CoronavirusRKI sieht mögliche „Belastung“ für deutsches Gesundheitswesen

Das RKI spricht erstmals davon, dass sich das Coronavirus zu einer weltweiten „Pandemie“ entwickeln könnte. Das Risiko für Deutschland sei zwar weiter gering – nichtsdestotrotz müsse die Lage ernst genommen werden. Ergänzend zu den vorliegenden Praxishilfen für Hausärzte erhält auch der ÖGD konkrete Infos an die Hand.

Mundschutz anlegen: In Corona-Verdachtsfällen ist das empfohlen.

Berlin. Das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 könnte nach Einschätzung des Robert Koch-Instituts (RKI) international in größerem Ausmaß um sich greifen. „Die globale Entwicklung legt nahe, dass es zu einer weltweiten Ausbreitung des Virus im Sinne einer Pandemie kommen kann“, heißt es im am Mittwoch (12. Februar) online veröffentlichten Epidemiologischen Bulletin 7/20. Davon seien Länder mit geringen Ressourcen im Gesundheitssystem besonders stark betroffen. „Aber auch in Ländern wie Deutschland könnte dies zu einer hohen Belastung der medizinischen Versorgung führen.“

Nach aktueller Einschätzung des Instituts ist ein Aufeinandertreffen mit einem Infizierten für Menschen in Deutschland weiterhin „sehr unwahrscheinlich“. Die Einschätzung könne sich aber jederzeit ändern. „Die Situation entwickelt sich sehr dynamisch und muss ernst genommen werden.“

Strategie: Verdachtsfälle früh erkennen

Aktuell empfiehlt das RKI eine Strategie der Eindämmung. Essenziell sei, Infizierte möglichst früh zu erkennen. Deren Kontaktpersonen sollen vorsichtshalber 14 Tage in Quarantäne verbringen. Selbst wenn nicht alle Erkrankten und ihre Kontakte rechtzeitig gefunden würden, bewirkten diese Schritte eine verlangsamte Ausbreitung des Erregers in der Bevölkerung.

„Der Hausarzt“ hat Hausarztpraxen dafür bereits drei Praxishilfen an die Hand gegeben:

  • Patienteninfo zur Unterscheidung von Grippe und Coronavirus
  • mehrsprachiger Praxisaushang (deutsch, englisch, chinesisch) zur frühen Triagierung bereits an der Praxistür
  • Checkliste zur Vorbereitung der eigenen Praxis auf Verdachtsfälle

Das RKI fokussiert auf die Gesundheitsämter, die im Falle eines Verdachtsfalls die Koordination übernehmen. In einer “Hilfestellung” (Stand 12. Februar) werden beispielsweise Informationen zu Ablauf und empfohlenen Maßnahmen bei Auftreten eines Falls zusammengefasst. „Für den Fall, dass ein Gesundheitsamt von einer Person erfährt, die innerhalb der letzten 14 Tage aus einem Risikogebiet eingereist ist, informiert das zuständige Gesundheitsamt den Einreisenden über das Covid-19-Ausbruchsgeschehen, Krankheitsbild, mögliche Krankheitsverläufe und Übertragungsrisiken“, erklärt das RKI das korrekte Vorgehen. „Es erfolgt eine individuelle Befragung, um das individuelle Risiko zu erheben und Maßnahmen festzulegen. Gleichzeitig ist es damit möglich, bei Auftreten von Symptomen die medizinische Versorgung zu koordinieren.“

Hausarzt zieht Gesundheitsamt zurate

Die bestehende Empfehlung für Verdachtsfälle in der Hausarztpraxis werden durch die aktuelle Einschätzung des RKi damit bestätigt: Hausärzte sollten das Gesundheitsamt früh zurate ziehen, um das weitere Vorgehen abzustimmen. Das RKI stellt hierzu eine Suche nach dem jeweils zuständigen Amt über die PLZ zur Verfügung.

Ziel sei es, eine Erkrankungswelle in Deutschland hinauszuzögern und deren Dynamik abzuschwächen. „Auch soll ein Zusammentreffen mit der aktuell in Deutschland und Europa laufenden Influenzawelle soweit als möglich vermieden werden, da dies zu einer maximalen Belastung der medizinischen Versorgungsstrukturen führen könnte.“

Spahn fordert Unterstützung der EU

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat unterdessen Forderungen nach Temperaturmessungen an Flughäfen wegen des neuartigen Coronavirus Sars-CoV-2 eine Absage erteilt. Solche Messungen würden den Eindruck von Maßnahmen erwecken und eine Scheinsicherheit suggerieren, sagte er am Mittwoch (12. Februar) in einer Aktuellen Stunde im Bundestag zum Thema. Spahn verwies darauf, dass mit dem Virus infizierte Menschen auch völlig fieberfrei sein können.

Vor einem Treffen der EU-Gesundheitsminister am Donnerstag (13. Februar) hat Spahn jedoch eine stärkere finanzielle Beteiligung der Europäischen Union am Kampf gegen das neuartige Coronavirus Sars-CoV-2 gefordert. Er wünsche sich eine Einigung auf Mittel aus dem EU-Haushalt zur Forschung im Kampf gegen das Virus, sagte Spahn nach einer Unterrichtung des Gesundheitsausschusses des Bundestags am Mittwoch. “Und ich möchte auch erreichen (…), dass die Bitte der Weltgesundheitsorganisation nach finanzieller Hilfe nicht nur von den Nationalstaaten beantwortet wird, sondern dass auch die Europäische Union mit Haushaltsmitteln sich verantwortlich fühlt.”

Fragebogen am Flughafen?

Für die EU sei außerdem ein abgestimmtes Vorgehen wichtig, mahnte Spahn an. Auch die Fraktion der Europäischen Volkspartei im Europaparlament (EVP) hat dies vor dem Treffen der EU-Gesundheitsminister gefordert. In den einzelnen Mitgliedsstaaten gebe es unterschiedliche Herangehensweisen, kritisierte der Vorsitzende der EVP-Fraktion, Manfred Weber. Die EU müsse endlich eine gemeinsame Strategie haben.

Die Fraktion schlug vor, dass alle Reisenden bei der Einreise in die Europäische Union einen Fragebogen ausfüllen müssen, um einer weiteren Verbreitung des Virus besser vorbeugen zu können. In dem Fragebogen sollten beispielsweise neben grundsätzlichen Kontaktdaten auch Reisen nach China und Asien eingetragen werden, erklärte der italienische EVP-Abgeordnete Antonio Tajani. Auch ob in den 30 Tagen vor Einreise Grippe-Symptome vorlagen, solle festgehalten werden. Falsche Angaben müssten geahndet werden, sagte Tajani.

Mit Material von dpa

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