellierte Wieler, nicht zwischen Urlaub, Arbeit oder privatem Alltag zu unterscheiden – die Regeln müssten in allen Bereichen gleichermaßen gelten. Auch in der Diskussion um Corona-Tests für Reiserückkehrer sei die wichtigste Regel, sich bereits am Urlaubsort „vernünftig“ zu verhalten. „Wo man sich befindet, ist für das Einhalten der Regeln irrelevant.“
„Der allerwahrscheinlichste Ort einer Ansteckung bleibt Deutschland“, betonte Dr. Ute Rexroth, Leiterin des Fachgebiets Surveillance am RKI. Seit einigen Wochen seien zwar Infektionen auch wieder auf Reisen zurückzuführen, Schätzungen zufolge jedoch nur um die zehn Prozent.
RKI beobachtet diffuse Lage
Im Unterschied zu den vergangenen Wochen mit einzelnen großen Ausbrüchen wie beim Schlachtbetrieb Tönnies sei die Lage derzeit diffus, schilderte Rexroth. Beobachtet würden Fallzahlenanstiege in unterschiedlichen Kommunen und Gemeinden. „Das Schwierige ist, dass es extrem schwer zu sagen ist, wann genau eine Infektion wo stattgefunden hat“, sagte sie zur Rückverfolgung von Infektionsketten etwa bei Urlaubern.
Wieler erinnerte an einige Länder, die die Epidemie bereits unter Kontrolle zu haben schienen, die nun aber wieder steigende Fallzahlen verzeichneten, etwa Australien, Japan und Spanien. Ausschlaggebend sei dort, dass individuelle Schutzmaßnahmen nicht mehr so gut befolgt würden, vor allem unter jüngeren Menschen.